"Wir wollen alle Profis werden" Mit "Strive" zu Olympia 2016

Saarbrücken. "Wir haben uns entschieden, diesen Weg zu gehen, und versuchen alles, um das Ziel zu erreichen", sagt Marlene Gomez-Islinger entschlossen. Um was für einen Weg es sich handelt? Um den des Profi-Triathleten

Saarbrücken. "Wir haben uns entschieden, diesen Weg zu gehen, und versuchen alles, um das Ziel zu erreichen", sagt Marlene Gomez-Islinger entschlossen. Um was für einen Weg es sich handelt? Um den des Profi-Triathleten. Den will Marlene Gomez-Islinger mit den anderen Nachwuchsathleten Theresa Baumgärtel, Hanna Philippin, Jonas Breinlinger, Marian Schmidt und Michael Wocker einschlagen.

Die Person, die diesen Weg zu ebnen versucht, ist kein Geringerer als Jan Frodeno, Olympiasieger im Triathlon 2008. Er hat mit seinem Freund und Betreuer Felix Rüdiger das Projekt "Strive" ins Leben gerufen. "Strive" ist Englisch und bedeutet "streben, eifern, sich bemühen, anstrengen". An dem Training der Nachwuchsathleten ändert sich nichts, sie trainieren weiterhin am Olympiastützpunkt Saarbrücken unter Christian Weimer, selbst Ex-Nationalmannschafts-Triathlet und mittlerweile Landestrainer der Saarländischen Triathlon-Union (STU).

"Jan hat uns das Angebot gemacht, dass wir mit Problemen immer zu ihm kommen können", klärt Hanna Philippin über Frodenos Rolle auf. Und dieses Angebot nutzt der Nachwuchs gerne. "Ich habe Probleme mit meinem Verein Tri-Sport Saar-Hochwald und will wechseln. Jan hat zu mir gesagt, dass ich selbst wissen muss, was gut für mich ist", erzählt Marian Schmidt, "jetzt gehe ich zur DJK St. Ingbert. Ich denke, das ist besser für mich." Außerdem zeigt der Olympiasieger den Athleten, wie das Leben eines Profis aussieht. "Das ist gut für die Zukunft", findet Schmidt, "neben dem Sport gibt es noch Fotoshootings, Interviews oder Vorträge. Da kommen wir jetzt rein." Und obwohl das Strive-Team noch nicht das Trainingspensum eines richtigen Profis hat, so haben die Kids trotzdem einen vollen Tagesplan. "Manchmal bin ich erst abends um 20.30 Uhr mit dem Training fertig", beschreibt der 15-jährige Jonas Breinlinger.

An ihren strahlenden Gesichtern lässt sich ablesen, dass ihnen das Projekt richtig gut gefällt. "Ich habe mich riesig gefreut, dass ich ins Team gekommen bin", lacht Michael Wocker, "ich finde es auch gut, dass wir Jan näher kennenlernen dürfen. Er ist offen, ein richtiger Kumpel-Typ. Und er ist ein Vorbild. Dass ein Olympiasieger hier ist, das motiviert." Im Team untereinander herrscht Harmonie. "Wir kennen uns schon länger und trainieren seit dem Schulbeginn im September zusammen", erzählt Theresa Baumgärtel, und Hanna Philippin fügt hinzu: "Wir gehen öfters zusammen auf den Weihnachtsmarkt, mal ins Kino oder in die Stadt."

Bei "Strive" geht es nicht unbedingt darum, aus dem Nachwuchs Profis zu machen. Sie sollen vielmehr die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob sie diesen Weg überhaupt einschlagen wollen. Trotzdem sind sie sich alle jetzt schon sicher: "Wir wollen alle Profis werden" - und den Weg gehen, der auch Jan Frodeno gegangen ist. Saarbrücken. "Meine Traumvorstellung wäre, wenn jemand von ihnen 2016 mit nach Rio kommt", sagt Jan Frodeno. Dann finden die Olympischen Spiele statt, und vielleicht wird Frodeno, Olympiasieger 2008 im Triathlon, seine Reise mit besonderen Athleten antreten: Nämlich mit den Sportlern des Strive-Teams, das Jan Frodeno selbst ins Leben gerufen hat.

"Das Talent haben sie alle", findet der Triathlet, "deshalb sind sie auch hier. Die Umsetzung muss aber von ihnen selbst kommen, ich bin nur der Türenöffner." Das Strive-Team hat Frodeno gemeinsam mit seinem persönlichen Betreuer Felix Rüdiger im November ins Leben gerufen. Die Idee: Ausgewählten Athleten und Athletinnen das Leben eines Profisportlers nahezubringen und sie materiell zu unterstützen. "Ich gebe meinen Einblick und zeige ihnen den Unterschied zwischen Sport und Hochleistungssport", beschreibt Jan Frodeno. Dazu gehören auch Training im Umgang mit Medien oder Ernährungsberatung.

Den Gedanken, ein solches Team zu gründen und bis zur U23 zu begleiten, hatte Jan schon lange. Nach einem schweren Radsturz des jetzigen Strive-Mitglieds Marian Schmidt im Sommer und der daraus entstandenen Materialnot wusste Frodeno, dass er handeln musste. "Felix und ich haben mit dem Bundestrainer gesprochen, wer Potenzial hat", erinnert sich "Frodo", "und anschließend haben wir Fragebögen verteilt und ausgewertet." Die Wahl fiel schließlich auf sechs Nachwuchsathleten. "Der Umfang im Moment reicht, so bekommt jeder etwas ab, und persönliche Betreuung ist sehr wichtig", findet Frodeno.

Obwohl das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt, bereitet es Frodeno viel Spaß. "Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich jemanden motivieren kann", sagt Frodeno. Und vielleicht reicht die Motivation bis dahin, dass er 2016 in Begleitung eines Strive-Mitglieds zu Olympia reisen kann. cjo

Produktion dieser Seite:

Mark Weishaupt, Michael Kipp "Jan hat uns das Angebot gemacht, dass wir mit Problemen immer zu ihm kommen können."

Hanna Philippin

Marlene Gomez-Islinger

Die 16-jährige Triathletin von der DJK Weiden wagte vor drei Jahren ihre ersten Triathlon-Schritte, nachdem sie zuvor eine Zeit lang geschwommen war. Ihre größten Erfolge waren bislang die Teilnahme an der Junioren-DM, die Teilnahme an den Qualifikationswettkämpfen für die 1. Jugend-Olympiade und Platz zwei beim Junior European Cup in Slowenien. Ihr Ziel: "Ich will Profi werden und bei internationalen Wettkämpfen starten." cjo

Theresa Baumgärtel

Theresa ist im Vergleich zu ihren Teammitgliedern bei Strive schon sehr erfahren, seit knapp acht Jahren begeisterte Triathletin. Die 18-Jährige ist im Verein TSG 08 Roth heimisch. Auch sie will Profisportlerin werden - und ist auf dem besten Weg dahin. Bei den Junioren belegte sie Platz vier beim Junior European Cup in Slowenien, wurde Fünfte bei den Deutschen Meisterschaften und erreichte Platz drei beim Deutschland Cup. cjo

Hanna

Philippin

Die 17-jährige Triathletin ist wie Theresa Baumgärtel schon seit fast acht Jahren mit Leib und Seele dabei, ihre Anfänge liegen im Laufen. Hanna Philippin trainiert beim VfL Sindelfingen. Die Liste ihrer Erfolge ist bereits sehr lang: Teilnahme bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften vor zwei Jahren, in diesem Jahr Zweite bei der Junioren-DM, Zweite beim Deutschland Cup sowie ein sechster Platz beim Junior European Cup in Slowenien. cjo

Jonas

Breinlinger

Der Jüngste der Strive-Truppe zählt gerade mal 15 Jahre. Jonas Breinlinger trainiert bei der DJK St. Ingbert. Vor vier Jahren hat er in Heidelberg mit Triathlon angefangen, aber als Leistungssport betreibt er die Sportart erst seit diesem Jahr. Obwohl er noch so jung ist, ist auch Jonas darauf fokussiert, einmal Profisportler zu werden. Sein größter Erfolg bisher: Platz neun bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften. cjo

Marian

Schmidt

Der 16-Jährige ist sozusagen dafür verantwortlich, dass Strive letztlich ins Leben gerufen wurde. "Ich bin im August bei einem Lehrgang vom Rad gestürzt, und habe anschließend mit Jan Frodeno wegen materieller Unterstützung geredet", erzählt der Sportler des Tri-Sport Saar-Hochwald, der bald zur DJK St. Ingbert wechselt. Seit drei Jahren ist er Triathlet. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften erreichte er Platz vier. cjo

Michael

Wocker

Der 18-Jährige ist der Älteste der Truppe und macht 2010 sein Abitur. Durch Strive will er sich anschließend noch mehr auf Triathlon spezialisieren. "Nächstes Jahr will ich an der WM teilnehmen", sagt Wocker, "Chancen nach vorn werde ich nicht haben, aber ich kann schon mal dabei sein." Wocker wurde Dritter bei der Junioren-DM und gewann den Deutschland Cup. Seit 2003 ist er Triathlet und trainiert bei der DJK St. Ingbert. cjo

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