„Wir sind nicht mehr die Besten der Welt“

Rio de Janeiro · Bei seiner Vorstellung als neuer Nationaltrainer Brasiliens zeigte sich der ehemalige Stuttgarter Profi Dunga realistisch, selbstkritisch und optimistisch zugleich. Auch die deutschen Weltmeister waren allgegenwärtig.

Mit einem breiten Lächeln betrat Dunga in dunklem Anzug und roter Krawatte das Podium. Der Kapitän der Weltmeister-Mannschaft von 1994 demonstrierte bei seiner Rückkehr von der ersten Minute an: Die Version des Nationaltrainers Dunga 2014 ist entspannter, aufgeschlossener, kommunikationsfreudiger als die, für die das Viertelfinal-Aus bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika das Ende auf der Trainerbank bedeutete.

Mit Witz und Ironie entspannte der 50-Jährige bei seiner Vorstellung als neuer brasilianischer Nationaltrainer die anfänglich beklemmende Atmosphäre. Er fühlte sich von keinem Fragesteller - wie einst - persönlich angegriffen, gab ungewohnt geduldig Auskunft. "Alles, was zu der Nationalelf gesagt wird und zur Verbesserung des Fußballs beiträgt, werde ich mir ohne Probleme anhören", verkündete Dunga . Auch wenn er das Wort Erneuerung nicht in den Mund nahm, läuft seine zweite Amtszeit nach der von 2006 bis 2010 darauf hinaus. "In meiner ersten Ära wollten sie, dass ich die Werte der brasilianischen Nationalelf wieder herstelle und Ergebnisse einfahre. Jetzt liegt das Hauptaugenmerk auf der Vorbereitung einer Mannschaft auf die WM 2018", sagte der Nachfolger von Luiz Felipe Scolari. Nach dem 1:7 im WM-Halbfinale gegen Deutschland und dem 0:3 im Spiel um Platz drei gegen die Niederlande ist er sich sicher: "Wir haben keinen Grund mehr zu denken, dass wir die Besten der Welt sind."

Der Neuanfang beginnt am 5. September mit der Neuauflage des WM-Viertelfinales gegen Kolumbien. Der Umbruch soll nach deutschem Kontinuitäts-Modell erfolgen. "Dort waren die Dinge immer organisiert, war alles immer geplant", sagte der Ex-Profi des VfB Stuttgart : "Sie hatten bei den letzten Turnieren nicht den ganz großen Erfolg, aber haben erkannt, dass der Weg weiter gegangen werden musste. Und so ist Deutschland verdient Weltmeister geworden." Dunga ist nach Telê Santana der zweite Nationaltrainer Brasiliens, der nach einer verpatzten WM eine neue Chance erhält. Das zeigt, dass in seiner ersten Amtszeit - bis auf die WM 2010 - vieles positiv war. Danach wurde Brasilien Erster der WM-Qualifikation Südamerikas, gewann die Copa América 2011 und den Confed Cup 2013.

In seiner ersten Amtszeit stand Dunga in Jorginho ein weiterer Weltmeister von 1994 als Assistent zur Seite. In seinem neuen Stab stehen nur Gilmar Rinaldo als sportlicher Leiter aller Nationalmannschaften und Claudio Taffarel, noch ohne genauer definierte Funktion, fest. Beide sind 1994 ebenfalls Weltmeister in den USA geworden.

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