Zahnschmerzen mit Folgen

Kingston. Starkes Zahnweh hat für die Sprint-Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser sehr schmerzliche Folgen: Die 23-jährige Jamaikanerin wurde nach dem Diamond-League-Meeting am 23. Mai in Shanghai positiv auf das verbotene Schmerzmittel Oxycodon getestet. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat sie vorläufig von allen Wettbewerben suspendiert. Das bestätigte Sprecher Nick Davies am Freitag

 Shelly-Ann Fraser aus Jamaika jubelt nach dem 100-Meter-Finale bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking über ihren Sieg. Jetzt steht die 23-Jährige unter Dopingverdacht. Foto: dpa

Shelly-Ann Fraser aus Jamaika jubelt nach dem 100-Meter-Finale bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking über ihren Sieg. Jetzt steht die 23-Jährige unter Dopingverdacht. Foto: dpa

Kingston. Starkes Zahnweh hat für die Sprint-Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser sehr schmerzliche Folgen: Die 23-jährige Jamaikanerin wurde nach dem Diamond-League-Meeting am 23. Mai in Shanghai positiv auf das verbotene Schmerzmittel Oxycodon getestet. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat sie vorläufig von allen Wettbewerben suspendiert. Das bestätigte Sprecher Nick Davies am Freitag.

Die Nachricht vom positiven Doping-Test erreichte Shelly-Ann Fraser am Donnerstag in einem Hotelzimmer - wenige Stunden vor ihrem geplanten Start beim Diamond-League-Meeting in Lausanne. "Sie war enttäuscht und betroffen", berichtete Frasers Manager Adrian Laidlaw. "Es gibt aber bestimmte Regeln, die manche Menschen zu Opfern machen."

Fraser hatte vor dem Auftritt in Shanghai über starke Zahnschmerzen geklagt, die während des Fluges nach China aufgetreten waren. Daraufhin hatte ihr Trainer ihr vor dem Start ein Schmerzmittel gegeben, dies aber nicht vorschriftsmäßig der IAAF angezeigt. Fraser wurde Zweite hinter der US-Amerikanerin Carmelita Jeter. "Sie hat vergessen, das Medikament anzugeben. Es ist so, als würde ein Kind ohne eine Kugelschreiber zu einer Schularbeit gehen", meinte Laidlaw.

Wilhelm Schänzer, Leiter des Doping-Analyselabors in Köln, hält die Erklärung von Fraser für nachvollziehbar. "Die Angaben können stimmen. Oxycodon ist ein starkes Schmerzmittel", sagte der Biochemiker. Allerdings sei es für eine Weltklasse-Athletin wie Fraser fahrlässig, sich nicht intensiver über das Medikament kundig gemacht zu haben. "Es ist ein morphinhaltiges Narkotikum. Inzwischen gibt es andere Mittel, die ebenso wirken", sagte Schänzer. Da Oxycodon keine leistungsfördernde Wirkung hat, könnte, ähnlich wie beim Missbrauch von Stimulanzien, das Strafmaß geringer ausfallen und Fraser nicht für zwei Jahre gesperrt werden.

Shelly-Ann Fraser hatte bei den Sommerspielen 2008 in Peking die 100 Meter in 10,78 Sekunden gewonnen. Ein Jahr später, bei der WM in Berlin, wurde sie in 10,79 Sekunden Weltmeisterin. Im Jahr 2009 wurde sie laut IAAF-Statistik mehr als vier Mal von Kontrolleuren des Weltverbandes zu Trainingstests aufgesucht.

Die Läuferin aus Kingston muss sich nun einer Anhörung beim jamaikanischen Leichtathletik-Verband stellen. "Wir müssen diese Prozedur durchstehen und abwarten, was der Verband empfiehlt - und was er als entlastend anerkennt", sagte Bruce James, Präsident von Frasers Verein MVP Track & Field Club. James hatte Fraser nach Erhalt der Nachricht vom Start in Lausanne zurückgezogen. "Wir wollen mit der Sache offen und transparent umgehen", sagte er. Fraser, die in ihre Heimat zurückflog, will alles tun, um ihren Ruf zu retten. "Sie will ihren Namen reinwaschen", sagte James. dpa

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