Julius Hirsch, geboren 1892, wächst in Karlsruhe auf. Er wird als Fußballer zwei Mal deutscher Meister, mit dem Karlsruher FV und der Spielvereinigung Fürth. Hirsch ist der erste Jude, der in die Nationalmannschaft berufen wird. Sieben Länderspiele bestreitet er vor dem Ersten Weltkrieg, zwei bei Olympia 1912 in Stockholm. Mit dem Krieg endet die Karriere in der Nationalelf, aber nicht die Zeit als Sportler.Werner Skrentny beschreibt überaus kenntnisreich die Frühgeschichte des deutschen Fußballes, einer Epoche der Pioniere, die zügig Legendenstatus erlangen. Schon zu Beginn der zwanziger Jahre, mit 28, wird Hirsch als der "alte Internationale" verehrt. Im krassen Gegensatz dazu steht die "damnatio memoriae", das Auslöschen des Andenkens an den Fußballer in der Nazi-Zeit. Propaganda-Minister Joseph Goebbels ordnet 1939 an, den Juden nicht in ein Sammelalbum mit allen Nationalspielern aufzunehmen. Als dies geschieht, ist Hirsch längst aus dem Karlsruher FV ausgetreten, dem er über 30 Jahre angehört hatte. "Leider muss ich nun bewegten Herzens meinem lieben KFV meinen Austritt anzeigen", schreibt er 1933, nachdem er erfahren hat, dass auch sein Club eine "Entfernung der Juden" anstrebt. Hirsch muss sich bei Heimspielen einschleichen, auch ansonsten wird er ausgegrenzt. Seine wirtschaftliche Existenz wird von den Nazis zerstört, in einer Atmosphäre permanenter Angst erkrankt Hirsch psychisch. Am Ende steht die Ermordung in Auschwitz.