Fußball Zum Rapport bei der Uefa

Paris · Paris Saint-Germain muss heute in Nyon seinen Transfer-Wahnsinn erläutern.

Die Freude über den 3:1-Erfolg gegen SM Caen und den damit verbundenen Einzug ins Pokalfinale dürfte nicht lange anhalten. Wegen der beiden teuersten Transfers der Fußball-Geschichte muss sich der französische Meister Paris Saint-Germain heute bei der Uefa erklären, denn der europäische Fußball-Verband untersagt seinen Vereinen zumindest auf dem Papier, nicht über einen längeren Zeitraum mehr Geld auszugeben als einzunehmen.

222 Millionen Euro hatte PSG im vergangenen August für Rekord-Stürmer Neymar ausgegeben. 180 Millionen werden in diesem Sommer für Frankreichs Nationalspieler Kylian Mbappé fällig. Konkret geht es heute am Uefa-Sitz in Nyon um die Fragen: Hat PSG mit seinen Investitionen gegen die Regeln des „Financial Fair Plays“ (FFP) verstoßen und wenn ja: Welche Strafen von einer Millionen-Geldbuße bis hin zu einem möglichen Ausschluss aus der Champions League hat der im Besitz eines katarischen Staatsfonds befindliche Club deshalb zu befürchten?

Tatsächlich sind die Anhörungen von Paris Saint-Germain, dem AC Mailand und Inter Mailand auch so etwas wie der letzte Belastungstest für ein hochumstrittenes System. Mitbeantwortet werden auch Fragen wie: Hat das Financial Fair Play überhaupt eine Durchsetzungskraft? Traut sich die Uefa auch an einen großen Club heran oder bestraft sie bloß Vereine wie den FC Sion, FK Vojvodina aus Kasachstan?

Unabhängig vom Ausgang der PSG-Anhörung, deren Ergebnis die Uefa erst im Juni bekannt geben will, ist schon jetzt klar, dass der europäische Fußball seinen eigenen Regelungen nicht mehr traut. Hinter den Kulissen arbeiten die Uefa und die einflussreiche Club-Vereinigung ECA bereits an einem „Financial Fair Play 2.0“, einer verschärften Variante des bisherigen Systems. „Das Thema ist auf dem Tisch. Ich gehe davon aus, dass das relativ zeitnah final beschlossen werden kann“, sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München und langjährige ECA-Chef, Karl-Heinz Rummenigge.

Auch Sportrechtsexperte Paul Lambertz erklärte, das bisherige Financial Fair Play wirke zahnlos: „Wenn Sanktionen nicht spürbar sind, muss man sich auch nicht wundern, dass gegen Regeln verstoßen oder in Graubereiche vorgedrungen wird“. Gerade PSG sei 2014 schon mal „zu Geldstrafen und der vorübergehenden Verkleinerung seines Kaders verurteilt worden“, erklärte Lambertz. Aber das sei für einen solchen Verein „keine empfindliche Strafe“. Der Ausschluss aus der Champions League sollte deshalb „kein Tabu“ sein.

Konkret wollen ECA und Uefa erreichen, dass die europäischen Vereine in Zukunft ihre Finanzberichte und ihre Zahlungen an Spielerberater offen legen. Und dass der europäische Verband mögliche Verstöße gegen das Financial Fair Play sofort ermitteln und sanktionieren kann – und damit nicht wie bisher das Ende eines Geschäftsjahres abwartet.

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