Immer mehr Ärzte als Minijobber tätig

Berlin. Selbst im Gesundheitswesen nimmt die Zahl der Minijobs deutlich zu. Nach einer Übersicht der Bundesagentur für Arbeit (BA), die unserer Zeitung vorliegt, arbeiteten Mitte 2011 sogar insgesamt 6100 Ärzte auf der Basis einer geringfügig entlohnten Beschäftigung. Das waren mehr als vier Mal so viele wie noch im Jahr 2000. Eine gesicherte Erklärung für diese Entwicklung gibt es nicht

Berlin. Selbst im Gesundheitswesen nimmt die Zahl der Minijobs deutlich zu. Nach einer Übersicht der Bundesagentur für Arbeit (BA), die unserer Zeitung vorliegt, arbeiteten Mitte 2011 sogar insgesamt 6100 Ärzte auf der Basis einer geringfügig entlohnten Beschäftigung. Das waren mehr als vier Mal so viele wie noch im Jahr 2000. Eine gesicherte Erklärung für diese Entwicklung gibt es nicht. Die Zahl der geringfügig entlohnten Krankenschwestern und Hebammen nahm im gleichen Zeitraum ebenfalls stark zu. Von 19 600 auf 54 600. Auch die Zahl der mini-jobbenden Sprechstundenhilfen verdoppelte sich seit der Jahrtausendwende auf aktuell fast 113 000.Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der BA hat über die Hintergründe bisher noch keine Untersuchungen durchgeführt. BA-Sprecherin Ilona Mirtschin geht davon aus, dass es sich zum Teil um eine Aufspaltung sozialversicherungspflichtiger Vollzeittätigkeiten handeln könne. Denkbar seien aber auch zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten im Zuge der allgemeinen Flexibilisierung auf dem Arbeitsmarkt. Dies könne beispielsweise in Arztpraxen der Fall sein, wo eine Mini-Jobberin in Stoßzeiten neben der regulären Sprechstundenhilfe Dienst tue. Bei den Ärzten sei zu beachten, dass es sich hier zumeist um einen Nebenjob handele. "Ein Arzt im Krankenhaus könnte also noch zusätzlich in der Unfallaufnahme arbeiten." Auch seien mehr Ärztinnen unter den Mini-Jobbern zu finden als Männer. Das lege die Vermutung nah, dass sie wegen der Kinderbetreuung weniger arbeiteten, meinte Mirtschin auf Anfrage unserer Zeitung.

Letzteres hält die frauenpolitische Sprecherin der Linken, Yvonne Ploetz allerdings für wenig plausibel. Denn die Zahl der geringfügig entlohnten Männer in ärztlichen Berufen habe sich ebenfalls stark erhöht. Von den 6100 Medizinern im Mini-Job waren 3400 weiblich. Bei der Entwicklung der Zahlen gebe es noch massiven Klärungsbedarf, meinte Ploetz. vet

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