Zwischen Schaulaufen und letzter Olympia-Chance

Saarbrücken · Marc Zwiebler vom 1. BC Bischmisheim kann die heute beginnende Badminton-Europameisterschaft selbstbewusst angehen. Sein Olympia-Ticket hat er in der Tasche, einige andere Bischmisheimer bangen noch.

 Olga Konon kämpft bei der Europameisterschaft in Frankreich um ihre letzte Chance auf ein Rio-Ticket. Foto: Heise

Olga Konon kämpft bei der Europameisterschaft in Frankreich um ihre letzte Chance auf ein Rio-Ticket. Foto: Heise

Foto: Heise

16 Spielerinnen und Spieler stehen im Aufgebot des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) für die Badminton-EM im französischen La Roche-sur-Yon. Ob auch alle 16 ab heute an der französischen Atlantikküste auf die Jagd nach Medaillen gehen können, steht allerdings noch nicht fest. Wackelkandidaten sind vor allem zwei Akteure vom Badminton-Bundesligisten 1. BC Bischmisheim . Einzel-Spezialist Dieter Domke quält sich mit Meniskusproblemen herum. Doppel- und Mixed-Spieler Marvin Seidel, der seine EM-Premiere feiern sollte, laboriert an einem Muskelfaserriss im Oberschenkel. Ihr Einsatz wird sich kurzfristig entscheiden.

Bei der EM geht es nicht nur um Edelmetall - das Turnier in La Roche-sur-Yon ist die letzte Chance für die Akteure, Punkte für die Olympia-Qualifikation zu sammeln. Mit Veröffentlichung der Weltrangliste am Donnerstag, 5. Mai, läuft der ein Jahr dauernde Qualifikationszeitraum ab. Die Saarbrücker Zeitung gibt einen Überblick über alle fünf Disziplinen.

Herreneinzel

Topspieler Marc Zwiebler vom 1. BC Bischmisheim hat seine Qualifikation längst in der Tasche. Der 32-Jährige hat in den vergangenen Monaten teils herausragende Ergebnisse erzielt, schlug regelmäßig Spieler aus den Top zehn der Welt. Sollte er diese Leistungen auch in Frankreich auf den Court bringen, könnte der an Nummer drei gesetzte Zwiebler bis ins Halbfinale kommen und vielleicht sogar die favorisierten Dänen Jan O. Jörgensen und Viktor Axelsen ärgern. Vereinskollege Dieter Domke kann an einem guten Tag jeden in Europa in Schwierigkeiten bringen, muss aber wegen seiner Meniskusprobleme um den EM-Start bangen.

Dameneinzel

Bei der EM fällt die Entscheidung: Fährt die favorisierte Karin Schnaase (Union Lüdinghausen) nach Rio? Oder schafft Olga Konon vom BCB noch in letzter Sekunde den Sprung auf den Olympia-Zug? Schnaase hat nicht zuletzt dank ihres Sieges bei den Peru International in Lima vor einer Woche einen wohl entscheidenden Vorsprung auf Konon verschafft. Die gebürtige Weißrussin bestritt die Qualifikation in Eigenregie und mit Hilfe ihres Vereins, weil sie nicht dem Kader des Deutschen Badminton-Verbandes angehört. Sie müsste bei der EM schon ins Finale kommen oder gar gewinnen, um Schnaase noch einzuholen - angesichts ihrer schweren Auslosung kaum möglich.

Herrendoppel

Seit Monaten quält sich Johannes Schöttler vom BCB mit seinem Vereinskollegen Michael Fuchs von Turnier zu Turnier. Schwere Hüftprobleme machen Schöttler zu schaffen, sein Karriere-Ende spätestens im Sommer nach Olympia ist quasi beschlossene Sache. Mittlerweile sind Fuchs und Schöttler aus den Qualifikationsplätzen herausgefallen, verloren in den vergangenen Monaten oft unglücklich mehrere knappe Dreisatz-Spiele gegen Top-zehn-Gegner. Trotzdem ist das Ticket nach Rio noch greifbar, wenn die beiden weiter kommen als die Polen Adam Czwalina und Przemyslaw Wacha, die einen knappen Vorsprung auf Fuchs und Schöttler haben. Ob Marvin Seidel, der beim KV St. Ingbert das Badmintonspiel erlernt hat, mit seinem Partner Mark Lamsfuß antreten kann, hängt davon ab, wie sich der Heilungsprozess seines Muskelfaserrisses entwickelt. Wenn er fit wird, kann das junge Duo Seidel und Lamsfuß mit seiner Spielfreude für Kopfzerbrechen bei manchem etablierten Duo sorgen.

Damendoppel

Isabell Herttrich vom BCB spielt mit Birgit Michels (BC Beuel). Die Olympia-Qualifikation ist quasi ausgeschlossen - zu groß ist der Punkterückstand auf das deutsche Konkurrenten-Duo Johanna Goliszewski und Carla Nelte. Trotzdem ist eine Überraschung in Richtung Viertelfinale möglich.

Mixed

Michael Fuchs und Birgit Michels, die Olympia-Fünften von London 2012, sind trotz Weltranglistenplatz 14 noch nicht sicher in Rio de Janeiro dabei. Hinter ihnen lauern ein polnisches und ein niederländisches Duo, die sie genauso noch überholen können wie einige asiatische Teams, die bei den gleichzeitig stattfindenden Asienmeisterschaften einige Punkte sammeln können.

Fazit

Es bleibt also spannend - bis zum letzten Ballwechsel. "Die EM ist ein Schlüsselturnier. Unser Ziel war es, in Rio in allen fünf Disziplinen am Start zu sein. Die Tendenz ist, dass wir es schaffen, auch wenn das Herrendoppel auf der Kippe steht", erklärt Martin Kranitz, der Sportdirektor des DBV.

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