Die vergessenen Söhne von Lebach

Lebach. An der Landstraße 336 ragt, von Lebach her gesehen auf der rechten Seite, ein Obelisk in das Blätterdach eines mächtigen Kastanienbaums. Die meisten Autofahrer fahren wohl achtlos an dem markanten Punkt vorbei. Wer aber anhält, der entdeckt ein interessantes geschichtliches Zeugnis der Stadt Lebach

 Aus der Nähe betrachtet offenbart sich der marode Zustand des Turnerdenkmals in Lebach. Fotos: Fred Kiefer

Aus der Nähe betrachtet offenbart sich der marode Zustand des Turnerdenkmals in Lebach. Fotos: Fred Kiefer

Lebach. An der Landstraße 336 ragt, von Lebach her gesehen auf der rechten Seite, ein Obelisk in das Blätterdach eines mächtigen Kastanienbaums. Die meisten Autofahrer fahren wohl achtlos an dem markanten Punkt vorbei. Wer aber anhält, der entdeckt ein interessantes geschichtliches Zeugnis der Stadt Lebach. Auf den ersten flüchtigen Blick ist kaum zu verstehen, was das Turnerkreuz im oberen Teil des Obelisken mit dem Eisernen Kreuz auf der Frontplatte am Sockel zu tun hat. Die Erklärung steht weiter unten, sie lautet: "Den Helden des Weltkrieges" und: "In Dankbarkeit seinen gefallenen Turnbrüdern und allen Gefallenen der Gemeinde Lebach". Die Inschrift sagt weiter: "Errichtet vom Turnverein Lebach im Jahre 1927". Und die Abschlusszeile lautet: "Turnertreu bleibt ewig neu". Aha, der imposante Obelisk ist also das Denkmal für die im großen Krieg von 1914 bis 1918 getöteten Lebacher Männer, das in der Chronik als "Turnerehrenmal" bezeichnet wird. Nicht zu übersehen ist der marode Zustand des immer noch stolzen Bauwerks. Am Sockel und an allen vier Seiten ziehen sich Risse durch den Beton oder Putz und auf den Inschrifttafeln macht sich Rost breit. Die Namen der 18 Opfer jener vier Jahre sind wegen des Rostfraßes nur noch schwer zu entziffern.Die Zeichen des Verfalls deuten darauf hin, dass die Lebacher Söhne in Vergessenheit geraten sind. Sie sagen aus, dass nach 93 Jahren keine Zeit mehr ist, an die Opfer zu denken, deren Gräber in halb Europa verstreut liegen. Soldaten haben ewiges Ruherecht.

Klaus Reichert, Kulturamtsleiter der Stadt Lebach und gleichzeitig Vorsitzender des Turnvereins berichtet: "Die Gedenkfeiern, die früher an dem Platz abgehalten wurden, gibt es heute nicht mehr. Nach meiner Erinnerung wurden die letzten Kränze vor 20 Jahren niedergelegt, als sich die älteren Vereinsmitglieder noch mit den Gefallenen und deren Angehörigen verbunden fühlten."

Reichert gibt zu, dass das Ehrenmal in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten sei. Der Turnverein müsse sich heutzutage auf seine vielfältigen sportlichen Aufgaben konzentrieren. Er werde aber den Zustand des Ehrenmals in der nächsten Vorstandssitzung zur Sprache bringen.

 Die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Turner sind kaum noch lesbar.

Die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Turner sind kaum noch lesbar.

Da auch die Stadt Lebach in früheren Zeiten an dem Ehrenmal der Gefallenen gedachte, verpflichtete sie sich, die Anlage auch weiterhin zu pflegen und zu erhalten - so steht es jedenfalls in der Chronik geschrieben. Der Sprecher der Stadt Lebach ließ nach Einsicht von Fotos und nach Rücksprache mit Bürgermeister Arno Schmidt verlauten: "Der Bauhof wird sich der Geschichte annehmen".

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