Süß-Bitteres aus dem Wiener Wald

Bregenz · Der Wiener Komponist HK Gruber hat das Theaterstück „Geschichten aus dem Wiener Wald“ für die Bregenzer Festspiele vertont. Das Publikum war begeistert.

Auf der Seebühne die "Zauberflöte", im Festspielhaus die neue Oper "Geschichten aus dem Wiener Wald" von HK Gruber. Der diesjährige, glanzvolle Festivalstart steht exemplarisch für die Amtszeit des seit 2004 amtierenden Intendanten David Pountney, der die Bregenzer Festspiele in diesem Jahr verlässt. Pountney hat es geschafft, Kunst und Kommerz in Einklang zu bringen, wobei seine eigene, mit zahlreichen Stunts und Special Effects gewürzte Inszenierung der "Zauberflöte" im zweiten Jahr bei herrlichem Sommerwetter noch lebendiger erscheint als bei der Premiere 2013.

Mit HK Grubers Oper "Geschichten aus dem Wiener Wald" nach dem gleichnamigen Theaterstück von Ödön von Horvarth (1931) beendet er nun seine Bregenzer Amtszeit mit einem Ausrufezeichen. Eine gute, packende Geschichte, die von Michael Sturminger, der bei der Uraufführung auch Regie führte, geschickt in ein Libretto übertragen wurde (Bühnenbild, Kostüme: Renate Martin, Andreas Donhauser).

Horvarths Volksstück legt hinter der lächelnden Fassade der bürgerlichen Gesellschaft deren Abgründe offen. HK Gruber trifft bereits in der Ouvertüre diese typische Mischung aus süß und bitter, wenn er zu den hellen Walz-eranklängen die Blechbläser und das Schlagzeug animalisch dreinfahren lässt. Für die Protagonistin Marianne hat der Wiener Komponist eine extrem hoch liegende Partie geschrieben, mit der sich die großartige Sopranistin Ilse Eerens von der Umwelt abhebt. Marianne möchte doch nur ihrem Gefühl folgen, wenn sie die arrangierte Verlobung mit Oskar (mit ganz feinem Tenor: Jörg Schneider) löst und meint, in dem Strizzi Alfred (Daniel Schmutzhard) ihre große Liebe zu finden. Am Ende ist ihr Kind tot, sie wird von der Familie ausgestoßen und völlig willenlos von Oskar über die leere Bühne getragen. Hier hat sie zu Beginn unbegleitet das traurige "Lied von der Wachau" gesungen, womit der Komponist das düstere Ende schon antizipiert.

Aber auch andere Figuren wie Mariannes Vater, der Zauberkönig (schön polternd: Albert Pesendorfer) kommen musikalisch näher. Gruber lässt ihn Verse und Melodiepartikel wiederholen, um dessen Beschränktheit zu zeigen. Angelika Kirchschlager macht aus der Kioskverkäuferin Valerie eine vielschichtige Persönlichkeit, die noch die menschlichsten Züge trägt. Große Auftritte hat Anja Silja, die die gehässige, verbitterte Großmutter mit beängstigender Wucht auf die Bühne bringt. Großer Applaus.

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