WM-Fieber: Reiz des Außeralltäglichen bringt Menschen zusammen
Saarbrücken. Rekord-Einschaltquoten im TV, Andrang bei Fanmeilen: In Deutschland zeichnet sich nach Darstellung des Sportsoziologen Eike Emrich (Foto: SZ) ein rasant steigendes WM-Fieber ab
Saarbrücken. Rekord-Einschaltquoten im TV, Andrang bei Fanmeilen: In Deutschland zeichnet sich nach Darstellung des Sportsoziologen Eike Emrich (Foto: SZ) ein rasant steigendes WM-Fieber ab. Vor allem die Verletzungen in der Nationalelf und die lange Diskussion um die Spielerauswahl hätten das Interesse der Fans noch gesteigert, sagte der Professor der Universität des Saarlandes: "Dadurch ist eine ,Jetzt-erst-recht-Mentalität' entstanden. Man identifiziert sich noch stärker mit einer Mannschaft, wenn man merkt, dass sie ihre Fans offensichtlich braucht." Die Begeisterung werde von Medien verstärkt. Beim gemeinsamen Fußball-Gucken spiele allerdings für viele der Sport oft nur eine Nebenrolle: "Für sie ist das Zusammenkommen das Entscheidende." Gemeinsames Fußball-Gucken unter freien Himmel sei "etwas Außeralltägliches, eine Mischung von Fußball und Volksfest, das Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und Nationalitäten zusammenführt, ohne dass Abgrenzungen untereinander spürbar werden". Damit die Unterstützung anhält, müsse die Leistung stimmen. "Ganz entscheidend ist deshalb vor allem, wie die Mannschaft Fußball spielt", sagte der Wissenschaftler. Allerdings bestehe die Gefahr, dass die positiven Emotionen ins Gegenteil umschlagen, sobald die eigene Mannschaft verliert. "Wenn man hervorragenden Fußball spielt und mit Pech verliert, ist das für die Euphorie unter Umständen weniger schädlich als ein knapper Sieg, bei dem man langweilig und ohne Überraschungsmomente gespielt hat", sagte Emrich. dpa