Stiftung: Die neue Harmonie-Lehre

Saarbrücken · Roland Mönig und Bernd Therre stehen für fünf Jahre an der Spitze der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Damit hat Kultusminister Ulrich Commerçon (SPD) die wichtigste Personalfrage im Kulturbereich gelöst. Gestern hat er das Duo offiziell vorgestellt.

Wenn Roland Mönig (48) über die Saarbrücker Sammlung und das Bauvorhaben Vierter Pavillon spricht, nehmen die Saarländer ein Bad in Komplimenten. Nicht Bayern, sondern das Saarland ist offensichtlich die Vorstufe zum (Kultur-)Paradies. Von wegen, die Stiftung leide an einem Image-Totalschaden und sei ein Sanierungsfall. Mönig, der Museumsmann aus Kleve, der vom 1. Dezember an die künstlerische Linie der Stiftung Kulturbesitz und des Saarlandmuseums bestimmen wird, hat sich gestern erstmals den hiesigen Medien vorgestellt. Mönig hält die Moderne Galerie für eine der "markanten Museumseinrichtungen der Republik". Er schwärmt vom Potenzial der Lage direkt in der Stadt und an der Saar und der "einzigartigen, unglaublichen Qualität" der Schönecker-Architektur, die einen "prachtvollen Rahmen" für die "zauberhafte Sammlung" der Klassischen Moderne biete. Den umstrittenen Neubau nennt er gar eine "schlafende Schöne", die er in enger Kooperation mit dem Berliner Architektenteam Kühn-Malvezzi erwecken will.

Mönig pflegt eine sehr anschauliche, eine geradezu blumige Diktion. Das tröstete gestern darüber hinweg, dass er über ein konkretes Ausstellungsprogramm noch nicht sprechen wollte. Und Kontakte zu Künstlern, Vorlieben, Abneigungen, persönlicher Geschmack? Für solcherart "Offenbarungen" steht Mönig selbst nach dem offiziellen Pressetermin nicht zur Verfügung. Der Ruf, der ihm voraus eilt - er sei ein uneitler, eher bescheidener Mensch -, er scheint sich bei diesem ersten Auftritt zu bestätigen. Ruhe strahlt Mönig aus und Zuversicht. Er wirkt dabei wohlgemut, aber weder kühn noch charismatisch.

Sehr ausführlich informierte er über seine Programm-Richtlinie, die man, wollte man scherzen, die neue saarländische Harmonielehre nennen könnte. Den Alt- und den Neubau möchte er ebenso in "Balance" bringen wie die Skulpturensammlung im Park und das Innenleben der Häuser. Die Malerei möchte er als Schwerpunkt behalten, aber auch die "ungehobenen Schätze" der grafischen und der Fotografie-Sammlung heben.

Zudem machte sich Mönig die Formulierung des Ministers und Kurators Ulrich Commerçon (SPD) von einer "Kultur des Dialogs" als Leitbegriff zu Eigen. Letztere schreibt sich Commerçon, der erst seit 2012 im Amt ist, als Leistung und Verdienst gut: Öffnung der Pavillon-Baustelle, Einbeziehen der Nachbarn und Bürger, aber auch Stärkung der Entscheidungsfreudigkeit und Verantwortlichkeit des Kuratoriums. Mönig fasste den Begriff jedoch noch weiter, kündigte die Vernetzung mit Institutionen der Grenzregion an, namentlich mit dem Centre Pompidou in Metz und dem Mudam in Luxemburg. Mönigs Hauptziel lautet freilich, die "Unverwechselbarkeit" der Sammlung herauszustreichen: "Museales Denken heißt, von der Sammlung aus denken", sagte er. Er möchte sie "harmonisch und organisch an die Gegenwart heranführen". Zeitgenössische Projekte müssten Anknüpfungspunkte zu den eigenen Beständen haben, meint er: "Das Saarlandmuseum wird kein austauschbarer Ort, wir werden aus ihm keine beliebige Ausstellungskiste und keine Kunsthalle machen." Konkurrenzen und Konflikte mit der Saarbrücker Stadtgalerie schließt er deshalb aus: "Man muss nicht in fremden Teichen fischen."

Therre muss Streit managen

Für weniger Erfreuliches ist Mönigs kaufmännischer Kollege Bernd Therre zuständig. Juristische "Streitereien" mit Bauunternehmen stünden noch an, erklärte er. Im Rahmen der Pressekonferenz wurde zudem bekannt gegeben, dass das Wadgasser Zeitungsmuseum eine neue Dauerausstellung erhalten wird. Geklärt ist auch, dass der vom Team um Interims-Chefin Kathrin Elvers-Svamberk entwickelte Spielplan bis Sommer 2014 so durchläuft. Wobei Mönig zusätzliche eigene Projekte beisteuern will: "Ich bin nicht gekommen, um untätig zu sein."

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Zur PersonRoland Mönig wurde 1965 in Bochum geboren, studierte dort Kunstgeschichte und Germanistik. Er promovierte 1994 über das Thema "Franz Marc und Georg Trakl". Seine Museumslaufbahn begann 1996 im Museum am Ostwall in Dortmund, 1997 wechselte er zunächst an das Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal, dann ans Museum Kurhaus Kleve. Dort ist er bis heute stellvertretender Kustos und Leiter, zwischen 2010 und 2012 war er Interims-Chef. Das Museum Kurhaus Kleve hat drei wissenschaftliche Mitarbeiter. 2004 war es "Museum des Jahres", 2011 wurde die Carl-Andre-Schau von Kunstkritikern zur "besonderen Ausstellung des Jahres" gewählt. Mönig hat in Kleve unter anderem folgende Ausstellungen (mit)kuratiert: Alberto Giacometti (2001), Ewald Mataré (2003), Joseph Beuys (2005), David Thorpe (2008), Ettore Spalletti (2009), Alex Katz (2009/2010), Jannis Kounellis (2011), Raimund Girke (2012) und Richard Long (2013). Mönig hat in Kleve außerdem den Umbau des Friedrich-Wilhelm-Bades zum Museum mitgestaltet.Er lebt in einer festen Partnerschaft. Seinen Wohnsitz wird er von Kleve nach Saarbrücken verlegen. In der Stiftung ist er für 40 Mitarbeiter und sechs Museen verantwortlich. ce

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