Zum Geburtstag gibt's Geld und Schoko-Gold

Stuttgart · Tabea Alt ist das neue Turn-Gesicht in Deutschland. In Stuttgart feierte sie an ihrem 17. Geburtstag den ersten Weltcup-Sieg.

 Tabea Alt freut sich über ihren Sieg. Foto: dpa

Tabea Alt freut sich über ihren Sieg. Foto: dpa

Foto: dpa

Die Weltcup-Siegesparty zum 17. Geburtstag vor 4700 Gästen in der Porsche-Arena zauberte ein strahlendes Lächeln in das neue deutsche Turn-Gesicht. "In diesen Sieg habe ich so viel Arbeit reingesteckt, jetzt bin ich nur noch glücklich", sagte Tabea Alt, während sie die nicht enden wollenden Autogrammwünsche geduldig erfüllte. Das Geburtstagskind weiß sehr genau, dass sportliche Erfolge auf diesem Niveau eine immense Opferbereitschaft erfordern: "Wir Turnerinnen führen ein ganz anderes Leben als die meisten Gleichaltrigen. Um den Sport herum haben wir nicht viel."

Immerhin aber hatte sich Cheftrainerin Ulla Koch ein besonders Geburtstags-Geschenk ausgedacht und übergab Alt eine riesige Goldmedaille aus Schokolade. "Das hat sie sich verdient", meinte Koch schmunzelnd zu dem eigentlichen Tabu unter den stets streng auf ihr Gewicht achtenden Turnerinnen. Zudem gab es die Siegesprämie von 12 000 Schweizer Franken.

Alt hatte alle mitgerissen. "Nach dem Stufenbarren hatte ich nicht mehr an den Erfolg geglaubt", räumte DTB-Präsident Alfons Hölzl ein. Zwei kleinere Fehler hatten Tabea Alt auf Platz vier zurückfallen lassen, doch mit Glanzleistungen am Balken und am Boden kämpfte sich die Zehntklässlerin zurück.

Ob die Ludwigsburgerin im Jahr eins nach dem Rücktritt von Fabian Hambüchen auch nur ansatzweise in die großen Fußstapfen des Reck-Olympiasiegers treten kann, ist Spekulation. Tatsache ist indes, dass die in Stuttgart trainierende Gymnasiastin das Zeug zum Publikumsliebling hat. Und vielleicht auch zu mehr: "Bei Tabea sind große Perspektiven zu erkennen. Das verspricht viel für die kommenden Jahre", sagte DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam. Und auch die fünfmalige Olympiasiegerin und sowjetische Turnlegende Nelli Kim, mittlerweile Vizepräsidentin des Weltverbandes FIG, war von der ihr bislang weitgehend unbekannten deutschen Turnerin begeistert: "Deutschland kann glücklich sein, solch eine elegante Turnerin zu haben."

Beim Weltcup-Finale in London winken Alt am 8. April bei einer ähnlichen Leistung neben dem Sieger-Preisgeld auch noch 25 000 Franken für den Gesamtsieg. Härteste Rivalin wird auch dort die in Stuttgart zweitplatzierte Russin Angelina Melnikowa sein.

Die Saarländerin Pauline Schäfer kam in der Porsche-Arena hinter Morgan Hurd (USA) auf Rang vier. "Vergangenes Jahr bin ich Fünfte geworden, nun Vierte. Jetzt kann ich der EM positiv entgegenblicken", sagte Schäfer nach ihrem ersten großen Auftritt seit Olympia in Rio. Die gebürtige Obersalbacherin hatte aufgrund ihrer Grundausbildung bei der Bundeswehr kürzer treten müssen. Die EM findet vom 19. bis 23. April im rumänischen Cluj statt.

Der Sieg im Mehrkampf ging erwartungsgemäß an den ukrainischen Barren-Olympiasieger Oleg Wernjajew, der für die TG Saar startet. Er setzte sich mit 84,899 Punkten vor dem Japaner Kazuma Kaya (84,398) durch. Der deutschen Barren-Meister Lukas Dauser aus Unterhaching kam auf Rang sechs, der Stuttgarter Sebastian Krimmer auf Rang neun.

Eine gute Vorstellung hatten die deutschen Männer als Zweite der Team Challenge abgeliefert. Die verjüngte Mannschaft um Routinier Marcel Nguyen musste nur Russland den Vortritt lassen. Die lange führenden deutschen Turnerinnen mussten sich mit dem zweiten Platz in der Team Challenge hinter Russland begnügen, weil sie sich am Schwebebalken zwei Abstürze leisteten.

 Die Saarländerin Pauline Schäfer zeigte einen ordentlichen Mehrkampf und belegte den vierten Platz. Foto: Hildenbrand/dpa

Die Saarländerin Pauline Schäfer zeigte einen ordentlichen Mehrkampf und belegte den vierten Platz. Foto: Hildenbrand/dpa

Foto: Hildenbrand/dpa

Während sich Frauen-Cheftrainerin Ulla Koch für die EM bereits auf Tabea Alt, Pauline Schäfer, Routinier Kim Bui sowie die langjährige deutsche Vorturnerin Elisabeth Seitz festgelegt hat, lässt sich Männer-Bundestrainer An dreas Hirsch noch ein wenig Zeit. Der Berliner wird sein Team für die EM erst am 2. April in Kienbaum nominieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort