WM-Schmach tilgen, EM-Titel verteidigen

Växjö · Die deutschen Fußballerinnen starten heute Abend gegen die Niederlande in die Europameisterschaft. Dabei will das DFB-Team den Grundstein zum sechsten EM-Triumph in Folge und dem achten insgesamt legen.

Vor dem ersten Endrundenspiel seit dem enttäuschenden Viertelfinal-Aus bei der Heim-WM vor zwei Jahren suchte ein Teil der deutschen Fußballerinnen noch einmal Ruhe am malerisch gelegenen Växjö-See. Mit der Entspannung wird es für das runderneuerte Nationalteam aber spätestens beim EM-Auftakt heute Abend gegen die Niederlande (20.30 Uhr/ZDF und Eurosport) vorbei sein. Das stark verjüngte Team, dem sechs Stammkräfte fehlen, soll durch die EM-Titelverteidigung die WM-Schmach tilgen und so auch Bundestrainerin Silvia Neid wieder unangreifbar machen.

Obwohl Neid immer wieder betont, dass sie keinen Druck verspürt und das vorzeitige Aus 2011 gegen Japan (0:1 nach Verlängerung) längst kein Thema mehr sei, muss die 49-Jährige pünktlich zum Turnierbeginn genau deshalb Störfeuer aus der Heimat verkraften. Für Chefkritiker Bernd Schröder ist Neid im Fall eines erneuten Scheiterns "nicht zu halten". Der Meistertrainer von Turbine Potsdam bringt mit Martina Voss-Tecklenburg (Schweizer Nationaltrainerin) und Maren Meinert (U20-Nationaltrainerin) bereits Nachfolgerinnen ins Gespräch.

All diese Nebengeräusche muss Neid, deren Vertrag bis 2016 läuft, derzeit ausblenden. Schließlich soll mit einem Sieg gegen die Niederlande der Grundstein für den sechsten EM-Triumph in Folge und den achten insgesamt gelegt werden. "Es kommt schon darauf an, gut ins Turnier zu starten", sagte Neid, die in Schweden auf die verletzten oder kranken Kim Kulig, Viola Odebrecht, Verena Faißt, Babett Peter, Linda Bresonik und Alexandra Popp verzichten muss. Für den erhofften Auftaktsieg hat Neid alles Erdenkliche getan. Der Gegner wurde im zurückliegenden halben Jahr bei allen Spielen beobachtet.

Ihre eigene Elf hat Neid bereits weitestgehend im Kopf. Überraschungen sind im Grunde nicht zu erwarten. Die Bundestrainerin, die ihren Kader aufgrund der Ausfälle auf 23,5 Jahre im Durchschnitt verjüngt hat, wird in weiten Teilen auf die Mannschaft aus den zurückliegenden beiden Testspielen gegen Kanada (1:0) und Weltmeister Japan (4:2) bauen. Also mit den ehemaligen Saarbrückerinnen Nadine Keßler und Dzsenifer Marozsan in den zentralen Positionen - Keßler als Strategin im defensiven Mittefeld, Marozsan als kreativer Kopf in der Offensive hinter der Stürmerin Celia Okoyino da Mbabi.

Von der "Saarbrücker Achse", die zusammen erst 30 Länderspiele bestritten hat (Keßler 12, Marozsan 18) wird viel abhängen bei dem Turnier, das am Sonntag in Växjö gegen Island (20.30 Uhr/ZDF) und am 17. Juli in Kalmar gegen Norwegen (18.00 Uhr/ARD) für das DFB-Team fortgesetzt wird. "Natürlich sind wir in Schweden, um etwas zu gewinnen. Aber wir dürfen den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen", betonte Neid, die an allen bisherigen EM-Triumphen - als Spielerin (dreimal), Co-Trainerin (dreimal) und Cheftrainerin (einmal) - beteiligt war.

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HintergrundDie deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft hat vor 20 Jahren zum letzten Mal ein EM-Spiel verloren. Am 3. Juli 1993 unterlag die DFB-Auswahl in der Partie um Platz drei Dänemark mit 1:3. Danach folgten bei den Europameisterschaften 1995, 1997, 2001, 2005 und 2009 insgesamt 26 Turnierspiele ohne Niederlage. Zuletzt siegte Deutschland sage und schreibe 19 Mal hintereinander, gewann fünf EM-Titel in Serie.Auch die jüngste Länderspielbilanz seit dem Viertelfinal-Aus bei der Heim-WM vor zwei Jahren ist beeindruckend: Nach dem 0:1 gegen Japan am 9. Juli 2011 in Wolfsburg hat die Auswahl nur noch einmal verloren: im Algarve-Cup-Finale am 13. März 2013 mit 0:2 gegen die USA. In den restlichen 26 Spielen landete die DFB-Auswahl 19 Erfolge und spielte sieben Mal unentschieden bei einem Torverhältnis von 97:21. dpa

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