Suhrkamp will Castorfs „Baal“-Inszenierung verbieten lassen

München/Berlin · Der Suhrkamp Verlag will die Münchner "Baal"-Inszenierung von Regisseur Frank Castorf verbieten lassen. Eine Sprecherin bestätigte gestern, dass der Verlag als Vertreter der Brecht-Erben beim Landgericht München eine einstweilige Verfügung gegen die Inszenierung beantragt hat.

Die Begründung: Bei Castorfs Interpretation am Münchner Residenztheater handele es sich "um eine nicht-autorisierte Bearbeitung des Stückes von Bertolt Brecht ".

Castorf erzählt die Geschichte vor der Kulisse diverser Kriege in Fernost. Für seinen "Baal" fügte er Texte unter anderem von Arthur Rimbaud in Brechts Original ein. "Dies verletzt das Urheberrecht und ist durch den mit der Bühne geschlossenen Aufführungsvertrag nicht gedeckt", kritisiert Suhrkamp. Das Landgericht wollte sich bisher nicht äußern. Nach Verlagsangaben wird eine Entscheidung über die einstweilige Verfügung aber noch in dieser Woche erwartet.

Regisseur Castorf nannte Suhrkamps Vorgehen "gestrig und albern". "Die kennen mich doch und wissen, was da rauskommt", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Im Übrigen sei das "Originalgenie Rimbaud", denn: "Von dem hat Brecht ja das meiste geklaut." Der Intendant des Residenztheaters, Martin Kusej, zeigte sich "außerordentlich irritiert" über das Vorgehen Suhrkamps. Die Inszenierung nicht mehr zeigen zu dürfen, bedeute "die Preisgabe einer künstlerisch furiosen Arbeit". Unterstützung kam gestern aus Berlin: "Baal" ist zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden. Die Berliner Festspiele bescheinigten der Inszenierung eine "Reflexion über die menschgemachte Apokalypse und die Aktualität von geistigem Kolonialismus".

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