Viele Menschen verbinden mit dem Saarbrücker Ludwigsparkstadion vor allem eines: Fußball. Im 1953 gebauten Rund fanden über Jahrzehnte allerdings auch Leichtathletik-Wettkämpfe statt. Und zwar keine schlechten. In den 1960er Jahren kamen bis zu 35 000 Zuschauer bei Leichtathletik-Länderkämpfen in das Ludwigsparkstadion. Sie sahen Weltstars. Zum Beispiel den Quierschieder Armin Hary , der 1960 bei den Olympischen Spielen in Rom Weltrekord über die 100 Meter lief. Auch im Ludwigspark rannte er den meisten davon. Hier ein Überblick über die interessantesten Wettbewerbe im Ludwigspark.
1953: Eröffnungswettkampf Saarland gegen die Schweiz.
1957: Auch süddeutsche Meisterschaften fanden im Ludwigspark statt, die erste 1957. Mit einem Weltklassefeld (siehe Foto): Finale über 4x100 Meter. Auf Bahn vier wechselt der Karlsruher SC mit Carl Kaufmann (400-Meter-Silbermedaillen-Gewinner 1960 in Rom) auf Heinz Fütterer (ehemaliger 100-Meter-Weltrekordler), auf Bahn fünf der 1. FC Saarbrücken mit Armin Hary (in Rom überraschender und bisher einziger deutscher Olympiasieger über 100 Meter) auf Herbert Jager. Der Titel aber ging an 1860 München. Aus den vielen Spitzenathleten, die im Park starteten und Südtitel gewannen, sei eine Saarländerin besonders hervorgehoben: Helga Hoffmann (heute Bühler) vom ATSV Saarbrücken . Sie ist bis heute die beste und erfolgreichste Saarländerin mit 14 deutschen Meistertiteln, vier Starts zwischen 1954 und 1966 bei Europameisterschaften und drei Olympiateilnahmen 1956 in Melbourne, 1960 in Rom und 1964 in Tokio. 1962 wurde sie mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet, 1965 und 1966 war "Miss Sechs-Meter" und "Miss Beständigkeit", wie sie von den Sportjournalisten getauft wurde, Deutschlands "Sportlerin des Jahres".
1958 (4. und 5. Oktober): Wettkampf gegen Ungarn. Damals kamen jeweils 35 000 Zuschauer. Sie sahen unter anderem, wie Hochspringer Theo Püll mit 2,07 Metern einen neuen deutschen Rekord erzielte.
1962: Länderkampf Deutschland gegen eine Südamerika-Auswahl. 1962 trugen Leo Schorr vom FCS über 1500 Meter und Dreispringer Hans-Jörg "Hanno" Müller von Saar 05 das Nationaltrikot. Mit dabei war beide Male auch der aus dem SV Saar 05 hervorgegangene, nach Leverkusen gewechselte Hans-Joachim "Jochen" Reske über 400 Meter sowie in der 4x400-Meter-Staffel. Interessant ist auch die Tatsache, dass bei diesem Länderkampf über 1500 Meter auch Karl Eyerkaufer dabei war, der drei Jahre später wesentlich dazu beitrug, dass DDR-Spitzenstar Jürgen May (1965 Weltrekordler über 1000 Meter und Europarekordler über 1500 Meter) die Flucht von der DDR in den Westen der Republik gelang.
1963: In den sechziger Jahren gab es im Ludwigsparkstadion auch Leichtathletik unter Flutlicht. Zum Beispiel 1963 aus Anlass des 60-jährigen Vereinsjubiläums des 1. FC Saarbrücken . Horst Grischy als damaliger Abteilungsleiter beim Club rief das 1. L.A.U.F. - Leichtathletik-Abendsportfest unter Flutlicht - ins Leben. Der Wettkampf fand viel Anklang, konnte aber aus Kostengründen nur noch zwei Mal stattfinden.
1964: Ein weiterer Länderkampf, diesmal Deutschland gegen Italien. Dreispringer Hans-Jörg "Hanno" Müller von Saar 05 trägt das Nationaltrikot.
1969: Der Saarländische Leichtathletik-Bund richtet deutsche Jugendmeisterschaften aus, bei denen Michael Karst vom SV Saar 05 - der spätere mehrfache deutsche Meister und Rekordler über 3000 Meter Hindernis sowie 1976 Olympiafünfter über diese Strecke - Vizemeister über 3000 Meter wurde.
1976: Kunststoff unter den Spikes. Zur Eröffnung der Tartanbahn fand eine Begegnung um den "Pokal der Freundschaft" der Jugend statt.
1977: Wieder finden die Süddeutschen im Park statt. Mit einer Sensation: Werner Zaske vom SV Saar 05 gewinnt die 100 Meter der Männer in 10,47 Sekunden. Als 16-Jähriger.
1979: Die deutschen Meisterschaften der Junioren finden im Ludwigspark statt. Ab 1980 in Rehlingen und 1982 in Homburg standen weitere Anlagen mit Kunststoff zur Verfügung, so dass es leichter war, Kollisionen mit dem Fußball im "Park" zu vermeiden.
1984: Wieder Südmeisterschaften in Saarbrücken . Hochsprung-Junioren-Europameisterin Andrea Breder von Saar 05 gewinnt den Weitsprung.
1989: Der internationale SAVAG-Zehnkampf-Cup ist die letzte große Leichtathletik-Veranstaltung im Park: Der EM-Dritte Christian Schenk aus der DDR gewinnt vor dem französischen Europameister Christian Plaziat. Nachdem auch Saarlouis 1994 und die Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule ein Jahr danach Kunstoffbahnen bekamen, hatte der Park als Leichtathletikstätte ausgedient, zumal Geld für eine Sanierung nicht zur Verfügung stand. Inzwischen hat das Kieselhumes-Stadion in Saarbrücken die Nachfolge angetreten. Mit acht Rundbahnen ausgestattet, bietet es gute Voraussetzungen für die Leichtathletik.