WM schon vor der Eröffnung vorbei?

Minsk. Der Ablaufplan der Bahnrad-WM will es so, dass die Mannschaftsverfolger noch vor der Eröffnungsfeier in der Minsk Arena auf das Holzoval müssen. Und so ist es gut möglich, dass für den einst so ruhmreichen deutschen Vierer heute bereits im Vorprogramm die Show vorbei ist, bevor die Titelkämpfe in der weißrussischen Hauptstadt erst richtig losgehen

 Fünf Olympiasiege und 16 Weltmeistertitel gewannen deutsche Vierer seit 1962. Aktuell fahren sie der Weltspitze hinterher. Foto: Kalnina/dpa

Fünf Olympiasiege und 16 Weltmeistertitel gewannen deutsche Vierer seit 1962. Aktuell fahren sie der Weltspitze hinterher. Foto: Kalnina/dpa

Minsk. Der Ablaufplan der Bahnrad-WM will es so, dass die Mannschaftsverfolger noch vor der Eröffnungsfeier in der Minsk Arena auf das Holzoval müssen. Und so ist es gut möglich, dass für den einst so ruhmreichen deutschen Vierer heute bereits im Vorprogramm die Show vorbei ist, bevor die Titelkämpfe in der weißrussischen Hauptstadt erst richtig losgehen. Beim x-ten Anlauf des einstigen Aushängeschilds auf dem Weg zurück in die Weltspitze ist mit einer Qualifikation für die Finalläufe der besten vier Teams kaum zu rechnen.

"Wir wollen uns gegenüber der WM 2012 steigern und den positiven Trend des Winters bestätigen", sagt der junge Bundestrainer Sven Meyer. Platz neun war vor Jahresfrist in Melbourne herausgesprungen. Eine Platzierung, die sich einreihte in das schwache Abschneiden der vergangenen Jahre, in denen der deutsche Vierer regelmäßig der Weltspitze um die überragenden Briten mit zum Teil mehr als zehn Sekunden Rückstand hinterher bummelte. Die Quittung gab es bei den Olympischen Spielen: Sowohl 2008 und 2012 war ein deutscher Vierer nicht am Start.

Die Misere ist längst zur Normalität geworden. Ein Zustand, der vor etwas mehr als zehn Jahren undenkbar schien. Bei den Spielen in Sydney 2000 hatten Robert Bartko, Guido Fulst, Daniel Becke und Jens Lehmann bei ihrer historischen Goldfahrt als erste Mannschaft überhaupt die Vier-Minuten-Schallmauer durchbrochen. Meyer saß damals als 15-Jähriger begeistert vorm Fernseher. Drei Jahre später sollte es bei der WM in Stuttgart zu einer Neuauflage der Fantastischen Vier kommen, doch nach einem Boykott der Thüringer-Fraktion um Lehmann und Becke im Zuge großer Streitereien war gar keine Mannschaft an den Start gegangen.

Seitdem sind mehrmals die Bundestrainer am Projekt Vierer gescheitert. Erst musste Bernd Dittert gehen, danach versuchten Uwe Freese, Andreas Petermann und Michael Max ihr Glück. Gebetsmühlenartig verweist Verbands-Vizepräsident Udo Sprenger auf die schwierigen Gegebenheiten im Bahn-Ausdauerbereich. Seit 2011 ist nun Meyer im Amt. Ein zweiter Platz bei der EM in Litauen war ein erster Lichtblick. Lucas Liß, Henning Bommel, Theo Reinhardt und Maximilian Beyer - exakt die EM-Besetzung von Litauen - sollen in Minsk für Deutschland fahren.

Die Medaillenhoffnungen im deutschen Team ruhen aber in erster Linie auf den Sprintern. Insbesondere die Teamsprinter wollen in der Besetzung Rene Enders, Stefan Bötticher und Maximilian Levy aufs Podest. Ob das auch den Olympiasiegern Kristina Vogel und Miriam Welte gelingt, ist eher fraglich. Beide hatten in den letzten Monaten ihre Abschlussprüfungen bei der Polizei gemeistert und im Vorfeld nicht zusammen trainiert. dpa

"Wir wollen den positiven Trend des Winters bestätigen."

Sven Meyer, Bundestrainer

Bahnrad-Vierer

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