Zwischen altem Glanz und bittersüßer Melancholie

Lahti · Zum siebten Mal findet in Lahti die nordische Ski-WM statt. Die Sporthauptstadt Finnlands hat ihre besten Tage aber hinter sich.

 Lahti hat sich für die nordische Ski-WM herausgeputzt, aber finnische Erfolge dürfte es kaum zu sehen geben. Foto: Schlager/dpa

Lahti hat sich für die nordische Ski-WM herausgeputzt, aber finnische Erfolge dürfte es kaum zu sehen geben. Foto: Schlager/dpa

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In Finnland, so sagt man, ist das Leben kompliziert genug. Und deshalb sucht man im Simplen Halt. Zwei Jahreszeiten nur gibt es in Lahti - die des Schwimmers und die des Skispringers. Wenn der Sommer geht, verschwindet das große Becken am Fuße der Salpausselkä-Schanze erst unter massiven Bohlen, dann unter Schnee und dient den Springern als Auslauf.

Über allem liegt eine sonderbare Melancholie. Und niemand verkörpert sie so sehr wie Janne Ahonen. "Wir sind hier, um zu springen, nicht um zu lächeln", sagte der einst größte Skispringer der Welt einmal, gefragt nach der notorischen Melange aus Ernsthaftigkeit, Wortkargheit und süßer Bitternis, die das Wesen der Finnen im Allgemeinen ausmacht.

Der Menschenschlag der 116 000-Einwohner-Stadt am Ufer des Vesijärvi-Sees, wo ab heute zum siebten Mal nordische Ski-Weltmeisterschaften stattfinden, wirkt stets, als würde er mit Stolz am Leben leiden. Ahonen etwa dekonstruiert gerade seine große Karriere. Der fünfmalige Vierschanzentournee-Sieger ist 39 Jahre alt, hat zwei Mal seine Karriere beendet - und sie zwei Mal wieder gestartet. Ahonen ist nun nur ein Abziehbild großer Zeiten. So ist es mit Lahti selbst. Die Vergangenheit ist spürbar, die Gegenwart mühsam - auch wenn Lahti immer noch als Sporthauptstadt Finnlands gilt. Die vorigen beiden nordischen WM's dort, rund 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Helsinki, waren eine Machtdemonstration finnischer Wintersportler. 1989, als die Skispringer um den großen Matti Nykänen auftrumpften. Und 2001, als Ahonen selbst zwar nur Bronze holte, dafür aber die Skilangläufer glänzten. Sportliche Festtage sind seitdem selten. Die erfolglosen Fußball-Clubs der Stadt fusionierten 1996 zum FC Lahti, der letzte Meistertitel liegt mehr als fünf Jahrzehnte zurück. Noch trister sieht es im Eishockey aus, wo sich die Lahti Pelicans durch das Mittelmaß mühen. 1928 war das Team Finnlands erster Meister.

Während der finnische Sportler also mit Wehmut auf sein Lahti blickt, tut dies der deutsche Schanzensportler mit Freude. 1978 feierten die DDR-Springer Matthias Buse und Henry Glaß einen Doppelsieg, elf Jahre später holte Jens Weißflog den letzten großen Wintersport-Titel der deutsch-demokratischen Sportgeschichte. 2001 überragte Martin Schmitt mit Gold und Silber.

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