Zurück zu alter Stärke

Saarbrücken. Die meisten Gäste waren bereits gegangen, da gab Bruno Spengler noch einmal richtig Gas. Der Mercedes-Werkspilot entdeckte in einem Zimmer des St. Ingberter Rathauses die Stereoanlage, von der aus die - etwas lahme - Musik für Bernd Schneiders Rennparty vor zwei Jahren abgespielt wurde

 Bruno Spengler wirft sich voller Freude auf die Motorhaube seines Dienstwagens. Der Kanadier liegt in der DTM derzeit auf Meisterschaftskurs. Fotos: SZ

Bruno Spengler wirft sich voller Freude auf die Motorhaube seines Dienstwagens. Der Kanadier liegt in der DTM derzeit auf Meisterschaftskurs. Fotos: SZ

Saarbrücken. Die meisten Gäste waren bereits gegangen, da gab Bruno Spengler noch einmal richtig Gas. Der Mercedes-Werkspilot entdeckte in einem Zimmer des St. Ingberter Rathauses die Stereoanlage, von der aus die - etwas lahme - Musik für Bernd Schneiders Rennparty vor zwei Jahren abgespielt wurde. Spengler enterte das Zimmer, änderte erst Musikrichtung und Lautstärke - und spielte dann fröhlich am Fenster tanzend den DJ.

Immer gut aufgelegt - die Szene ist typisch für den Kanadier. Spengler ist der Sonnyboy der DTM. Eigentlich immer gut gelaunt, immer gut drauf. Einfach ein netter Kerl. Derzeit hat der Mercedes-Pilot besonders viel Grund zu strahlen. Mit 32 Punkten reist er als Führender zum fünften Saisonlauf an den Nürburgring. Damit liegt er klar vor seinem Markenkollegen Jamie Green (22) und Audi-Pilot Mathias Ekström (21).

Spengler ist wieder zurück in der Erfolgsspur. 2006 und 2007 hatte der Mercedes-Pilot als Vizemeister den Titel jeweils nur knapp verpasst. Doch danach kam er von der Ideallinie ab: Statt Meister wurde er 2008 und 2009 nur Vierter und Fünfter. Zu wenig, gemessen an den Ansprüchen. "2008 hatte ich einen neuen Renningenieur bekommen, da lief es nicht immer reibungslos. 2009 stimmte dann der Speed, aber ich hatte sehr viel Pech", erzählt er. Es war mit die schwierigste Zeit in seiner Karriere. "Zwei Jahre kein Rennen zu gewinnen, war die Hölle. Aber ich bin nicht der Typ, der dann aufgibt."

Und Spengler kämpfte sich in der Tat aus der Krise. "Ich habe mich mit dem Team zusammengesetzt und die Situation analysiert. Was könnte man am Auto verbessern? Was könnte ich an mir selbst verbessern? Denn verbessern kann man immer was." Das Wichtigste dabei: "Auch in einer schwierigen Phase fürfen Negativgedanken nicht aufkommen. Ich habe immer daran geglaubt, dass der Erfolg zurückkommt."

Und in dieser Saison hat Spengler zu alter Stärke gefunden. In jedem der bisher vier Rennen fuhr er aufs Podest, in der Lausitz feierte er seinen ersten Rennsieg seit drei Jahren, den sechsten in der DTM insgesamt. "Ich bin sehr glücklich", gibt Spengler zu. "Vier Rennen, vier Podiums, das hatte ich noch nie. Ich hatte überhaupt noch nie einen so guten Saisonstart in der DTM." Und wie geht es weiter? Sein ehemaliger Teamkollege Bernd Schneider sagt: "Ich komme zum Daumendrücken an den Nürburgring. Bruno hat sich den Titel redlich verdient. Er ist jetzt einfach mal an der Reihe."

Zuletzt hatte Audi drei Mal in Folge den Titel geholt. Doch in den bisherigen vier Saisonrennen konnten die Ingolstädter nur einen Sieg feiern. Ob sie am Nürburgring in die Erfolgsspur zurückfinden? "Wir werden um den Sieg mitkämpfen", ist Audi-Speerspitze Mattias Ekström sicher und verweist auf den Vierfachsieg 2009. Ekström hat während der vierwöchigen Rennpause Urlaub gemacht - um jetzt wieder mit aufgeladenen Akkus anzugreifen. Auch Spengler will vom Titel noch nicht reden. "In der DTM darf man sich nie sicher fühlen. Ein Ausfall, ein Reifenschaden - und schon sieht die Sache wieder anders aus." Allerdings: In sechs Jahren DTM ist der Kanadier nur vier Mal nicht angekommen - das letzte Mal vor anderthalb Jahren.

Damit geht es ihm auch viel besser als seinem Idol Michael Schumacher, dessen "Teamkollege" er ja jetzt bei Mercedes quasi ist. "Ja, ich bin ein großer Fan von ihm. Ich kann mich erinnern, dass ich 1996 als Kind mit meinem Vater bei den Ferrari-Days am Nürburgring war", erzählt Spengler. "Ich bin an den Bodyguards vorbeigeschlichen und habe mich neben ihn gestellt, so dass Papa ein Bild machen konnte." Im Gegensatz zu seinem Vorbild fährt Spengler in dieser Saison um den Titel. Gut möglich, dass er am Saisonende wieder auf einer Party auflegen kann - bei seiner Meisterparty. "Ich habe immer daran geglaubt, dass der Erfolg zurückkommt."

Bruno Spengler, derzeit Führender

in der DTM

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