Zeit für eine neue Generation

Oberstdorf. Martin Schmitt ist auf Formsuche, Michael Neumayer verunsichert und Michael Uhrmann völlig von der Rolle. Eine Woche vor Beginn der Vierschanzentournee hecheln die jahrelangen Aushängeschilder des deutschen Skisprungs der Konkurrenz hinterher. Und zwar meilenwert

 Bei den Winterspielen im Februar gewannen sie als Team Silber, jetzt springen Michael Neumayer, Andreas Wank, Martin Schmitt und Michael Uhrmann (von links) ihrer Form hinterher. Foto: dpa

Bei den Winterspielen im Februar gewannen sie als Team Silber, jetzt springen Michael Neumayer, Andreas Wank, Martin Schmitt und Michael Uhrmann (von links) ihrer Form hinterher. Foto: dpa

Oberstdorf. Martin Schmitt ist auf Formsuche, Michael Neumayer verunsichert und Michael Uhrmann völlig von der Rolle. Eine Woche vor Beginn der Vierschanzentournee hecheln die jahrelangen Aushängeschilder des deutschen Skisprungs der Konkurrenz hinterher. Und zwar meilenwert. Bundestrainer Werner Schuster kann auf die Arrivierten zwar noch nicht ganz verzichten, doch schon beim ersten Höhepunkt im WM-Winter setzt er auf die neue Generation. "Ich werde mich mehr denn je auf die jungen Sportler beschränken, die hören noch anders zu", sagte Schuster.

In deutlicher Form kritisierte der Trainer die Erfahrenen im Team, die er mit seinen Visionen kaum noch erreichen könne. "Diese Demut, die es am Anfang bei den Athleten gab, ist nicht mehr in diesem Maße vorhanden. Deshalb ist es auch schwieriger, speziell bei den arrivierten Athleten, Veränderungen herbeizuführen. Die sind nur noch begrenzt steuerbar. Man kann gewisse Dinge auch mit der größten Sportkompetenz nicht aufhalten", redete Schuster Klartext.

Der Trainer sieht die Zeit der einstigen Leistungsträger daher langsam ablaufen und ist darüber nicht einmal traurig. "Einen sportlich herbeigeführten Umbruch haben wir uns ja gewünscht. Der Zeitpunkt ist zwar etwas blöd, im Sommer wäre es besser gewesen. Aber das kann man sich nicht aussuchen", erklärte der Österreicher. Mit jungen Springern wie Severin Freund oder Pascal Bodmer will er nachweisen, "dass ich auf dem richtigen Weg bin und wir Athleten entwickeln können, die auch mal ein Springen gewinnen können."

Überrascht worden ist Schuster von dieser Entwicklung nicht, denn schon in der Vorbereitung hatten Freund und Bodmer das Niveau in der Mannschaft bestimmt. "Nicht einen Tag lang, sondern über Wochen und Monate. Da kam weder der Uhrmann hin, noch der Neumayer oder der Schmitt. Diese Situation hat es seit bestimmt zehn Jahren nicht gegeben", berichtete der Bundestrainer im Rückblick.

Das bisherige Top-Trio, das im Februar gemeinsam mit dem im Continental-Cup abgetauchten Andreas Wank Olympia-Silber im Team gewonnen hatte, will er jedoch nicht völlig abschreiben: "Ich bin überzeugt, dass der eine oder andere noch in die Gänge kommt." Die größten Hoffnungen setzt der Coach in Schmitt, der in der Vorwoche ein Sondertraining in Lillehammer absolvierte.

Bei einem Trainingslager in Oberstdorf will Schuster seinen Athleten in dieser Woche den letzten Schliff für einen erfolgreichen Tournee-Auftakt an gleicher Stätte verpassen. Danach bekommen seine Schützlinge über die Weihnachtstage frei, um abzuschalten. "Vor allem die, bei denen es nicht läuft, machen sich permanent einen Kopf. Irgendwann müssen sie sich besinnen." dpa

Auf einen Blick

Die Termine der 59. internationalen Vierschanzentournee: 1. Springen in Oberstdorf am 29. Dezember (ab 16 Uhr), 2. Springen in Garmisch-Partenkirchen am 1. Januar (ab 14 Uhr), 3. Springen in Innsbruck am 3. Januar (ab 13.45 Uhr), 4. Springen in Bischofshofen am 6. Januar (ab 16 Uhr). red

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