„Wir wollen wieder ins Rampenlicht“

Riga · Nach der erfolgreichen WM in Russland steht für Marco Sturm das wichtigste Turnier seiner noch jungen Amtszeit als Eishockey-Bundestrainer an: Er soll Deutschland zurück zu den Olympischen Spielen führen.

 Bundestrainer Marco Sturm (Mitte) bereitet seine Spieler auf die Gegner in der Olympia-Qualifikation vor. Foto: Hitij/dpa

Bundestrainer Marco Sturm (Mitte) bereitet seine Spieler auf die Gegner in der Olympia-Qualifikation vor. Foto: Hitij/dpa

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Mit dem Olympia-Fieber hat sich Marco Sturm in den vergangenen Wochen angesteckt. "Mir hat Beachvolleyball in Rio besonderen Spaß gemacht", erzählt der Eishockey-Bundestrainer. Als Laura Ludwig und Kira Walkenhorst am Zuckerhut Gold gewannen, drückte der ehemalige NHL-Spieler vor dem Fernseher die Daumen: "Wenn man's nur mal zum Spaß gespielt hat, weiß man, wie hart es ist."

Ab morgen kämpft Sturm um seinen eigenen Olympia-Traum. Beim Qualifikationsturnier in Riga geht es um das Ticket für die Winterspiele 2018 - und für den 37-Jährigen um sein Meisterstück als Trainer. Bei seinem WM-Debüt im Mai führte der einstige Weltklassestürmer die Nationalmannschaft ins Viertelfinale und erntete viel Lob. "Bis jetzt hat alles nach Plan geklappt", sagt er.

Doch Sturm weiß, dass die wichtigste Aufgabe seiner noch jungen Amtszeit jetzt bevorsteht. Nach dem historischen Debakel vor Sotschi 2014, als die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) erstmals auf sportlichem Weg Olympia verpasste, soll er die Nationalmannschaft zurück auf die größte Bühne führen. Dafür muss er im Viererturnier mit Japan (morgen, 14.30 Uhr), Österreich (Freitag, 14.30 Uhr) und Gastgeber Lettland (Sonntag, 17 Uhr/alle Spiele bei Sport 1) Erster werden. "Das hat eine ganz andere Bedeutung als die Weltmeisterschaft", sagt Sturm: "Wir wollen wieder ins Rampenlicht. Das hilft dem deutschen Eishockey , den Vereinen und den Spielern."

Und ihm selbst: Qualifiziert er sich mit der Auswahl für die Spiele in Pyeongchang, verlängert sich sein bis 2017 laufender Vertrag um ein Jahr. "Das ist momentan zweitrangig für mich", betont er zwar, sagt aber auch: "Es wäre eine tolle Geschichte, wenn ein ehemaliger Spieler auch als Trainer Olympia erreichen könnte."

Es wären seine vierten Olympischen Spiele. In Erinnerung hat der Niederbayer vor allem sein Debüt 1998: "Mit Größen wie Peter Draisaitl, Uwe Krupp , Olaf Kölzig zusammenzuspielen - das war für einen 19-Jährigen etwas ganz Besonderes." Den größten Erfolg unter den fünf Ringen feierte er vier Jahre später in Salt Lake City, als er in der Mannschaft von Bundestrainer Hans Zach das Viertelfinale erreichte. 2006 in Turin fehlte er verletzt, 2010 in Vancouver erlebte er "ein großes Eishockey-Fest". Vor dreieinhalb Jahren scheiterte sein Vorgänger Pat Cortina in der Qualifikation für Sotschi. Das deutsche Eishockey lag am Boden, Cortina war als Bundestrainer eigentlich schon am Ende, auch wenn er noch zwei Jahre weiterarbeiten durfte.

"Wer damals dabei war, weiß, wie weh es tut", sagt Sturm, der sieben "Gescheiterte" von 2013 im Aufgebot hat. Der große Unterschied: Diesmal sind - bis auf Torhüter Thomas Greiss, der aus persönlichen Gründen absagte - alle NHL-Profis dabei. "Auf dem Papier ist es die beste Nationalmannschaft seit sechs Jahren", sagt Sturm: "Aber das heißt nichts. Es wird kein Selbstläufer." Ob all die, die jetzt um das Olympia-Ticket kämpfen, in 17 Monaten in Südkorea auch aufs Eis gehen könnten, ist offen. Die NHL droht mit dem Olympia-Boykott, weil das Internationale Olympische Komitee nicht mehr bereit ist, die Kosten für die Versicherung der Spieler zu übernehmen.

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