Stahlkocher machen Mittal Dampf

Luxemburg. Rauch über Luxemburg. Rund 1500 Stahlarbeiter aus Belgien und Frankreich lassen ihrer Wut auf Arcelor-Mittal freien Lauf. Sie begleiteten gestern die Hauptversammlung der Aktionäre mit heftigen Protesten. "Wir verlieren unseren Job und die Aktionäre bekommen die Dividende", schimpft ein Arbeiter aus dem Arcelor-Mittal-Werk im lothringischen Florange

Luxemburg. Rauch über Luxemburg. Rund 1500 Stahlarbeiter aus Belgien und Frankreich lassen ihrer Wut auf Arcelor-Mittal freien Lauf. Sie begleiteten gestern die Hauptversammlung der Aktionäre mit heftigen Protesten. "Wir verlieren unseren Job und die Aktionäre bekommen die Dividende", schimpft ein Arbeiter aus dem Arcelor-Mittal-Werk im lothringischen Florange. Ein Teil der wütenden Arbeiter riss die Absperrung der Polizei um und versuchte, durch Tür und Fenster ins Gebäude zu gelangen. Nach Augenzeugen-Berichten warf ein belgischer Stahlarbeiter eine Rauchbombe durch ein Fenster, woraufhin sich ein nebeliger Gestank bis zum Raum der Aktionäre ausbreitete. Arcelor-Mittal zahlt bei einem Gewinn von 9,4 Milliarden Dollar (2008) in diesem Jahr Dividenden in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar (rund 808 000 Euro). "Wir tun alles, um Jobs zu sichern", sagte Konzernchef Lakshmi Mittal vor rund 200 Aktionären. Wegen der Absatzkrise streicht der Stahlkonzern 9000 Stellen, davon 6000 in Europa. Deutschland ist mit 750 Arbeitsplätzen, Frankreich mit 1400 und Belgien mit 800 Stellen betroffen. "Wenn es zu sozialen Einschnitten kommt, versteht niemand mehr, dass eine Dividende ausgezahlt wird", sagte der Gewerkschaftssekretär des Luxemburgischen Christlichen Gewerkschaftsbund LCGB, Patrick Dury. Die Situation in der Stahlbranche sei "schlimm bis dramatisch". Aufgrund der weggebrochenen Nachfrage habe Arcelor-Mittal in Europa von 25 Hochöfen nur noch neun in Betrieb. Der weltgrößte Stahlkonzern fährt weiterhin nur mit halber Kraft. Die Produktion werde wegen des Absatz-Einbruchs konzernweit bis Ende Juni um 50 Prozent gedrosselt bleiben, sagte Mittal. Es gebe aber "Anzeichen auf Besserung". In China, einem der wichtigsten Stahl-Märkte, habe die Nachfrage seit Oktober 2008 um 40 Prozent zugelegt. Auch in den USA und Europa werde bald mit einer Erholung gerechnet. Mittal erwartet, dass im Sommer die Nachfrage nach Stahl langsam neu anziehe und der Konzern in der zweiten Jahreshälfte seine Produktion "vorsichtig" wieder hochfahre. Im Zuge der Wirtschaftskrise war der Konzern im Schlussquartal 2008 erstmals in die roten Zahlen gerutscht und hatte einen Verlust von 2,6 Milliarden Dollar ausgewiesen. Im ersten Quartal 2009 betrug der Nettoverlust 1,1 Milliarden Dollar. Der Konzern beschäftigt weltweit mehr als 300 000 Menschen. dpa

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