Glosse Sprachnachrichten

Früher sprachen Menschen bisweilen noch direkt miteinander. Aber diese dunklen Zeiten, die mit dem Fortschritt nicht mehr vereinbar waren, sind vorbei. Schließlich gibt es die Sprachnachricht. Eine solche verschickt laut einer Bitkom-Umfrage jeder zweite Nutzer von Kurznachrichten-Diensten. Kein Wunder. Ermöglicht es ihm doch diese evolutionäre Weiterentwicklung, etwas zu sagen und zu verschicken – ohne dass der Empfänger antworten kann. Ein Meilenstein in der Kommunikation!

 Glosse.

Glosse.

Foto: dpa

Ist es doch gerade das Antworten, das viele Gespräche so lästig macht. Damit beginnt nämlich schnell das Unkontrollierbare: Der andere widerspricht, fragt nach oder gerät selbst ins Plaudern. All das kostet Zeit. Bei der Sprachnachricht hingegen kann der Empfänger zwar auch mit einer solchen antworten. Diese zu löschen ist aber viel bequemer als mühsam wegzuhören.

Wer aber aus altmodischer Sentimentalität immer noch möchte, dass ihm jemand zuhört, kann bald nur noch zu einem letzten Mittel greifen: Er muss sich selbst eine Sprachnachricht schicken – und hoffen, dass er irgendwann mal Zeit hat, sie abzuhören.

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