Wutrede nach der Klatsche

Darmstadt · Hoffnungsträger Torsten Frings war nach der zweithöchsten Darmstädter Heimpleite der Erstliga-Geschichte gereizt. Nach dem 0:0 beim Debüt gegen Gladbach erlebte der Ex-Nationalspieler am Samstag eine 1:6-Klatsche gegen Köln.

 Ein Bild, das alles aussagt: Seine zweite Partie als Trainer des SV Darmstadt 98 hatte sich der frühere Nationalspieler Torsten Frings ganz anders vorgestellt. Foto: wagner/dpa

Ein Bild, das alles aussagt: Seine zweite Partie als Trainer des SV Darmstadt 98 hatte sich der frühere Nationalspieler Torsten Frings ganz anders vorgestellt. Foto: wagner/dpa

Foto: wagner/dpa

Torsten Frings redete sich in Rage, innerlich schien der neue Trainer des Fußball-Bundesligisten Darmstadt 98 vor Wut zu kochen. "Ich habe die Nacht auch geträumt, dass wir gewinnen - und jetzt, was soll ich jetzt machen?!", wetterte der 40-Jährige nach dem 1:6 (0:3)-Debakel gegen den 1. FC Köln: "Das ist hier kein Wunschkonzert."

Dabei ging es dem früheren Nationalspieler nicht einmal um das desolate Auftreten seiner Mannschaft, nach dem die Hoffnung auf den Klassenverbleib weiter schwindet. Zur Weißglut brachte Frings die erneute (Nach-)Frage nach Defensiv-Allrounder Florian Jungwirth, der gegen Köln gar nicht im Kader des Liga-Schlusslichts gestanden hatte.

"Er hat die Woche so trainiert, als wolle er in die USA wechseln", antwortete Frings geladen und gereizt: "Wir können uns doch nicht schlechter machen, als wir ohnehin schon sind, nur damit einer seinen persönlichen Traum erfüllen kann. Ich lasse mich bestimmt nicht von einem Spieler unter Druck setzten. Wenn einer nicht bereit ist, für Darmstadt 98 alles zu geben, dann ist er nicht im Kader. Wir können uns als Verein nicht diktieren lassen, was wir zu tun haben." Ehe der 28-Jährige ohne adäquaten Ersatz in die Staaten wechseln dürfe, "sitzt er eben sechs Monate auf der Tribüne".

Um doch noch irgendwie in der Bundesliga zu bleiben, brauche er Profis, die "daran glauben, das Unmögliche möglich zu machen", sagte Frings, der seine Spieler noch auf dem Rasen auf das Derby am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) bei Überflieger Eintracht Frankfurt einschwor.

"Wir haben eine schöne Klatsche bekommen, aber das ändert nichts an unserer Situation", sagte Frings, der die letzten Spielminuten konsterniert auf der Trainerbank sitzend verfolgt hatte: "Die Mannschaft muss wieder topmotiviert auf dem Platz stehen. Wir können jetzt nicht das Fußballspielen einstellen." Darmstadts Kapitän Aytac Sulu mit einem Eigentor (32. Minute), der Japaner Yuya Osako (35./72.), Anthony Modeste, der allerdings wegen einer Tätlichkeit zuvor hätte vom Platz fliegen können (42.), Milos Jojic (85.) und Artjoms Rudnevs (89.) sorgten für die zweithöchste Heimpleite in der Erstliga-Geschichte der 98er und den höchsten Kölner Auswärtssieg seit mehr als 51 Jahren.

"So dürfen wir uns nicht einmal in einem Testspiel präsentieren. Heute kann keiner von sich behaupten, dass er gut war", sagte Sulu. Torwart Michael Esser wollte "nichts schönreden: Wir sind unter die Räder gekommen."

Ein wenig Hoffnung machte nur das gute Debüt des Winter-Neuzugangs Sidney Sam, der vom Elfmeterpunkt immerhin das erste Lilien-Tor seit zehn Stunden erzielte. "Wir müssen jetzt daraus lernen und die Köpfe oben behalten. Es ist noch nichts verloren", sagte der von Schalke 04 ausgeliehene Mittelfeldspieler: "Wir haben noch 16 Spiele, wir brauchen heute noch nicht zu sagen, dass wir abgestiegen sind."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort