Staatstheater-Sponsorclub feiert 20-jähriges Jubiläum

Saarbrücken · Es geht um mehr als um finanzielle Unterstützung: Seit 20 Jahren webt der Staatstheater-Sponsorclub ein Netzwerk rund um die Saarbrücker Bühne. Die Lust am bürgerschaftlichen Engagement müsste aber noch viel mehr Saarländer packen, meint der Vorstand.

Der Blick geht gen Süden. Baden-Baden, ja das wär's. Dort thront Bundesprominenz - Finanzminister Wolfgang Schäuble CDU ) - an der Spitze des Festspielhaus-Freundeskreises. Und beim Förderverein tauchen mehr als 20 Namen in der Rubrik "Zuwendungen über eine Million" auf. Ein bisschen was von dem frohgemuten Bürgerstolz, den in Baden-Baden Freunde und Förderer in die Öffentlichkeit tragen, würde sich der Vorstand des Staatstheater-Sponsorclubs für das Saarland wünschen. Dolmetscherin Monique Bender (67), Bauingenieur und Unternehmer Peter Schweitzer (65) und Rechtsanwalt Detlef Thiery (66) sind zwar erst seit Sommer 2013 im Amt, aber zum Teil schon seit 20 Jahren dabei. Seitdem rätseln sie: Woher kommt es, dass es im Saarland zwar eine sehr respektable Zahl gut verdienender Ärzte, Rechtsanwälte und Geschäftsleute gibt, diese aber, anders als andernorts, so genierlich mit ihrer Wohlhabenheit umgehen?

"Hier zu Lande wird Reichtum nicht gerne gezeigt", sagt der Clubvorsitzende Thiery und kann nicht verstehen, dass man den SST-Sponsorclub als Küsschenküsschen-Gesellschaft missversteht. Zumal 500 Euro Jahres-Mindest-Beitrag - Paare zahlen 750 Euro - wohl kaum mit Protzerei in Verbindung gebracht werden können. "Wir haben einen nicht unerheblichen Ehrgeiz, das Spendenaufkommen zu erhöhen", sagt Thiery. 120 Mitglieder hat der Club, es sind 30 mehr als noch vor einem Jahr. Der Start im Sommer 2013 nach einer schlagzeilenträchtigen Zerreißprobe war alles andere als leicht. Damals traten die Club-Präsidentinnen Brigitte von Boch, Heidrun Prüm und Patricia Oster-Stierle zurück, weil sie gegen die Entscheidung von Intendantin Dagmar Schlingmann protestieren wollten, die den Vertrag der Ballettdirektorin Marguerite Donlon nicht verlängert hatte.

Eine unzulässige Einmischung in die Personalpolitik, befand die Mehrheit der Mitglieder, in Folge verpasste sich der Club erstmals Regeln. "Wir können nicht im Namen aller sprechen und werden uns nicht zu künstlerischen Fragen äußern", sagt Thiery heute. "Wir stärken das Theater als Institution", betonen Schweitzer und Bender. Und beobachten: "Es ist schwieriger geworden, die Leute fürs Theater zu begeistern." Wie viel Geld durchschnittlich in die Kassen des SST fließt, wollen sie nicht verraten. Festgelegt ist lediglich, dass je eine Produktion pro Sparte mit einem Betrag von "über 30 000 Euro" unterstützt wird. In dieser Saison: "Lucia die Lammermoor", "Peer Gynt" und "Volpone". Fest etabliert ist auch der Sponsorclub-Preis von je 2000 Euro für Ensemblemitglieder. Wobei der neue Vorstand jetzt erstmals ein Vorschlagsrecht und eine Abstimmung der Mitglieder einführte. Zuvor hatten Präsidentinnen und Intendanz das unter sich abgemacht.

Von einem "freundschaftlichen Diskurs" mit der Theaterleitung spricht aber auch das neue Club-Trio. Die Regel "nichts ohne Rückkoppelung mit der Intendanz" gilt also noch. Über "Schildknechts Club der reichen Damen" scherzte man einst. Generalintendant Kurt-Josef Schildknecht war Initiator und zugleich Star der Unternehmung, die mit Glamour, VIP-Image und Nibelungentreue aufwartete. Seine Nachfolgerin pflegt einen anderen Ton - und gewann den Club trotzdem, wie es scheint, ganz für sich: "Wir haben in den vergangenen zehn Jahren einen Qualitätssprung gemacht", heißt es unisono. Einen Wermutstropfen gibt es: Warum erkennen das nicht noch viel mehr Saarländer?

Kontakt zum Sponsorclub gibt es unter thiery@rathiery.de.

Jubiläums-Gala am Samstag ab 19.30 Uhr im Staatstheater mit Arien/Duetten von Donizetti, Bellini, Rossini und Verdi. Gäste: Ambrogio Maestri und Belcanto-Tenor Kenneth Tarver. Aus dem Ensemble wirken Herdís Anna Jónasdóttir, Tereza Andrasi und Yitian Luan mit. Eraldo Salmieri dirigiert. Karten: Tel. (06 81) 30 92 486

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