Zurückhaltung statt Angriffslust

Bratislava. Tiefstapeln nach dem Höhenflug: Der Halbfinal-Coup von 2010 ist verjährt, mit dem Auftakt bei der Weltmeisterschaft in Bratislava beginnt für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft heute Nachmittag wieder einmal der Kampf ums sportliche Überleben. "Wir müssen ganz klar erstmal schauen, dass wir nicht in die Abstiegsrunde kommen", betont Kapitän Michael Wolf

Bratislava. Tiefstapeln nach dem Höhenflug: Der Halbfinal-Coup von 2010 ist verjährt, mit dem Auftakt bei der Weltmeisterschaft in Bratislava beginnt für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft heute Nachmittag wieder einmal der Kampf ums sportliche Überleben. "Wir müssen ganz klar erstmal schauen, dass wir nicht in die Abstiegsrunde kommen", betont Kapitän Michael Wolf. Dieser Großauftrag wird schwer genug. Gegen Russland, die Slowakei und Slowenien gilt es, eine Blamage zu vermeiden. "Wir werden uns warm anziehen müssen", warnt auch Sportdirektor Franz Reindl.Die erste Enttäuschung setzte es für das Team um Bundestrainer Uwe Krupp schon vor dem Eröffnungsspiel. Ein Blick auf die Resultate in der Profiliga NHL verriet der Delegation, dass sie vorerst auf Christian Ehrhoff verzichten muss. Der Verteidiger erreichte mit seinem Club Vancouver Canucks die nächste Playoff-Runde und ist damit in Nordamerika weiter unabkömmlich. "Auf NHL-Spieler spekulieren wir ohnehin nicht", räumt Reindl ein und ergänzt ganz selbstlos: "Ehrlich gesagt: Ich freue mich mehr für den Spieler."

Ein Profi von Ehrhoffs Kaliber, bei der Heim-WM im Vorjahr einer der Besten, hätte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes massiv verstärkt. Das gibt Krupp unumwunden zu. Der Bundestrainer, der an der deutschen Bande seine Abschiedsvorstellung gibt (er wechselt zu den Kölner Haien), ist mit seinen WM-Nominierungen ohnehin angeeckt: Krupp nahm etwa Neuling Kevin Lavallee mit nach Bratislava und verzichtete im vorläufigen Aufgebot dagegen auf Stürmer Alexander Weiß vom deutschen Meister Eisbären Berlin.

Ob die deutsche Truppe in die ungeliebte Abstiegsrunde muss oder sich weiter mit den Weltbesten messen kann, entscheidet sich wohl nicht gegen den heutigen Auftaktgegner Russland (16.15 Uhr/Sport1) und Gastgeber Slowakei am Sonntag (20.15 Uhr/Sport1). Reindl, der als Sportdirektor ebenso wie Krupp zum letzten Mal bei der WM dabei ist, erklärt: "Die Vorrunde zu überstehen, ist das oberste Ziel. Man wird das nicht schaffen können, wenn man nicht Slowenien schlägt."

Für das Minimalziel muss in der Vierer-Gruppe mindestens Platz drei her. Gegen den Weltranglisten-19. Slowenien ist Deutschland am kommenden Dienstag (16.15 Uhr/Sport1) Favorit, aber allein die Erinnerung an die grausame WM 2009 mit der Blamage gegen Frankreich lässt Krupp erschaudern. "Bei uns wird keinerlei Übermut oder Leichtsinn ins Spiel kommen", sagt der Trainer. In der Schweiz war Deutschland vor zwei Jahren sportlich abgestiegen, blieb aber als WM-Ausrichter 2010 in der Weltgruppe.

Zunächst aber steht der Kracher gegen Rekordweltmeister Russland an. "Wir sind gut vorbereitet", tönt Korbinian Holzer vom zweitklassigen Nordamerika-Team Toronto Marlies und verspricht, das "beste Eishockey zu spielen". Reindl ist vorsichtiger, zumal Russland mit einem halben Dutzend NHL-Stars - angeführt von Rekord-Stürmer Ilja Kowaltschuk - in die Slowakei gereist ist. "Da zittern einem schon ein wenig die Knie", gesteht Reindl. dpa

"Bei uns

wird keinerlei Übermut ins Spiel kommen."

Bundestrainer

Uwe Krupp

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