Aktiv gegen die braune Vergangenheit

Saarbrücken · Horst Bernard setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass die NS-Ideologie keine Chance mehr hat. Bernard führte bereits tausende Jugendliche über das Gelände des Ex-Gestapolagers Neue Bremm. Für diesen Einsatz wählten ihn die SZ-Leser zu „Saarlands Bestem“ im Monat März.

. Der 81-jährige Horst Bernard führt vor allem Jugendgruppen und Schüler über die Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm, wo er über die Verbrechen der Nationalsozialisten aufklärt. Seit 2004 leitete er im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung, des Regionalverbands Saarbrücken und des Vereins "Geografie ohne Grenzen/Statt Reisen Saar" bislang rund 250 Führungen. Ebenso führt Bernard zusammen mit Mitarbeitern des evangelischen Jugendwerks des Saarlandes Schüler über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Struthof-Natzweiler im Elsass.

Darüber hinaus hält der gebürtige Bischmisheimer auf Anfrage Vorträge in Schulen und Jugendzentren in der Region. Bei diesen Begegnungen berichtet er als Zeitzeuge unter anderem jungen Menschen davon, wie seine Eltern 1935 aus dem damaligen Saargebiet nach Südwestfrankreich fliehen mussten. "Mein jüdischstämmiger Vater und meine deutsche Mutter haben bei der Saar-Abstimmung gegen ‚Heim ins Reich' gestimmt", erklärt Bernard den Grund der Flucht. Mehr als 90 Prozent der Saarländer stimmten damals für den Anschluss des von 1920 bis 1935 vom Völkerbund verwalteten Saargebiets an Hitler-Deutschland.

Ab November 1942 musste sich Bernard und seine Eltern als Illegale in Frankreich durchschlagen. Fortan waren sie gezwungen, unter einem falschen Namen zu leben. Mit zwölf Jahren wurde Bernard bei Bekannten seiner Eltern in Agen untergebracht und musste den Vornamen "Henri" annehmen.

"Ich will den jungen Menschen vermitteln: Seid wachsam, dass nie wieder Nazis an die Macht kommen", betont Bernard, der zudem Landesvorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)/Bund der Antifaschisten (BdA) ist. Als Vorsitzender der Vereinigung kümmert er sich um die Organisation, hilft mit beim Verlegen von "Stolpersteinen", die vor den Häusern von NS-Opfern an deren Schicksal erinnern sollen. Und er versucht, saarländische Schulen für diese Aktion zu gewinnen. Auch recherchiert Bernard Daten zu der Leidensgeschichte der NS-Verfolgten, denen die "Stolpersteine" gewidmet sind. Pro Jahr engagiert sich der Rentner rund 60 Tage ehrenamtlich für die Erinnerungsarbeit.

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