Überraschendes Ergebnis Davor haben die Deutschen Angst

Berlin · Was fürchten die Deutschen am meisten? Eine Studie kommt zu einem eindeutigen Ergebnis – und Donald Trump spielt dabei eine große Rolle.

 Viele Deutsche sehen in Trump einen Horror-Clown.

Viele Deutsche sehen in Trump einen Horror-Clown.

Foto: dpa/Boris Roessler

Spinnen, Dunkelheit und Krankheiten: Jeder Mensch hat individuelle Ängste. Worüber sich die Deutschen aber am meisten Sorgen machen, hat eine Studie untersucht. Im Langzeittrend plagten die Deutschen fast immer soziale und wirtschaftliche Ängste, etwa vor Inflation oder Arbeitslosigkeit. Also Sorgen vor persönlichen Verlusten. 2018 aber sind erstmals seit 24 Jahren, seitdem die Daten erhoben werden, allgemeine politische Bedrohungen ganz nach oben gerückt. Die gestern in Berlin veröffentlichte Studie „Die Ängste der Deutschen“ ist damit das Spiegelbild einer unruhigen Zeit. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wovor fürchten sich die Leute am meisten?

Vor Donald Trump. Dass es durch ihn eine gefährlichere Welt gebe, antworten 69 Prozent der 2400 Befragten. Das ist in allen Altersgruppen die Hauptsorge. Der drohende Handelskrieg, die Aufkündigung internationaler Abkommen aber auch die speziellen Angriffe des US-Präsidenten auf Deutschland dürften dafür der Hintergrund sein, so der Heidelberger Politikwissenschaftler Manfred Schmidt. Er begleitete die von der R+V-Versicherung in Auftrag gegebene Studie. 63 Prozent nennen die Überforderung der Behörden durch Flüchtlinge und weitere 63 Prozent Spannungen durch den Zuzug von Ausländern. Trotz sinkender Flüchtlingszahlen sind diese Werte gegenüber dem Vorjahr wieder gestiegen, um sechs Prozentpunkte. Auf Platz vier rangiert die „Überforderung der Politiker“, die 61 Prozent nennen. Ebenfalls plus sechs Prozentpunkte. Auch ist die Durchschnittsnote für Politiker, eine 4,3, so schlecht wie seit acht Jahren nicht mehr. Hier spiegelt sich möglicherweise die quälend lange Regierungsbildung seit der Wahl wieder.

Und was lässt die Menschen ruhiger schlafen?

Die Angst vor Terrorismus, im letzten Jahr noch Top-Sorge, hat um zwölf Prozentpunkte auf 59 Prozent (Platz fünf) abgenommen. Wahrscheinlich, weil es im Juni, dem Umfragemonat, kein Attentat gab. Nach solchen Ereignissen schnellt der Wert immer nach oben. Am wenigsten Sorgen machen sich die Deutschen vor Straftaten (28 Prozent), Drogensucht der eigenen Kinder (27 Prozent), eigener Arbeitslosigkeit (25 Prozent) und dem Zerbrechen der Partnerschaft (18 Prozent). Das spricht für große persönliche und soziale Sicherheit, gegenüber der die nationalen und globalen Bedrohungen offenbar umso schärfer wahrgenommen werden. Der so genannte Angstindex, der Durchschnittswert aller Ängste, ist zwar um einen Prozentpunkt gegenüber 2016 gestiegen, liegt mit 47 aber immer noch im langjährigen Mittelfeld.

Gibt es regionale Unterschiede?

Sachsen-Anhalt nennt sich „Land der Frühaufsteher“. Möglicherweise, weil dort die Leute unruhig träumen. Es führt seit Jahren die Liste der Angst an, und zwar mit Abstand. Dieses Jahr mit einem Indexwert von 63, während alle anderen Länder zwischen 41 (Schlusslicht Berlin) und 51 (Rheinland-Pfalz und Saarland) liegen. Im Ost-West-Vergleich ist in den neuen Bundesländern die Angst vor einer Überforderung durch Flüchtlinge mit 69 Prozent die stärkste, gefolgt vor der Befürchtung, dass Politiker unfähig seien (67 Prozent). Im Westen sind beide Werte mit 62 beziehungsweise 60 Prozent deutlich niedriger. Es wurde auch ein Nord-Süd-Vergleich erstellt. Ergebnis: Im Süden fürchtet man Flüchtlingskrise und Folgen fast genauso stark wie im Osten. Mehr aber noch Donald Trump.

Welche Unterschiede gibt es bei Ängsten zwischen Frauen und Männern?

Fast klischeehaft machen sich laut Untersuchung Frauen grundsätzlich mehr Sorgen als Männer – eine Tendenz, die sich auf mehreren Gebieten zeigt. Deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es bei Bedrohungen durch Terroristen (Frauen: 64 Prozent, Männer: 54 Prozent), der Furcht vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln (Frauen: 60 Prozent, Männer: 49 Prozent). Und schließlich sind auch Themen wie Krankheit (Frauen: 53 Prozent, Männer: 41 Prozent) und Pflegebedürftigkeit (Frauen: 57 Prozent, Männer: 47 Prozent) bei Frauen mit deutlich mehr Angst besetzt.

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