Kolumne Der Neustart ist gründlich misslungen

Eine erste Zwischenbilanz für die neue Führung des Landessportverbandes für das Saarland fällt ernüchternd aus. Zu viele Taten passen nicht zu der Ankündigung, es besser als die zuvor Veranwortlichen machen zu wollen.

Zwischenbilanz für die neue LSVS-Führung ist ernüchternd
Foto: SZ/Roby Lorenz

Genau 115 Tage ist das neue Präsidium des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS) an diesem Mittwoch im Amt. Die Ausgangssituation war zugegebenermaßen verheerend, das eigene Wirken zwischen Saar-Politik und Sanierer eingeschränkt – und doch fällt die erste Zwischenbilanz für die Mannschaft um Präsident Adrian Zöhler ernüchternd, in vielen Punkten enttäuschend aus.

Schon nach nur einem Monat, Mitte Oktober bei einer Klausurtagung an der Hermann-Neuberger-Sportschule, leistete sich das Präsidium einen ersten Fauxpas, der nie und nimmer hätte passieren dürfen – und der sich auch durch Entschuldigungen und spätere Kostenübernahme nicht korrigieren lässt. Wurzelsüppchen mit gebeiztem Wildlachs, Eismeergarnelen, Rehrücken oder Dorade Royal und Eisvariation – so lautete die Menü-Folge an dem Tag. Gesponsert vom LSVS, der finanziell mit dem Rücken zur Wand steht. Ein Schlag ins Gesicht für jeden gekündigten Mitarbeiter, jeden Sportler und Ehrenamtlichen, der unter den Folgen des Finanzskandals und der Großmannssucht früherer Verantwortlicher leidet.

Nicht unglücklich, sondern geradezu dilettantisch verläuft der Stellenabbau des LSVS. Wie kann einer Mitarbeiterin gekündigt werden, deren Stelle Grundvoraussetzung für 27 weitere Stellen ist, die gar nicht zur Disposition standen und stehen – auch weil viele mit dem LSVS direkt gar nichts zu tun haben? Die Vorgehensweise beim Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) im Sport ist nicht nachvollziehbar. Dass mehrere Quellen unserer Redaktion bestätigen, der LSVS habe die Folgen der Kündigung im Vorfeld schlichtweg nicht bedacht, wirft für die Verantwortlichen sehr unangehme Fragen auf.

Das Personal fällt in den Zuständigkeitsbereich des Präsidenten. Was er als Ehrenamtler nicht weiß, sollte der Sanierer wissen. Und was dieser nicht weiß, weil es zu sehr um Details in den Strukturen des Sports geht, muss zwingend die Hauptgeschäftsführung wissen. Und wenn alle drei versagen und dadurch die Zukunft des FSJ im saarländischen Sport bedroht ist, lässt sich eine Überforderung nicht mehr leugnen – zumal es auch an anderen Stellen Probleme bei den Kündigungen gab. So soll eine Reinigungskraft vergessen worden sein, weswegen allen Putzfrauen ein zweites Mal gekündigt werden musste. Welcher finanzielle Schaden dem LSVS dadurch wohl entstanden ist?

Auch die Tatsache, dass sich ein aktuelles Präsidiumsmitglied in der Vergangenheit mehrfach für die Höhergruppierung seiner Lebensgefährtin eingesetzt hat (die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der umstrittenen Beförderung entgegen eines Expertenrates), sorgt nicht für Vertrauen. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Und so ist der Kredit der neuen Verantwortlichen (wenn es in der Bevölkerung überhaupt einen gab) nach 115 Tagen schon aufgebraucht. Die Ankündigung, es besser als die Vorgänger machen zu wollen, reicht nicht. Die Taten müssen dazu passen, und das tun einige absolut nicht.

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