Ringen Zarcone ist vor dem Derby gespalten

Saarbrücken · Der 23-Jährige ringt für beide Vereine, den KSV Köllerbach und den KV Riegelsberg. Das bereitet ihm Kopfzerbrechen.

 Ringer Nico Zarcone beim „Puppentraining“ an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken.

Ringer Nico Zarcone beim „Puppentraining“ an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken.

Foto: Andreas Schlichter

Nico Zarcone ringt für den KSV Köllerbach. Der Freistilspezialist ringt aber auch für den KV Riegelsberg. An diesem Samstag um 19.30 Uhr empfangen die Köllerbacher die Riegelsberger zum Bundesliga-Saarderby in der Kyllberghalle. Und Zarcone? Der wird das Trikot der Heimmannschaft tragen.

„In der Bundesliga starte ich für Köllerbach, bei Einzelwettbewerben für meinen Heimatverein Riegelsberg. Das ist nach den Regeln des Verbandes so möglich“, erklärt der 23-jährige Polizeikomissar-Anwärter, was eigentlich paradox erscheint. Widersprüchlich, wie Zarcones Gefühlslage: „Im Moment habe ich schon etwas Angst, dass die Leute pfeifen, die mich schon als kleinen Jungen kennen. Aber wenn ich auf die Matte gehe, muss ich meine Leistung abrufen. Wobei es schon komisch sein wird, wenn der Trainer, der mich mein ganzes Ringerleben begleitet hat, jetzt in der gegnerischen Ecke sitzt.“

Die Rede ist vom Riegelsberger Edgar Paulus, der Nico vom Ringer-Kindergarten bis zu den Aktiven hin betreut hat. „Unser Verhältnis ist nicht in Worte zu fassen. Er hat mir immer geholfen, selbst in der Schule“, sagt Zarcone: „Riegelsberg ist mein Heimatverein, darum hänge ich an dem Haufen.“ Bei der Heimniederlage der Riegelsberger zuletzt gegen Witten litt Zarcone als Fan am Mattenrand mit.

Auch in Köllerbach ist er in seinem zweiten Jahr mittlerweile angekommen. Beim Derby-Sieg in Heusweiler feierten ihn die Anhänger mit „Zarcone“-Sprechchören. „Edgar hat mir damals zu dem Schritt geraten, es ist wichtig für mich, Bundesliga zu ringen. Der KSV ist ein großer Verein“, sagt Zarcone und lobt die Arbeit vor Ort: „Thomas Geid hilft mir technisch, kann sehr gut analysieren und motivieren.“ Allergrößten Respekt hat er aber vor Mannschaftskollege Andrij Shyyka: „Mit zwei kaputten Knien macht er uns Jungen immer noch etwas vor. Er ist ein echtes Vorbild.“

Zarcone ist Sohn von Antonio, eines Sizilianers, und Anja, einer Saarländerin. Er und die zwei Jahre ältere Schwester Vanessa haben darum zwei Pässe. „Meine Schwester hat geritten, ich ringe – unsere Eltern waren jeden Tag unterwegs mit uns zu Training und Wettkämpfen. In der Jugend wurde ich gefragt, ob ich nicht für Italien starten will“, erzählt der vierfache deutsche Meister der Jugend und Kadetten: „Dort ist man finanziell besser aufgestellt, es gibt auch weniger Konkurrenz, und ich hätte mich wohl sicher für jede EM und WM qualifizieren können.“ Doch der Saarländer entschied sich aufgrund der besseren Trainingsbedingungen für Deutschland.

Gemeinsam mit Arbeits- und Mannschaftskollege Gennadij Cudinovic wohnt Zarcone an der Sportschule. Man unterstützt sich bei der beruflichen und sportlichen Karriere: „Wir motivieren uns gegenseitig an Tagen, wo es einem schwer fällt.“ Die Ziele werden klar formuliert. „Es wäre toll, wenn wir mit dem KSV diese Saison deutscher Meister werden könnten“, sagt Zarcone: „Und international ist da immer die Perspektive Weltmeisterschaft und Olympische Spiele.“ Sollte sich Nico Zarcone dafür qualifizieren, werden sie sich alle freuen – in Köllerbach und Riegelsberg.

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