WM-Fieber in Würselen

Würselen · Die deutsche Torlinientechnik „Goal Control“ hat grünes Licht für einen Einsatz bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien erhalten. Im beschaulichen Würselen laufen die Planungen bereits auf Hochtouren.

Die Botschaft war noch nicht einmal 24 Stunden alt, da rauchten im beschaulichen Würselen in Nordrhein-Westfalen schon wieder die Köpfe. Situationsanalyse, Strategiebesprechung - die Geschäftsführung hatte alle Hände voll zu tun. Als der Fußball-Weltverband Fifa die Torlinientechnik "Goal Control" für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bestätigte, war in der gleichnamigen Firma klar: Die Hauptaufgabe, das Mammutprogramm, das steht noch bevor. "Wir werden nun schnellstmöglich ein Projektteam zusammenstellen müssen und dann die Aufgaben angehen, die noch auf uns warten", sagte Rolf Dittrich von "Goal Control": "Wir müssen Vorinstallationen vornehmen, die weiteren Stadien besuchen und schauen, wo wir die Kameras anbringen können. Und für all das müssen dann zusammen mit der Fifa Zeit- und Informationspläne erstellt werden."

"Goal Control" - das steht spätestens seit dem frühen Donnerstagabend fest, erobert die Fußball-Welt. Im unscheinbaren Firmensitz in der Nähe von Aachen war man von der Zusage der Fifa keineswegs überrascht, "denn beim Confed-Cup hat ja alles reibungslos funktioniert, es musste eigentlich nichts verbessert werden", sagte Dittrich. "Aber natürlich", betonte er, "freut man sich umso mehr, wenn es auch faktisch feststeht".

Dies tut es. Der Wettkampf mit der Konkurrenz - "Goal Control" hatte sich unter anderem im Vergleich mit dem in der englischen Premier League eingesetzten "Hawkeye" bewährt - ist zwar mit Blick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr gewonnen. Doch nun steht für die Firma eine vollkommen andere, vor allem logistische Herausforderung an. "Stillstand ist Rückschritt", hatte Geschäftsführer Dirk Broichhausen einmal gesagt. Und deshalb soll das Team nun weiter wachsen. Beim Confed-Cup in Brasilien in diesem Sommer, dem ersten Testlauf der Technik, waren 80 Mitarbeiter bis zu neun Wochen lang vor Ort. Auf dem Weg zur WM wird sich "Goal Control" auf nationaler und internationaler Ebene und vor allem im administrativen sowie organisatorischen Bereich verstärken. Denn technisch, davon sind alle Beteiligten felsenfest überzeugt, läuft bereits alles nach Plan. "Es ist nicht eine Lösung, es ist die Lösung", sagte Fifa-Präsident Joseph Blatter, Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke fragte rhetorisch: "Wir wollten sehen, wie es funktioniert - und es hat gut funktioniert. Und wenn etwas funktioniert, warum sollte man es dann verändern?"

14 Hochgeschwindigkeits-Kameras, die etwa unter dem Stadiondach angebracht werden, erfassen die Position des Balles in drei Dimensionen - das gesamte Spiel über. Überquert der Ball die Torlinie komplett, empfängt die Uhr des Schiedsrichters in weniger als einer Sekunde ein verschlüsseltes Signal. Nur fünf Millimeter beträgt die Messtoleranz, die Fifa hätte maximal drei Zentimeter erlaubt. "Goal Control" kann die Position des Balles sogar errechnen, wenn der von Spielern verdeckt wird.