Basketball-EM Plötzlich mehr als nur ein Ein-Mann-Team

Istanbul/Köln · Nach einem starken Auftritt gegen Frankreich stehen die deutschen Basketballer erstmals seit zehn Jahren wieder im Viertelfinale einer EM.

() Auch am Tag danach schwebte Dennis Schröder auf Wolke sieben. „Viertelfinale. Unglaublich“, schrieb der NBA-Profi morgens bei Twitter – so richtig fassen konnte er den Coup gegen Frankreich wohl noch immer nicht. Erstmals seit zehn Jahren stehen die deutschen Basketballer bei einer EM wieder unter den letzten Acht. Das ist Schröder zu verdanken, aber vor allem einer beeindruckenden Teamleistung.

„Der Spirit ist einfach gut. Deshalb haben wir gewonnen“, sagte Schröder nach dem überraschenden 84:81 (34:40) gegen den Favoriten. Auch im Achtelfinale von Istanbul zeigte sich, dass der Spielmacher der Atlanta Hawks zwar die zentrale Rolle in seiner Mannschaft einnimmt, aber eben nicht wie befürchtet Alleinunterhalter ist. Der Höhenflug des „Team Germany“ geht tatsächlich weiter. Anfangs hatte es beim Start in die Finalrunde nicht ausgesehen, als könne die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) ihren Weg nach der starken Vorrunde von Tel Aviv weitergehen. Die Würfe fielen nicht, Frankreich setzte sich ab. Doch die Spieler behielten in der schwierigen Situation den Kopf oben. „Dranbleiben, so lange es geht“, sei der Plan gewesen, sagte Kapitän Robin Benzing später.

Der Plan ging auf. Schon im dritten Viertel war das Nachbarschaftsduell mit dem Europameister von 2013, der die Gruppenphase wie die deutsche Mannschaft mit drei Siegen und zwei Niederlagen abgeschlossen hatte, wieder völlig offen. Schröder, der vor der Pause wegen der harten Deckung noch große Probleme gehabt hatte („Die Franzosen haben mich komplett zugemacht“), wurde immer besser – und zog die anderen mit.

Vor allem Daniel Theis spielte groß auf, am Ende hatte der künftige NBA-Profi 22 Punkte auf dem Konto und damit sogar mehr als Schröder (21), zuvor immer der Topscorer. Und Lucca Staiger, bei der EuroBasket bislang völlig blass, traf drei von fünf Dreiern. Der Distanzschütze aus Bamberg will jetzt mehr. „In so einem Turnier geht immer alles. Nicht viele hätten gedacht, dass wir heute gewinnen.“ Bundestrainer Chris Fleming, der nach der EM aufhört und durch den Erfolg mindestens noch einmal an der Seitenlinie steht, war wegen der erfolgreichen Würfe erleichtert. „Beim Hinlegen habe ich zum lieben Gott gebetet, dass wir endlich ein paar Dreier treffen“, sagte der US-Amerikaner.

Besonders gut gefiel ihm aber Schröders kühler Kopf. „Sie haben fünf verschiedene Verteidiger benutzt. Sie haben viele gebracht, um ihn müde zu machen“, sagte der 47-Jährige. „Er hat Geduld gehabt, um nicht seine ganze Energie zu verbrauchen. Er hatte seine großen Momente, wenn wir ihn brauchten.“ Auch Schröder war zufrieden. Weniger gut gefiel ihm lediglich, dass Maodo Lo den Sieg Sekunden vor Schluss durch einen Turnover gefährdete. „Er muss den Ball festhalten, er darf ihn nicht passen“, sagte der 23-Jährige, „das habe ich ihm erzählt, damit er auch was lernt.“

Am morgigen Dienstag geht es nun gegen Titelverteidiger Spanien, der Turnierfavorit warf Gastgeber Türkei gestern Abend mit 73:56 aus dem Turnier. Und Dennis Schröder ist heiß auf den nächsten Sieg. „Wir können jeden schlagen, wenn wir alles richtig machen.“

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