Seit dem Jahreswechsel hat die Bank 1 Saar einen neuen Chef. Carlo Segeth hat Heiner Löhl (65) als Vorstandschef abgelöst. Damit endet bei der Bank 1 Saar eine Ära, die 1966 begonnen hatte. Damals startete Löhl seine Karriere bei der früheren Saar Bank mit einer Banklehre. Seit 1988 saß er im Vorstand, die vergangenen sechseinhalb Jahre als Vorstandschef. "Als ich in die Bank eingetreten bin, gab es noch das Sollzinsabkommen", erinnert sich Löhl. "Damals hatten wir noch eine sichere Zinsmarge und ein gutes Auskommen." Seitdem hat sich die Bankenwelt gewandelt. Und Löhls Bank ebenso. Ursprünglich als Saar Bank die Genossenschaftsbank der Handels-Institute, hat sie sich als Bank 1 Saar durch Zusammenschlüsse zur größten Volksbank im Saarland entwickelt. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg - die Fokussierung auf den saarländischen Mittelstand in den 70er und 80er Jahren. Der Ausbau des Firmenkundengeschäfts sei auch ein Schwerpunkt seiner Vorstandsarbeit gewesen, bilanziert Löhl heute. Längst ist dieses Geschäft eine zentrale Säule bei der Bank 1 Saar.

Als größte Herausforderung seiner Amtszeit bezeichnet Löhl die Finanzkrise der vergangenen Jahre. Das Erbe dieser Krise, die die Bank vergleichsweise gut überstanden hat, wird auch Nachfolger Carlo Segeth noch beschäftigen: Die anhaltende Niedrigzinsphase und die zunehmenden Anforderungen der Aufsicht würden gerade kleinere Banken vor erhebliche Herausforderungen stellen, sagt Segeth. Der 49-Jährige ist seit zwei Jahren im Vorstand und führt bereits seit April an der Seite von Löhl die Bank. Sie hätten auf einen fließenden Übergang gesetzt, sagen Löhl und Segeth. Primäre Aufgabe des neuen Chefs wird es sein, in dieser Niedrigzinsphase die Bank neu aufzustellen. Digitalisierung heißt das Stichwort. Weil immer mehr Kunden Online-Services nutzen, gilt es, diese auszubauen und gleichzeitig das Geschäft vor Ort zu überprüfen. Einige Filialen hat die Bank 1 Saar bereits zusammengelegt, bei anderen wird es geprüft. Es geht um Kosten, aber auch um die Frage, wie viel Service von den Kunden noch gefragt wird. "Und was sie dafür zu zahlen bereit sind", sagt Löhl. Er hat das Digitalisierungs-Projekt bereits angestoßen - Segeth wird es zu Ende führen. Bis 2017 soll die Umsetzung abgeschlossen se in.

Nicht nur Online-Banking

Ex-Vorstandschef Löhl warnt aber vor einer zu einseitigen Konzentration auf das Digitalgeschäft: "Das birgt auch hohe Risiken. Was, wenn sich herausstellt, dass die Sicherheitslücken zu groß sind und die Kunden plötzlich wieder in die Filialen drängen?" Das müsse man bei jeder Entscheidung zu Filialschließungen im Blick haben. Außerdem, betont Segeth, habe die Bank viele ältere Kunden , die großen Wert auf ihren persönlichen Ansprechpartner legen. "Deshalb ist bei diesem Thema viel Umsicht geboten", sagt er.

Dass Segeth nach gerade mal einem Jahr im Vorstand Anfang 2015 zum neuen Vorsitzenden gekürt wurde, hatte damals für Erstaunen gesorgt. Doch der neue Bank-Chef bringt gute Voraussetzungen für den Posten mit. Bereits vor seiner Berufung war er für die strategische Steuerung der Bank zuständig, eine zentrale Funktion in der Bewältigung der Finanzkrise. Außerdem besetzte er in dieser Funktion auch eine Mittlerstelle zur Finanzaufsicht. Bei der Neubesetzung der Stelle hatte die Bank auf ein sogenanntes Assessment-Verfahren gesetzt, bei dem sich die Kandidaten in einem Auswahlprozess gegeneinander durchsetzen mussten. "Als ich dann ausgewählt wurde, war ich wahrscheinlich von allen am meisten überrascht", sagte Segeth kurz nach seiner Berufung.