Stahl wird in Luxemburg zum Sorgenkind

Luxemburg. An einigen Stahlstandorten in Luxemburg und Lothringen herrscht Krisenstimmung. Der Stahlkonzern Arcelor-Mittal ist dabei, Werke zu schließen und die verbliebenen Hochöfen herunterzufahren. Grund ist die zu geringe Nachfrage nach den Stahlsorten und -qualitäten, die in diesen Werken produziert werden

Luxemburg. An einigen Stahlstandorten in Luxemburg und Lothringen herrscht Krisenstimmung. Der Stahlkonzern Arcelor-Mittal ist dabei, Werke zu schließen und die verbliebenen Hochöfen herunterzufahren. Grund ist die zu geringe Nachfrage nach den Stahlsorten und -qualitäten, die in diesen Werken produziert werden. Für das kommende Jahr hat Arcelor-Mittal angekündigt, dauerhaft eine Milliarde US-Dollar (735 Millionen Euro) einzusparen - hauptsächlich in Europa."Der Markt liegt immer noch um 25 Prozent unter dem Volumen von vor der Krise 2008", sagte Michel Wurth, Generaldirektor von Arcelor-Mittal. Insbesondere die Baustahl-Herstellung im luxemburgischen Rodange und das Stahlwerk in Schifflingen sind betroffen. In Rodange wird die Herstellung von Betonstahl eingestellt. Die gesamte Produktion soll restrukturiert werden. Das Stahlwerk in Schifflingen wird bis auf weiteres eingemottet. In Luxemburg wird nicht zu Unrecht vermutet, dass dies das Ende bedeutet. Es sollen noch kleine Portionen hochwertigen Drahts hergestellt werden. Die dazu nötigen Halbzeug-Produkte sollen aus Duisburg per Zug herangefahren werden. Da in Duisburg aber der Bau einer modernen Drahtstraße vor der Vollendung steht, darf man in kurzer Zeit mit dem völligen Aus für Schifflingen rechnen. Die Anlagen sollen zunächst bis Jahresende stillstehen, dann will das Management die Lage neu prüfen, hieß es gestern. Sofort protestierten 350 Arbeitnehmer vor dem Werk in Schifflingen.

Luxemburg wird in der Zukunft noch drei gesicherte Standorte haben: Differdingen mit Stahl-Trägern, die in Hochhäusern verwendet werden, das hochmoderne Elektrostahlwerk in Esch-Belval und das Stahlwerk in Düdelingen, das durch die Herstellung von Spezialstahl für die Automobil-Industrie gerettet wurde. In diesen drei Werken arbeiten noch rund 5000 Mitarbeiter.

In Lothringen sind in Florange-Hayange nun beide Hochöfen vorerst stillgelegt worden. Der Hochofen P3 war bereits bis zum Ende des Jahres angehalten worden. Der Hochofen P6 folgt nun. In Florange-Hayange gibt es jetzt Kurzarbeit. In einer Sitzung mit dem Präfekten in Metz, den Gewerkschaften und der Arbeitsverwaltung hat Arcelor-Mittal zugesagt, Stahlarbeiter aus Florange-Hayange in anderen Werken unterzubringen. Lothringen verfügt noch über eine vielfältige Stahlproduktion. Der deutsche Konzern Thyssen-Krupp hat in Florange-Hayange zum Beispiel Teile seiner Automotive Sparte angesiedelt.

Doch auch Thyssen-Krupp bereitet sich auf eine Drosselung der Produktion vor. Der Stahlhersteller profitierte bislang von seiner Konzentration auf hochwertigen Stahl für den Auto- und Maschinenbau. Im ersten Halbjahr war die Produktion noch fast zu 100 Prozent ausgelastet. Zuletzt bewegte sich das Unternehmen mit 85 Prozent am Rande der Vollauslastung.

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