Der Matador feiert „la Décima“

Der Spanier Rafael Nadal hat zum zehnten Mal die French Open gewonnen. Das hat noch kein Tennisprofi geschafft.

() Nachdem er den ersehnten zehnten French-Open-Titel mit einer weiteren Tennis-Sternstunde perfekt gemacht hatte, ließ sich Rafael Nadal auf den Rücken fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Im Finale von Paris setzte sich der spanische Sandplatz-Titan gestern mit 6:2, 6:3, 6:1 gegen den bemitleidenswerten Schweizer Stan Wawrinka durch und feierte damit als erster Spieler seit Einführung des Profitennis zehn Titel bei ein und demselben Grand-Slam-Turnier. In einem der einseitigsten Paris-Endspiele der Turniergeschichte verwandelte Nadal nach nur 2:05 Stunden seinen zweiten Matchball.

„Für mich ist das ein unglaublicher Moment, hier ,la Décima’ perfekt gemacht zu haben“, sagte Nadal. „Mein Französisch ist sehr schlecht – und im Moment noch schlechter, weil ich sehr emotional bin“, sagte der Spanier in einem Mix aus Französisch und Englisch: „Das Gefühl, das ich hier habe, das Adrenalin, das ich hier spüre, ist mit keinem anderen Turnier zu vergleichen.“ Nadal, der für seinen 15. Grand-Slam-Titel 2,1 Millionen Euro kassierte, wird sich in der Weltrangliste auf Platz zwei verbessern. Es war der vierte Titel auf der roten Asche in diesem Jahr nach Monte Carlo, Barcelona und Madrid. Zum dritten Mal nach 2008 und 2010 gewann er die French Open, ohne auch nur einen Satz abgegeben zu haben. Insgesamt gab er nur 35 Spiele im gesamten Turnier ab. Nur Björn Borg war 1978 noch dominanter.

Wawrinka konnte gegen den wie entfesselt aufspielenden Nadal nur die erste halbe Stunde mithalten. Der Schweizer hatte sogar den ersten Breakball der Partie, konnte diesen aber nicht zur 2:1-Führung nutzen. Danach bestimmte Nadal das Geschehen auf seinem Lieblingsplatz nach Belieben. Der Mallorquiner ließ Wawrinka mit seinem druckvollen Spiel kaum Luft zum Atmen, hetzte den Schweizer phasenweise derart von einer Ecke in die andere, dass man Mitleid mit dem Paris-Champion von 2015 bekommen konnte. Seinen sechsten Breakball nutzte Nadal zum 4:2. 33 Minuten waren da gespielt. Nur neun Minuten später hatte sich Nadal den ersten Satz mit 6:2 gesichert.

Auch im zweiten Abschnitt machte Nadal mit seinem Gegner, was er wollte. Dem Spanier gelang ein schnelles Break, Wawrinka biss vor lauter Verzweiflung sogar in einen Tennisball. So chancenlos war er selten in seiner Karriere. Mitte des zweiten Satzes traf Nadal einen Vorhand-Winner die Linie entlang, ohne hinzuschauen. Dieser Schlag sagte alles über seine Dominanz aus.

Dabei spielte Wawrinka nicht schlecht. Zwar konnte er nicht an seine starke Leistung aus dem Halbfinale gegen Andy Murray anknüpfen, gegen jeden anderen Spieler hätte er aber eine Chance gehabt – nicht aber gegen Nadal. Gegen Ende des zweiten Satzes zerstörte Wawrinka aus Frust seinen Schläger und kassierte eine Verwarnung – es war sein geringstes Problem an diesem Tag. Nadal zeigte auch im dritten Satz keine Gnade. Gleich zu Beginn gelang ihm wieder ein Break, Wawrinka konnte nur noch den Kopf schütteln. Als ihm irgendwann doch einmal ein spektakulärer Punkt gelang, animierte er die Zuschauer zu Jubelstürmen – es war einer der wenigen Höhepunkte für ihn an diesem Tag. Wenig später war die Partie vorbei.

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