Studie: Bio ist kaum gesünder

Berlin. Bioprodukte haben in Deutschland längst die Marktnische verlassen. Nahezu jeder Deutsche packte nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung im vergangenen Jahr Lebensmittel mit dem Logo der grünen Bio-Wabe in seinen Einkaufskorb

Berlin. Bioprodukte haben in Deutschland längst die Marktnische verlassen. Nahezu jeder Deutsche packte nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung im vergangenen Jahr Lebensmittel mit dem Logo der grünen Bio-Wabe in seinen Einkaufskorb. Für Fans der Öko-Ernährung dürfte das aktuelle Urteil der "Stiftung Warentest" bitter sein: Bioprodukte stehen im Durchschnitt nicht besser da als herkömmliche Produkte. Doch ihre größten Versprechen, auf Schadstoffe zu verzichten sowie ökologische Verantwortung zu zeigen, erfüllte die durchschnittlich 30 bis 50 Prozent teurere Bioware. Aber das Argument, gesünder oder gar schmackhafter zu sein, trifft nicht zu, wie das Fazit der Stiftung aus 85 Lebensmittel-Untersuchungen in den vergangenen acht Jahren zeigt. Dabei wurden 249 biologische und 1007 konventionelle Lebensmittel auf Schadstoffe, Keime, Geruch, Geschmack und auf Nachhaltigkeit geprüft.Nicht überall glänzten Bioprodukte mit Qualität: Babybreis erwiesen sich als keimfrei, enthielten aber zu wenig Vitamin C und Fett. Rapsöl-Sorten fielen durch, weil sie geschmacklich ungenießbar waren. Andere Produkte scheiterten an üblichen Erwartungen: So war ein Kartoffelbrei den Testern zu "kleistrig" und die Schaumhaube eines Bio-Cappuccino einfach zu "großporig". Nur in zwei Tests trumpfte Bio deutlich auf: Ohne Bestnote, aber immerhin "gut" schnitten sechs von sieben Bio-Sorten frischer Vollmilch ab, bei der konventionellen Konkurrenz waren es nur fünf von zwölf. Bei Würzölen, mit denen sich beispielsweise Salate verfeinern lassen, stellten vier Öko-Marken eine erschreckend "mangelhafte" Konkurrenz in den Schatten. Dass sowohl Bio- als auch konventionelle Lebensmittel die Kopfnoten "sehr gut" bis "mangelhaft" erhielten, spricht immerhin auch ein wenig für die verbesserten Nicht-Bioprodukte. "Die konventionelle Landwirtschaft arbeitet heute auch anders als vor 20 Jahren", sagt der Sprecher des Deutschen Bauernverbandes, Michael Lohse. Das Motto "viel hilft viel" gelte beim Düngen und Pflanzenschutzmittel nicht mehr. In den Untersuchungen von "Stiftung Warentest" schlägt sich auch insgesamt ein sorgsamerer Umgang mit Pestiziden nieder: 91 Prozent herkömmlicher Tees und Früchte lagen unter den gesetzlichen Höchstgehalten. Tendenziell sinke die Schadstoffbelastung. Das Gefühl jedoch, etwas Gutes für sich selbst oder die Umwelt zu tun, bleibt den Bio-Käufern vorbehalten: Das Biosiegel der EG-Ökoverordnung verpflichtet zum Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, mineralischen Stickstoffdünger und vorbeugende Medikamente für Tiere - und daran scheinen sich der "Stiftung Warentest" zufolge die Biohersteller zu halten. . Nach Ansicht des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ist diese Nachhaltigkeit für das Urteil über Lebensmittel ausschlaggebend: "Zur Gesundheit des Menschen gehört, dass die von ihm gekauften Lebensmittel umwelt-, tier- und ressourcenschonend erzeugt werden", meinte der Geschäftsführer Alexander Gerber.

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