Zu Gast im olympischen Musterland

Pyeongchang · Die IOC-Führung um Präsident Thomas Bach tagt im südkoreanischen Pyeongchang, Gastgeber der Winterspiele 2018.

Ob Korruptionsskandal, Doping-Krise oder die Aufregung um die Münchner U-Bahn: Für Präsident Thomas Bach sind die jüngsten Probleme des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) beim Besuch in Pyeongchang weit entfernt. Stattdessen reißen in Südkoreas Gastgeberstadt der Winterspiele 2018 die positiven Nachrichten nicht ab. Bei der Besichtigung des olympischen Dorfes lobte der IOC-Chef gestern die Vorbereitungen. "Wir haben großen Fortschritt gesehen", sagte der 63-Jährige.

Der deutsche IOC-Präsident stattete dem Athletendorf im Beisein von Sportlern einen Besuch ab. US-Skeleton-Pilotin Katie Uhlaender testete in den Appartements Bett und Küche und sprach von einer "familiären Atmosphäre". Wie das IOC mitteilte, seien alle Wohnungen für die Zeit nach den Spielen bereits an private Investoren verkauft. Auch die Evaluierungskommission des IOC zog nach der Besichtigung der Wettkampfstätten eine positive Bilanz. "Pyeongchang bietet den besten Athleten der Welt im kommenden Jahr auf Eis und Schnee hochkarätige Veranstaltungsorte", sagte die Kommissions-Vorsitzende Gunilla Lindberg.

Heute und morgen trifft sich die Regierung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die Exekutive, um den Stand der Vorbereitungen weiter abzuklopfen. Dabei wird auch das zukünftige Bewerberverfahren heiß diskutiert. Bach hatte kritisiert, dass es beim bisherigen Prozedere zu viele Verlierer gebe. Nach wie vor steht im Raum, dass am 13. September bei der IOC-Session in Lima/Peru die Sommerspiele 2024 und 2028 an die einzig verbliebenen Bewerber Paris und Los Angeles in einem Zuge vergeben werden. Viele IOC-Mitglieder wehren sich jedoch, weil sie sich in ihren Wahlmöglichkeiten eingeschränkt fühlen. Bach muss hier allmählich eine Lösung finden.

Auch die Korruptionsaffäre um den ehemaligen Weltklassesprinter und hohen IOC-Funktionär Frankie Fredericks wird Fragen aufwerfen. Nachdem dubiose Zahlungen an den früheren Weltmeister kurz vor der Vergabe der Spiele 2016 an Rio bekannt geworden waren, trat der viermalige Olympiazweite von seinen Ämtern zurück. Im Dauerstreit zwischen der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) und Russland ist wegen der Dopingkrise im größten Land der Erde ebenfalls kein Ende in Sicht.

Wie sensibel die Äußerungen des Präsidenten in der Olympiadebatte verfolgt werden, zeigte gestern die Reaktion auf eine Aussage von Bach. "Ohne Olympische Spiele hätte München vielleicht heute noch keine U-Bahn", hatte der IOC-Chef bezüglich der Spiele von 1972 dem Münchner Merkur gesagt. Das jedoch war nicht der Fall. Der damalige Münchner Oberbürgermeister Jochen Vogel stellte klar, dass "U- und S-Bahn auch ohne Olympia gekommen wären".

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