"Wir waren spielerisch nicht immer auf hohem Niveau"

Frankfurt. Bundestrainer Joachim Löw fordert den deutschen Fußball zu gemeinsamen Anstrengungen auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika auf: "Wir alle können uns verbessern. In punkto Tempo und Taktik müssen wir weiter arbeiten. Wir sind noch nicht am Ziel." Nationalelf und Bundesliga-Clubs hätten nicht ihre Leistungsgrenze erreicht

 Ein nachdenklicher Joachim Löw. Foto: dpa

Ein nachdenklicher Joachim Löw. Foto: dpa

Frankfurt. Bundestrainer Joachim Löw fordert den deutschen Fußball zu gemeinsamen Anstrengungen auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika auf: "Wir alle können uns verbessern. In punkto Tempo und Taktik müssen wir weiter arbeiten. Wir sind noch nicht am Ziel." Nationalelf und Bundesliga-Clubs hätten nicht ihre Leistungsgrenze erreicht. Im internationalen Vergleich sieht Löw den deutschen Fußball nicht auf höchsten Niveau angekommen und bezeichnete Europameister Spanien als Vorbild. "Es ist klar, dass wir unsere Arbeit weiter optimieren wollen, und dazu haben wir unsere Analysen gemacht", sagt er und nennt Prioritäten: "Die WM-Qualifikation schaffen, junge Spieler einbauen, die Infrastruktur verbessern, Nachwuchsarbeit optimieren, all' dies werden wir angehen. Es gibt noch Bereiche, wo wir neue Maßstäbe setzen können und wollen. Denn wir waren spielerisch nicht immer auf hohem Niveau."

Bayern München als einziger deutscher Vertreter im Achtelfinale der Champions League könne nicht der Anspruch des deutschen Fußballs sein. "Da wird der beste, intensivste Fußball gespielt. Für jeden Spieler ist es enorm wichtig, sich in der Champions League zu zeigen. Da kann man sich am ehesten messen und verbessern in der Entwicklung."

Löw räumt ein, dass die Nationalelf unter dem Streit mit Michael Ballack (FC Chelsea) und Torsten Frings (Werder Bremen) "gelitten" habe. "In Zukunft werden wir vermeiden, dass Auseinandersetzungen öffentlich ausgetragen werden", versichert der 48-Jährige. Den Streit betrachtet er selbstkritisch. "Es gab manche Rückschläge, die wir im Laufe des Jahres erleben mussten. Dadurch ist auch das Bild der Nationalmannschaft in ein anderes Licht gerückt worden. Und darunter haben wir gelitten." Kritik müsse intern geäußert werden: "Wir sind intern für alle Kritik offen, weil wir Kritik als etwas Positives sehen. Wir fragen uns selbst, was können wir besser machen."

Kapitän Ballack und Frings sieht er als wichtige Spieler an. Von einer Berufung der beiden für das Länderspiel gegen Norwegen am 11. Februar ist auszugehen. Personelle Experimente bei der WM-Qualifikation schließt Löw nicht aus. "Wir haben jetzt, am Anfang eines Zweijahresrhythmus', die Möglichkeit, Spieler zu fördern und zu sehen, ob sie in der Lage sind, das Niveau zu erreichen. Wir haben experimentiert, wo es angebracht war. Das wird 2009 vorangetrieben", sagt Löw, der Timo Hildebrand und Christoph Metzelder (Real Madrid) zum Kandidatenkreis zählt.

Hildebrands Wechsel vom FC Valencia zu 1899 Hoffenheim bezeichnete er als guten Schritt - zumal der Herbstmeister Respekt verdiene: "Sie haben immer spielerisch ihre Akzente gesetzt. Das ist nicht die Euphorie eines Aufsteigers, sondern die Qualität der Mannschaft. Ich bin sicher, dass Hoffenheim die nächsten Jahre in der Bundesliga-Spitze zu finden sein wird." Er prophezeit einen spannenden Titelkampf in der Rückrunde: "Die Bayern wissen, dass Hoffenheim schon in diesem Jahr ein ernst zu nehmender Konkurrent ist."

In die Diskussion um eine Umverteilung der TV-Gelder zu Gunsten starker Bundesligisten mischt sich Löw nicht ein: "Für mich gibt es ein anderes Thema, hat qualitative Verbesserung Priorität. Es gibt Clubs, die beweisen, dass sie mit konzeptioneller Arbeit mittel- und langfristig erfolgreich sind und durch gute Ausbildung Geld einnehmen. Für mich ist der sportliche Inhalt der Ansatz." dpa

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