Stress mit dem zweiten Banken-Test

Brüssel/Frankfurt. Europas Banken im Stresstest: Nur ein Jahr nach der letzten Runde nehmen die Aufseher erneut die Krisentauglichkeit der Finanzbranche unter die Lupe. 91 Institute in der Europäischen Union haben Daten geliefert, darunter 13 deutsche. Vermutlich Anfang Juli will die europäische Bankenaufsicht EBA die endgültigen Ergebnisse veröffentlichen

Brüssel/Frankfurt. Europas Banken im Stresstest: Nur ein Jahr nach der letzten Runde nehmen die Aufseher erneut die Krisentauglichkeit der Finanzbranche unter die Lupe. 91 Institute in der Europäischen Union haben Daten geliefert, darunter 13 deutsche. Vermutlich Anfang Juli will die europäische Bankenaufsicht EBA die endgültigen Ergebnisse veröffentlichen.Was ist ein Stresstest?

Der Test soll prüfen, wie gut die Bank eine Stresssituation aushalten kann. Das könnte ein Wirtschaftseinbruch oder ein Zinsschock sein. Kernfrage: Hat die Bank auch bei widrigen Umständen ausreichend Kapital? Überträgt man den Test auf einen Privathaushalt, so würde geprüft, ob Einnahmen, Erspartes und Versicherungsschutz auch dann ausreichen, wenn zugleich Auto und Waschmaschine kaputtgehen, der Arbeitgeber pleite ist und man erst im nächsten Jahr einen neuen Job findet. Der Test soll Vertrauen in den Bankensektor stärken und die schwelende Euro-Schuldenkrise eindämmen.

Was wird getestet und nach welchen Kriterien?

Das Negativszenario für die 91 europäischen Banken geht von einer Rezession und der Verschärfung der Schuldenkrise aus: Die Wirtschaft im Euro-Raum schrumpft um 0,5 Prozent, Aktien brechen um 15 Prozent ein, die Immobilienmärkte liegen darnieder und die Banken müssen mehr Zinsen zahlen, um sich frisches Geld zu leihen. Jede Bank muss nachweisen, dass selbst im schlimmsten Krisenszenario ihre harte Kernkapitalquote nicht unter fünf Prozent rutscht - sonst ist sie durchgefallen. EU-Kommission und EBA wollen sie dann zwingen, sich mehr Kapital zu beschaffen.

Was ist anders als beim letzten Stresstest?

"Wir haben aus der ersten Runde der Stresstests gelernt und werden Schwächen schonungslos aufdecken", sagt EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier. Auch der Chef der neuen EU-Bankenaufsicht EBA, Andrea Enria, verspricht einen harten Kurs ohne Ausnahmen. So wird das Kernkapital enger definiert, die Aufseher erkennen sogenannte Stille Einlagen nicht mehr als hartes Kernkapital an. Und anders als 2010 wird auch geprüft, wie abhängig die Institute untereinander bei der Geldbeschaffung sind.

Was bringt so ein Test überhaupt?

Vertrauen und Stabilität, sagen die Befürworter. Nichts, sagen die Kritiker. Beim ersten EU-weiten Test waren nur die Institute durchgefallen, von denen man es erwartet hatte: Fünf spanische Sparkassen, eine griechische Bank und der mit Steuermilliarden gerettete, deutsche Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE). "Der Stresstest hat Leichen für tot erklärt", bilanzierte damals Volkswirt Daniel Gros, Leiter des Centre for European Policy Studies (CEPS). "Persilschein", lautet der Vorwurf.

Wo sind die Kritikpunkte?

Ein Test beleuchtet nur einzelne Szenarien. "Das Risiko kann niemals voll erfasst werden", sagt der Bankenforscher Hans-Peter Burghof. Zwar wurden einige Kriterien verschärft, doch die Hürden gelten als so niedrig, dass fast alle darüber kommen. Durchfallen unerwünscht. "Denn das würde ja bedeuten, dass das System insgesamt unsicher ist und dass die Politik wieder eingreifen muss", sagt Burghof. Nach Expertenansicht haben die USA es im Jahr 2009 besser gemacht: Die US-Regierung nahm die 19 größten Geldinstitute unter die Lupe, zehn mussten danach auf Anordnung von Finanzministerium und Notenbank ihre Kapitaldecke stärken.

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