1. FC Kaiserslautern Zwischen Abstiegskampf und Ausgliederung

Kaiserslautern · Heute Zweitligaspiel in Heidenheim, am Sonntag Jahreshauptversammlung: 1. FC Kaiserslautern steht vor Weichenstellungen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolai Riesenkampff verlässt das Kontroll­gremium des FCK.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolai Riesenkampff verlässt das Kontroll­gremium des FCK.

Foto: dpa/Rainer Voaü

Vor der Jahreshauptversammlung an diesem Sonntag ab 11 Uhr in der Halle des Fritz-Walter-Stadions ist die Not groß beim 1. FC Kaiserslautern. Der FCK steht in der 2. Fußball-Bundesliga abgeschlagen am Tabellenende, finanziell ist der Traditionsverein ohnehin längst angeschlagen. Dem Bundesliga-Gründungsmitglied droht der erstmalige Abstieg in die 3. Liga – für Zündstoff ist also gesorgt. Einer der zentralen Tagesordnungspunkte ist die Neuwahl des Aufsichtsrates. Zudem will das Vorstandsduo Thomas Gries/Michael Klatt den Vereinsmitgliedern das Konzept der Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft vorstellen.

Die prekäre sportliche Situation mit sieben Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz überschattet die geplante Neuausrichtung des viermaligen deutschen Meisters. Selbst ein Sieg beim 1. FC Heidenheim heute Abend (18.30 Uhr/Sky) dürfte die Gemütslage kaum aufheitern. Die Vorzeichen stehen aber schlecht, neben den anderen Langzeitverletzten verletzten sich beim 0:1 der Amateure am Montag in der Oberliga gegen den FC Homburg die Abwehrspieler Marcel Correia (Sprunggelenk) und Giuliano Modica (Knie) und fallen wohl aus.

Vorstand und Aufsichtsrat gaben mit ihrer Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren kein gutes Bild ab. Die Unstimmigkeiten um die Installierung eines Sportvorstandes führten im Juni zum Rücktritt von Sportdirektor Uwe Stöver und gipfelten in der zeitweise peinlichen Nachfolgersuche mit der Absage von FCK-Ikone Hans-Peter Briegel. Bereits beim Rücktritt von Trainer Tayfun Korkut im Dezember 2016 hatte das Kontrollgremium eine entscheidende Rolle gespielt. Dem Aufsichtsratsvorsitzenden Nikolai Riesenkampff wird vorgeworfen, sich häufig ins Tagesgeschäft eingemischt zu haben. Neben dem Juristen treten mit Ottmar Frenger, Gerhard Theis und Ex-Profi Mathias Abel auch drei weitere der aktuellen Aufsichtsräte nicht mehr zur Wahl an. Einzig Unternehmer Jürgen Kind tritt wieder an und ist einer der 17 Kandidaten für fünf Plätze. Darunter sind als einziger Ex-Profi auch Trainer Fritz Fuchs und Dagmar Eckel, Tochter von Horst Eckel, dem einzig noch lebenden Weltmeister von 1954.Viele Namen kommen aus der Wirtschaft. Einige davon sind mit dem Bexbacher Unternehmer Dieter Buchholz, früher Aufsichtsrat, verbunden.

Finanzchef Klatt darf nach 20 Monaten im Amt zwar erstmals einen positiven Jahresabschlussbetrag präsentieren. Doch die 1,2 Millionen Euro Gewinn im Geschäftsjahr 2016/2017 sind nur durch außerordentlich hohe Transfererlöse von gut neun Millionen Euro erreicht worden. Die finanzielle Gesamtsituation sieht weiter alles andere als rosig aus: Die Verbindlichkeiten erhöhten sich auf 14,5 Millionen Euro. Zudem gilt es, jährlich fast zehn Millionen Euro an Miete und Unterhalt für die WM-Arena von 2006 aufzubringen. Einziger Ausweg aus der Misere sei die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft – um sich für Investoren zu öffnen, so der Vorstand. Das Konzept hierzu soll nun präsentiert werden. Abgestimmt werden soll darüber aber erst in den nächsten Monaten bei einer außerordentlichen Versammlung, wo eine Dreiviertelmehrheit benötigt wird.

Zum Thema Investor, das vor drei Wochen aufkam, war zuletzt nichts Neues zu hören. Ein „westeuropäisches Unternehmen“ würde laut Oberbürgermeister Klaus Weichel auch in der 3. Liga einsteigen und habe Interesse hat an einem unbebauten Gelände von 45 000 Quadratmetern auf dem Betzenberg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort