Zank um die Zeche

Hamburg/Berlin · Wer zahlt die Zeche? Kurz vor dem Ende des Referendums zur Olympia-Bewerbung in Hamburg gibt es zwischen Stadt und Bund noch immer keine Einigung in Sachen Kostenübernahme.

Die Stadt Hamburg und die Bundesregierung ringen weiter um die Kostenübernahme für Olympische Spiele an der Elbe. Hamburg fordert vom Bund einen Zuschuss von 6,2 Milliarden Euro für das Mega-Event, doch Berlin ziert sich noch und rechnet nach. Kurz vor dem Ende des Olympia-Referendums am Sonntag tobt der Streit ums liebe Geld mehr denn je - mit völlig ungewissem Ausgang. "Es geht um viel Geld. Wir sind in guten Gesprächen", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU ) im sid-Interview über die zähen Verhandlungen. Hamburg will 2024 ja nicht nur die Spiele ausrichten, sondern mit dem Rückenwind der Bewerbung einen ganz neuen Stadtteil bauen. Auf dem Kleinen Grasbrook, gegenwärtig eine Industriefläche des Hafens, soll das Herz des Olympiageländes mit dem Olympiastadion für 60 000 Zuschauer entstehen - und danach die so genannte OlympicCity.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD ) versichert dennoch immer wieder, dass sich die Hansestadt nur mit 1,2 Milliarden Euro an ihren Plänen beteiligen will. Und er pocht auf den 6,2-Milliarden-Anteil aus Berlin. Die Zeit zur Einigung drängt, bis Mitte Februar muss Hamburg die Garantien des Bundes beim Internationalen Olympische Komitee (IOC) hinterlegen. De Maizière will aber offenbar ganz genau wissen, welche Kosten durch allgemeine Stadtentwicklung entstehen und welche Projekte nur Olympia zuzuordnen sind. Die "dafür notwendigen Unterlagen aus der Hansestadt" gingen im Innenministerium allerdings nur "sukzessive ein; einige wichtige Informationen stehen noch aus", teilte das Ministerium mit.

Die Sorgen vor einer Kostenexplosion sind groß und wohl auch berechtigt. Schon jetzt plant Hamburg mit dem größten Budget (11,2 Milliarden) aller Bewerberstädte. Zum Vergleich: Paris will etwa sechs Milliarden ausgeben. Der Finanzexperte und ehemalige Ruder-Weltmeister Wolfgang Maennig kritisiert, dass Hamburg Olympia so stark als Motor der Stadtentwicklung nutzen will. Wenig überraschend kommt die Warnung von Michael Rothschuh von der Initiative NOlympia: "Olympia droht ein teurer Albtraum für Hamburg zu werden." Davon will Scholz nichts wissen. "Neun Jahre vor Olympia sind die Kosten so gut und präzise durchgerechnet wie nie zuvor", sagte der Bürgermeister dem Abendblatt. Vor allem die Kalkulation für die Sicherheitskosten scheint aber wie dafür gemacht, völlig aus dem Ruder zu laufen. 461 Millionen Euro sind in der Bewerbung derzeit veranschlagt. London verbuchte nach 2012 unter diesem Posten letztlich 1,7 Milliarden Euro .

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