"Wir machen viel weniger Fouls"

2009 ist ein Jahr ohne Großereignis. Was sind die Ziele für die kommenden Monate? Joachim Löw: Die WM-Qualifikation hat absolute Priorität. Doch es gibt auch andere Themen. Wir wollen uns spielerisch weiter verbessern: im taktischen Bereich, bei der Verfeinerung der Spielkultur. Das Thema Geschwindigkeit spielt die wichtigste Rolle

 Joachim Löw blickt "gestärkt und voller Optimismus" dem Jahr 2009 entgegen. Foto: dpa

Joachim Löw blickt "gestärkt und voller Optimismus" dem Jahr 2009 entgegen. Foto: dpa

2009 ist ein Jahr ohne Großereignis. Was sind die Ziele für die kommenden Monate?

Joachim Löw: Die WM-Qualifikation hat absolute Priorität. Doch es gibt auch andere Themen. Wir wollen uns spielerisch weiter verbessern: im taktischen Bereich, bei der Verfeinerung der Spielkultur. Das Thema Geschwindigkeit spielt die wichtigste Rolle. Kombinationsformen in hohem Tempo, um den Gegner unorganisiert zu erwischen, bringen international Erfolg. Wir sind noch nicht am Optimum. Wir müssen an uns arbeiten.

Die Querelen um die Führungsspieler Michael Ballack und Torsten Frings werden nicht wieder hochkochen?

Löw: Die Lehren sind für alle gezogen. Wir gehen gestärkt und voller Optimismus ins neue Jahr. Wir wissen, welche Dinge wir angehen wollen und werden diese mit aller Kraft und Energie vorantreiben.

Gleich nach Saisonende geht es für eine Woche auf Asienreise. Ist das für Sie ein günstiger Zeitpunkt?

Löw: Es steht in diesem Sommer kein Turnier an. Das ist eine lange Pause. Durch das Pokalfinale werden auch nicht alle Spieler in Asien zur Verfügung stehen, da muss man improvisieren, das ist gut. Da können sich junge Spieler nochmal in den Vordergrund spielen.

Die Kontinentalmeister spielen kurz darauf beim Confederations Cup in Südafrika. Bedauern Sie, dass Sie beim WM-Test nur Zuschauer sind?

Löw: Das sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der Confederations Cup ist sicherlich eine Vorbereitung auf die WM, man lernt die Gegebenheiten im Land kennen. Auf der anderen Seite habe ich gespürt, dass einige Spieler nach drei Turnieren seit dem Sommer 2005 wenig Urlaub und wenig Vorbereitung hatten. Sie waren anfälliger für Verletzungen. Es ist mir daher schon recht, dass viele Spieler in diesem Jahr eine lange Vorbereitungszeit vor Saisonbeginn haben.

Sie werten Turniere grundsätzlich intensiv aus. Was nehmen Sie von der EM 2008 sportlich mit ins nächste Jahr?

Löw: Es ist so, dass durch die EM klargeworden ist, dass die meisten Tore durch Ballgewinne im Mittelfeld fallen. Das ist eine Bestätigung für uns. Es ist wichtig, eine gute Balleroberung zu haben, statt immer nur das Spiel zu unterbinden. Man muss einfach erwähnen, dass wir viel weniger Fouls machen als noch vor drei Jahren. Das zeigen auch die statistischen Erhebungen. Und es kommt auf das Tempo an. 2005 hatten wir noch 2,7 Sekunden zwischen Ballgewinn und Abspiel, mittlerweile sind wir mit 1,5 Sekunden näher am Spitzenniveau.

Ist die Tendenz zur Modernisierung des Spiels auch in der Bundesliga zu erkennen?

Löw: Das Niveau war unterschiedlich in der Bundesliga, aber es sind Tendenzen zu erkennen. Mannschaften beschäftigen sich mit Leistungszentren, wo Spieler umfassend betreut werden. Das ist gut, weil da die Konzentration geschärft wird auf den Beruf. Heute beschäftigt man sich zudem mit einem umfangreichen Trainerstab. Ich bin sicher, dass sich das auszahlt.

Wie sieht Ihre eigene Zukunftsplanung aus? Machen Sie sich schon Gedanken über die Zeit nach 2010?

Löw: Nein. Das ist für mich keinen Gedanken wert, bevor wir nicht irgendwann im nächsten November die Qualifikation geschafft haben. Vorher bedarf es keiner Gespräche.

Hintergrund

Nach 16 Länderspielen im vergangenen Jahr stehen 2009 lediglich zwölf Partien im Terminkalender der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Höhepunkt dürfte die Begegnung am 10. Oktober in Moskau gegen Russland sein. Teammanager Oliver Bierhoff glaubt, dass es "das wohl entscheidende Duell im Kampf um den Gruppensieg sein wird". Nur der Gruppenerste löst direkt das Ticket zur WM in Südafrika. Bundestrainer Joachim Löw möchte die "Stresssituation" zweier Relegationsspiele, wie sie die DFB-Auswahl vor der WM 2002 erlebt hatte, unbedingt vermeiden. Eröffnet wird das Länderspiel-Jahr am 11. Februar mit einem Freundschaftsspiel in Düsseldorf gegen Norwegen. dpa

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