Streit um Tarifabschlüsse

Berlin. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und führende Wirtschaftsinstitute warben gestern für moderate Tarifabschlüsse. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht dagegen in der Wirtschaftskrise ein Argument für Lohnerhöhungen. Hundt sagte, Beschäftigungssicherung habe "Vorrang vor allen anderen Überlegungen"

Berlin. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und führende Wirtschaftsinstitute warben gestern für moderate Tarifabschlüsse. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht dagegen in der Wirtschaftskrise ein Argument für Lohnerhöhungen. Hundt sagte, Beschäftigungssicherung habe "Vorrang vor allen anderen Überlegungen". Eine "moderate Tarifpolitik" sei dabei ein wertvoller Beitrag. DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki betonte dagegen, die mangelnde Binnennachfrage sei bereits bisher das "Hauptproblem" gewesen. "Noch nie war es deshalb so wichtig wie heute, die Kaufkraft in Deutschland zu stärken." Dazu gehörten auch Lohnerhöhungen. Der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, verwies auf "verengte Verteilungsspielräume". Die Verschlechterung der Konjunktur verschlechtere auch die Ertragssituation der Unternehmen. Hinzu komme, dass die Produktivität sinke. Deshalb sollten die Gewerkschaften "zur Beschäftigungssicherung wieder eine moderatere Haltung einnehmen". Andererseits sei auch eine hohe Kaufkraft wichtig. Die Lösung wäre deshalb, "dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber noch mehr nach unternehmensspezifischen Tarifabschlüssen suchen". Der Direktor des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sagte: "2009 wird ein Jahr der besonderen Herausforderungen - und da muss man auch bei den Lohnforderungen sehr zurückhaltend sein." Es gebe "eher begrenzte Spielräume". Hüther kritisierte daher die Gewerkschafts-Forderung von acht Prozent für die Tarifbeschäftigten der Länder. 2009 stehen unter anderem Tarifrunden im öffentlichen Dienst, bei der Deutschen Bahn und im Ernährungs- sowie Hotel- und Gaststättengewerbe an. ddp

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