FCS TT schon wieder Zweiter „Wir werden hungrig bleiben“

Neu-Ulm · Der 1. FC Saarbrücken Tischtennis verliert das Pokalfinale gegen Favorit Borussia Düsseldorf mit 0:3, verkauft sich aber teuer.

 Saarbrückens Nationalspieler Patrick Franziska zeigte sowohl im Halbfinale gegen Ochsenhausen, in welchem er den Grundstein zum Finaleinzug legte, als auch im Endspiel gegen Borussia Düsseldorf eine starke Leistung. Sein unglückliches 2:3 gegen den Schweden Kristian Karlsson läutete die Niederlage ein.

Saarbrückens Nationalspieler Patrick Franziska zeigte sowohl im Halbfinale gegen Ochsenhausen, in welchem er den Grundstein zum Finaleinzug legte, als auch im Endspiel gegen Borussia Düsseldorf eine starke Leistung. Sein unglückliches 2:3 gegen den Schweden Kristian Karlsson läutete die Niederlage ein.

Foto: Ulrich Höfer

Danny Heister war beim besten Willen nicht anzusehen, dass seine Mannschaft gerade den deutschen Tischtennispokal gewonnen hatte. Die Mundwinkel nach unten: Der niederländische Trainer von Borussia Düsseldorf machte auch nach dem 3:0-Finalsieg gegen den 1. FC Saarbrücken am Samstag denselben Gesichtsausdruck wie in den Stunden zuvor. Und der sah, nun ja, wie der eines Autofahrers aus, der kurz vor Saarbrücken im Radio von der Sperrung der Stadtautobahn erfuhr. Es ist halt so eine Sache mit der Freude, denn seit Jahren räumt der Branchenführer im deutschen Tischtennis Titel um Titel ab.

„Es waren heute vier Riesenmannschaften da“, sagte Heister. Wobei er verschwieg, dass ein Team noch mehr als nur etwas über sich hinauswachsen muss, um auf Augenhöhe mit den Düsseldorfer Riesen zu kommen. Dem 1. FC Saarbrücken ging es da wieder wie bei Hase und Igel: Schon wieder war der Serienmeister vom Rhein eine Nummer zu groß. „Wir bleiben dran, werden es immer weiter versuchen“, versprach FCS-Trainer Slobodan Grujic und war stolz, dass es sein Team ins Finale geschafft hatte.

Im Halbfinale schlugen die Saarbrücker die TTF Ochsenhausen mit 3:1. Was deutlich klingt, war doch recht eng – und lieferte einen Vorgeschmack auf die beiden baldigen Champions-League-Duelle mit den TTF. Schon im ersten Spiel lieferten sich der Portugiese Tiago Apolonia im FCS-Trikot und Ochsenhausens Jakub Dyjas ein beinahe episches Duell. Immer wieder schallte ein lautes „Huäh“ durch die mit 3900 Zuschauern ausverkaufte Arena in Neu-Ulm. Mit diesem unkoventionellen Schrei feierte der junge Pole viele wichtige Punkte. Apolonia lag nur zwei Punkte weg von einer Niederlage, setzte sich aber am Ende doch knapp in fünf Sätzen durch (14:12, 9:11, 6:11, 11:9, 11:7). Die FCS-Fans, im Bus angereist, durften erstmals jubeln.

Patrick Franziska, der seinen Vertrag unter der Woche um drei Jahre bis 2021 verlängert hatte, schlug anschließend Hugo Calderano mit 3:1 (11:8, 11:9, 6:11, 11:7). Der Brasilianer Calderano, den das neue System in der Weltrangliste bis auf Platz 17 gespült hat, spielte dabei nicht so, wie man es von einem Top-20-Spieler erwartet.

Dann musste Patrick Baum für den FCS ran. Er vertrat Bojan Tokic, der Slowene war nach einer schweren Erkältung doch noch zu sehr geschwächt und hatte die Reise nach Neu-Ulm gar nicht erst angetreten. Bei den TTF fehlte der Franzose Simon Gauzy wegen Rückenproblemen. Baum unterliefen gegen Ochsenhausens japanischen Abwehrkünstler Yuto Muramatsu viele Fehler, so verlor er am Ende mit 1:3 (11:13, 8:11, 13:11, 9:11). Apolonia behielt dann gegen Calderano die Nerven. „Das war richtig eng. Als Sieger sieht man immer nervenstärker aus“, meinte der Portugiese nach seinem Vier-Satz-Erfolg (12:10, 5:11, 12:10, 11:8) zum 3:1-Gesamterfolg gegen die TTF.

Im Finale wartete wieder Borussia Düsseldorf, schon vergangenes Jahr Pokalsieger im Finale gegen Saarbrücken. Quasi die „schwarze Bestie“ des FCS, wie der Spanier blumig zu sagen pflegt. „Der FCS hat gut gespielt. In der Bundesliga wird sich die Klasse am Ende auch durchsetzen, und er wird in die Playoffs kommen. Und irgendwann wird es auch mal gegen Düsseldorf klappen“, sagte Bundestrainer Jörg Rosskopf vor dem Finale. Dieses „irgendwann“, von dem auch Saarbrückens Trainer Slobodan Grujic und der sportliche Leiter Erwin Berg sprachen, war aber noch nicht am Samstag.

„Heute hätte Patrick das erste Spiel gewinnen müssen“, sagte Berg. Patrick Franziska sah das genauso. Gegen den Schweden Kristian Karlsson lag er im entscheidenden fünften Satz mit 2:0 vorne – um dann plötzlich 2:8 zurückzuliegen. „Das muss ich gewinnen. So wird es natürlich sehr schwer. Ich bin sehr enttäuscht“, meinte Franziska nach seinem 2:3 (9:11, 12:10, 4:11, 11:9, 8:11). Ein Faktor war sicher auch, dass die Düsseldorfer nach ihrem klaren 3:0 im Halbfinale gegen Werder Bremen um den Ex-Saarbrücker Bastian Steger mehr als eine Stunde länger Pause hatten als die Saarbrücker. „Die Spieler waren etwas ausgepowert, dieses Spielsystem ist sicher nicht optimal für uns“, meinte Trainer Grujic.

Optimal verlief dagegen Tiago Apolonias erster Satz gegen Timo Boll. Mit druckvollen Vorhänden dominierte der FCS-Spieler die ehemalige Nummer eins der Welt und holte sich den Durchgang klar mit 11:5. Beim Stand von 2:0 für ihn riss im zweiten Satz dann Apolonias Faden. Boll wurde immer stärker und siegte am Ende mit 3:1 Sätzen (5:11, 11:9, 11:3, 11:8). Dabei boten beide Ballwechsel der Weltklasse. „Es hätte auch anders laufen können“, sagte Deutschlands Vorzeige-Tischtennisspieler, der seine etwas längeren Haare mit einer Art Geschirrtuch als Stirnband bändigte. Boll weiter: „Man muss auch ab und zu Glück haben. Wir haben heute jede brenzlige Situation, die wir hatten, abgewendet.“ Der Schwede Anton Källberg machte den 3:0-Sieg schließlich perfekt, er schlug Patrick Baum, der den FCS nach der Saison verlassen wird, glatt mit 3:0 (11:3, 11:8, 11:4).

„Düsseldorf war bärenstark. Es ist die beste deutsche Mannschaft, sie haben verdient gewonnen“, zollte Erwin Berg Anerkennung. Wieder mal fehlten nur Nuancen, die entscheidenden Kleinigkeiten. Franziska versprach daher: „Wir werden hungrig bleiben.“

 Der Weltranglisten-Dritte Timo Boll war erneut ein Erfolgsgarant von Pokalsieger Düsseldorf.

Der Weltranglisten-Dritte Timo Boll war erneut ein Erfolgsgarant von Pokalsieger Düsseldorf.

Foto: Ulrich Höfer

Die Freude war also wieder auf der anderen Seite – bei den Düsseldorfern, für die es der 69. nationale Titel war. So viele sammelte auch Bayern München im Fußball. Die Rheinländer feierten am Ende im Konfettiregen. Naja, zumindest die meisten. Vielleicht sagt beim nächsten Düsseldorfer Pokalsieg dann auch jemand Danny Heister, dass er sich gerne mitfreuen darf über den Titel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort