WM-Freude unter Vorbehalt?

Zürich. England setzt auf David Cameron, Prinz William und David Beckham (Foto: afp) , die USA auf Ex-Präsident Bill Clinton. Russland muss dagegen bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 auf seine Trumpfkarte verzichten. Ministerpräsident Wladimir Putin unterstützt sein Land bei der Wahl heute in Zürich nicht

Zürich. England setzt auf David Cameron, Prinz William und David Beckham (Foto: afp) , die USA auf Ex-Präsident Bill Clinton. Russland muss dagegen bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 auf seine Trumpfkarte verzichten. Ministerpräsident Wladimir Putin unterstützt sein Land bei der Wahl heute in Zürich nicht. Für seine Anwesenheit gebe es keinen Anlass, weil die Exekutivmitglieder des Weltfußballverbands Fifa schon entschieden hätten, für welches Land sie stimmen würden, zitierte die Zeitung "Gaseta" einen Regierungsbeamten.

Das deutsche Exekutivmitglied Franz Beckenbauer bestätigte diese Annahme: "Für 2018 habe ich mich entschieden, weil ich auch Rücksprache mit dem DFB und der Liga gehalten habe. Die waren weitgehend meiner Meinung. Ich werde aber nicht sagen, wer es ist. Für 2022 muss man mal sehen. Da gibt es eine Tendenz, aber noch keine hundertprozentige Entscheidung." Auf den Zuschlag für 2018 hoffen England, Russland, Spanien/Portugal und Belgien/Niederlande. 2022 wollen Australien, Japan, Katar, Südkorea und die USA das größte Sportereignis neben den Olympischen Spielen ausrichten. "Ich habe volles Vertrauen in die Fifa. Die Leute kommen alle aus dem Fußball und wollen, dass die beste Bewerbung gewinnt", sagte Beckham. Der englische Nationalspieler meinte natürlich die Kandidatur des Weltmeisters von 1966.

Bei englischen Buchmachern gilt jedoch Russland als Favorit für 2018. Für 2022 hat Katar in den Wettbüros die Nase vorn.

Während Staatsmänner wie Spaniens Regierungschef Jose Luiz Zapatero den Bewerbungen ihrer Länder bei der letzten 30-minütigen Präsentation vor der Vergabe Rückenwind geben wollen, sagte Putin: "Ich trete die Reise aus Achtung vor der Fifa lieber nicht an, um ihr die Möglichkeit zu geben, in Ruhe und ohne irgendeinen Druck objektiv zu entscheiden."

Nach dem Korruptionsskandal und der Suspendierung der Exekutivmitglieder Reynald Temarii (Tahiti) und Amos Adamu (Nigeria), die ihre Stimme angeblich verkaufen wollten, werden heute nur noch 22 vorwiegend ergraute Herren abstimmen. Fifa-Präsident Joseph Blatter will das Ergebnis gegen 16 Uhr bekannt gegeben.

Ozeanien hätte einen Ersatzmann für Temarii nominieren können - aber nur, wenn dieser die am 18. November durch die Fifa-Ethikkommission ausgesprochene Suspendierung akzeptiert hätte. Tat er nicht. Im Gegenteil: Temariis Anwältin warnt davor, dass die geheime Wahl ungültig sein könnte. "Das Risiko der Fifa ist, dass ihr WM-Votum unwirksam sein könnte, wenn wir dem juristischen Prozedere folgen und der Sportgerichtshof CAS am Ende die Suspendierung aufheben sollte", sagte Geraldine Lisieur.

Der Funktionär aus Tahiti, der seine Stimme für die WM-Vergabe zum Kauf angeboten haben soll, will in die Berufung gehen: "Ich habe mich entschieden, nicht auf dieses fundamentale Recht zu verzichten, um meine Ehre, Würde und Integrität nach diesen verleumderischen Vorwürfen wiederherzustellen." Seine Anwältin kritisierte, dass die Fifa zwar gegen Temarii und Adamu, aber nicht gegen die am Montag unter Korruptionsverdacht geratenen Fifa-Exekutivmitglieder Ricardo Texeira, Nicolás Leoz und Issa Hayatou vorgegangen sei. "Wenn die Fifa die aktuellen Fälle nicht wie bei meinem Klienten verfolgt, werde ich das in einem Prozess nutzen", warnte Lisieur.

Texeira, Leoz und Hayatou dürfen anders als Temarii und Adamu heute abstimmen - obwohl sie auf einer von der BBC veröffentlichen Liste mit Bestechungszahlungen stehen (wir berichteten). Wie die brasilianische Zeitung "Folha de São Paulo" berichtet, erhob die Staatsanwaltschaft schon 2008 Anklage gegen Brasiliens Verbandschef Texeira. Vorwurf: Geldwäsche, Steuerhinterziehung. Es geht um die mutmaßliche Verbindung zwischen ihm und der Firma Sanud. Diese soll Schmiergeld in Millionenhöhe von der früheren Fifa-Vermarktungsagentur ISL erhalten haben. ISL handelte mit den TV- und Vermarktungsrechten der Weltmeisterschaften. Warum könnte sie die drei Exekutivmitglieder geschmiert haben? Womöglich ging es darum, dass die Turniere in Ländern stattfinden, wo die ISL am meisten abkassieren konnte. "Ich habe volles Vertrauen

in die Fifa."

Der englische Fußball-Star

David Beckham

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