Spritziger Cocktail ohne Pappnasen-Seligkeit

Saarbrücken. Wenn das Publikum im Saarländischen Staatstheater anfängt, zu Weisen des Schlagersängers Michael Holm zu schunkeln, ist entweder das Abendland bereits untergegangen oder Wolfgang Mertes hat mit der Formation Downtown Groove das Große Haus gestürmt

 Verband mit der Gruppe Downtown Groove Niveau und Spaß: Wolfgang Mertes. Foto: Ver

Verband mit der Gruppe Downtown Groove Niveau und Spaß: Wolfgang Mertes. Foto: Ver

Saarbrücken. Wenn das Publikum im Saarländischen Staatstheater anfängt, zu Weisen des Schlagersängers Michael Holm zu schunkeln, ist entweder das Abendland bereits untergegangen oder Wolfgang Mertes hat mit der Formation Downtown Groove das Große Haus gestürmt. Der Konzertmeister des Saarländischen Staatsorchesters ist ohnehin ein Multitalent, das mit der Violine, aber auch der Trompete, in Klassik und Jazz gleichermaßen zu Hause ist und die Massen begeistern kann.

Zusammen mit Downtown Groove wird der Auftritt dann komplett unwiderstehlich. Denn hier gesellt sich zu Cello, Bass, Klavier und Stimmakrobat noch Musikkabarett vom Feinsten. Der Berliner Musikdoktor Thomas Schmidt-Ott weiß, wie man das Publikum verarztet: ohne Kalauer und Zoten, dafür aber mit einem feinsinnigen, intelligenten, zuweilen rabenschwarzen aber immer volkstauglichem Humor. Bereits während der Eingangsnummer, in der sich der auch hervorragend Cello spielende Schmidt-Ott als Büttenredner der etwas anderen Art empfiehlt, möchte man sich kreischend auf dem Boden wälzen.

Leider wird es mit dem Auseinandernehmen deutschen Schlagergutes, "Terror-Typen" auf einem Kreuzfahrtschiff und musikalisch herrlich aufbereiteten maulenden Rentnern danach derart heftig, dass man schon zur Pause Muskelkater vom vielen Lachen hat. Auch musikalisch wird Spitzenniveau geboten, die Truppe bereitet verschiedene Genres zu einem spritzigen Cocktail fernab dumpfer Pappnasenseligkeit auf, da steckt Mozart genauso drin wie Samba. Mertes und Downtown Groove haben sich in nicht nur in die Ohren, sondern auch die Herzen der Zuschauer katapultiert. Wie der Abend zeigt, müssen sich Niveau und Spaß nicht ausschließen.

Dem Publikum war es nach drei Zugaben immer noch nicht genug, so wie an diesem Abend hat das ehrwürdige Staatstheater selten gebebt. Hoffentlich muss man nicht bis zum nächsten Fasching auf die Jungs warten. sad

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