Serie "Arbeitsplatz Krankenhaus" Feingefühl für den Fuß

Saarbrücken · Wer denkt schon gern ans Krankenhaus – solange er gesund ist? Hauptsache, das Krankenhaus ist da, und wir fühlen uns sicher, weil für den Notfall alles bereitsteht: Geräte und vor allem hilfsbereite Menschen. Genau um diese Menschen geht es in unserer Serie „Arbeitsplatz Krankenhaus“. Wir stellen die vor, die uns helfen, wenn uns das Glück verlässt – oder uns auf dem Weg beistehen. Heute: der Wundtherapeut Paul Jank.

 Beim „diabetischen Fuß“ legt er Hand an: Paul Jank ist Wundtherapeut im Evangelischen Krankenhaus Saarbrücken. Foto: Iris Maurer

Beim „diabetischen Fuß“ legt er Hand an: Paul Jank ist Wundtherapeut im Evangelischen Krankenhaus Saarbrücken. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Kaum hat Paul Jank die Gummihandschuhe übergestreift, ist der alte Verband auch schon fast ab. Erst kurz vor der Wunde wickelt Jank etwas langsamer. Er muss vorsichtig sein, damit die Stelle am Fuß nicht wieder aufgeht. "Sieht gut aus", sagt er. Routiniert reinigt er die Wunde und legt einen neuen Verband an.

Rund 12000 solcher Verbandwechsel hat der 59-jährige Wundtherapeut in den letzten 15 Jahren im Evangelischen Stadtkrankenhaus durchgeführt. Auf die korrekte Berufsbezeichnung legt er Wert, immerhin hat der gelernte Krankenpfleger dafür eine rund 400-stündige Weiterbildung hinter sich. Seitdem ist vertraglich die Hälfte seiner Arbeitszeit für Wundbehandlungen reserviert. Außerdem leitet er inzwischen selbst Kurse und Weiterbildungen. Aber was darf ein Wundtherapeut eigentlich, was ein Krankenpfleger nicht darf? "Nicht viel", so Jank. Nur das Schneiden an abgestorbenem Gewebe bleibe ihm oder einem Arzt vorbehalten. Aber letztlich komme es weniger auf die Befugnisse, sondern auf die Fachkenntnisse an, sagt der Wundtherapeut. In seine Arbeit bringt er auch das Wissen aus seiner Ausbildung zum Podologen ein.

Das kann er auch gebrauchen, denn neben Patienten mit Dekubitus behandelt er vor allem welche mit diabetischem Fußsyndrom. Es entsteht durch schlecht eingestellten Blutzucker und führt dazu, dass aus kleinen Verletzungen an den Füßen ernsthafte Probleme werden. "Es gibt nichts Schlimmeres als eine ignorierte Bagatelle." Denn durch gleichzeitige Nervenschädigungen, so genannte Polyneuropathien, spüren die Patienten nicht, dass da eine wunde Stelle am Fuß ist. "Dadurch schonen sie den Fuß nicht und das Ganze wird immer schlimmer", erklärt Jank. Unbehandelt kann so etwas sogar zur Amputation führen. Dass größere Wunden kein angenehmer Anblick sind, gibt Jank zu.

Vor allem deshalb sei ein einfühlsamer Umgang mit den Patienten wichtig. Ob sich Jank auch mit seinen Patienten unterhält? "Ununterbrochen", sagt der 59-Jährige. Da kommt auch mal Privates zur Sprache, zum Beispiel seine Sport-Leidenschaft.

Früher war Jank Leichtathlet, heute ist er Torwart der Altherrenmannschaft des Saarbrücker Fußballclubs "UFC Wacker". Weil Janks Patienten meist chronisch krank sind, kommen viele von ihnen immer wieder. "Ich habe mittlerweile tatsächlich schon ein paar Duz-Freunde", erzählt der Wundtherapeut, der seit mehr als 30 Jahren im Stadtkrankenhaus arbeitet. "Es ist wichtig, dass die Patienten wissen: Mit dem kann ma' schwätze", so Jank.

Durch das vertraute Verhältnis könne er den Patienten besser klarmachen, dass es bei der Therapie auch auf sie ankommt. "Ich kann nur was bewirken, wenn die Patienten zu Hause weitermachen." Dazu gehört das Tragen spezieller Schuhe, aufmerksames Beobachten und regelmäßige medizinische Fußpflege.

Durch seine schweren Folgen liegt der diabetische Fuß Jank besonders am Herzen. Rund 120 Patienten mit dieser Diagnose behandelt er jährlich. "Jetzt soll das bei uns wieder ein Schwerpunkt werden", sagt Jank und erzählt, dass im Mai zwei neue Ärzte und eine Wundmanagerin im Stadtkrankenhaus anfangen. Jank wünscht sich, seine komplette Arbeitszeit der Wundtherapie widmen zu können. Aber er will realistisch bleiben: "Ich glaube, das leistet sich bis jetzt keine saarländische Klinik."

saarbruecker-zeitung.de/

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