„Wir leben wieder“

Darmstadt · Mit dem Sieg im Hessenderby hat sich Eintracht Frankfurt im Kampf um den Klassenverbleib zurückgemeldet. Das 2:1 bei Darmstadt 98 machte Mut für den Saisonendspurt, dessen Ausgang nun völlig offen ist.

 Frust und Freude liegen dicht beisammen. Die Frankfurter freuen sich nach dem Schlusspfiff, hinten hadern die Darmstädter Sandro Wagner (links) und Marcel Heller. Foto: Holschneider/dpa

Frust und Freude liegen dicht beisammen. Die Frankfurter freuen sich nach dem Schlusspfiff, hinten hadern die Darmstädter Sandro Wagner (links) und Marcel Heller. Foto: Holschneider/dpa

Foto: Holschneider/dpa

Spätestens als aus den Boxen in der Kabine karibische Klänge dröhnten, war die Welt der Frankfurter Derby-Helden wieder vollkommen in Ordnung. "Was für ein unglaubliches Gefühl. Wir leben wieder", resümierte Torhüter Lukas Hradecky nach dem 2:1 (0:1)-Sieg der Eintracht beim Lokalrivalen Darmstadt 98 . Durch den zweiten Dreier in Serie hat sich die Eintracht zwar noch nicht aller Abstiegssorgen entledigt - die Chancen auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga sind aber so gut wie lange nicht mehr.

Und tatsächlich: Zum ersten Mal seit langer Zeit muss das abstiegsbedrohte Team von Trainer Niko Kovac im Saisonendspurt nicht mehr auf Fehler der Konkurrenten hoffen, um das ersehnte Ziel einer insgesamt verkorksten Saison noch zu erreichen. "Ich bin glücklich über das Ergebnis", sagte Kovac, der nun heute Abend ganz entspannt schauen kann, wie sich Werder Bremen und der VfB Stuttgart im direkten Duell schlagen. Die Partie zum Abschluss des 32. Spieltags könnte in der Tat wegweisend für die noch ausstehenden zwei Spiele der Frankfurter sein.

Die Hessen belegen mit 33 Zählern Relegationsrang 16, die punktgleichen Stuttgarter liegen einen Platz davor. Bremen hat 31 Punkte - der Ausgang nach dem 34. Spieltag, an dem die Eintracht bei Werder antreten muss, ist offen.

"Wenn wir unsere Hausarbeiten machen, müssen wir auf niemanden schauen", antwortete Kovac auf die Frage, welches Ergebnis er sich denn für die Montagspartie wünsche.

Ein Genuss, das war der Auftritt seiner Mannschaft am Samstag vor 14 200 Zuschauern indes nicht. Vor allem der erste Durchgang war laut Kovac geprägt von "Kampf und Krampf", die Treffer von Makoto Hasebe (56. Minute) und Stefan Aigner (83.) in einer viel besseren zweiten Halbzeit brachten aber die Wende. "Ich bin froh, dass wir doch noch den Schalter umlegen konnten", sagte Kovac, dessen Schützlinge in der kommenden Woche den designierten Vizemeister Dortmund herausfordern werden.

Vor dem vermeintlich ungleichen Duell haben die Hessen nach dem Erfolgserlebnis in Darmstadt aber keinerlei Angst. "Das ist halt die Bundesliga, das kann man sich nicht aussuchen", sagte Verteidiger Bastian Oczipka. Dass die Eintracht wie vor einer Woche gegen Mainz 05 einen Rückstand drehte, werde "zusätzlichen Auftrieb geben. Das ist ein Gefühl, das kann man nicht in Worte fassen", meinte Oczipka.

Binnen acht Tagen haben sich die Frankfurter also von einem Quasi-Absteiger zum wieder ernst zu nehmenden Konkurrenten im Tabellenkeller gemausert. Und wenn es ganz dumm läuft, könnten nach dem Derby, das von einem Großaufgebot von 1700 Polizisten gesichert wurde und bei dem es 530 Festnahmen gab, ausgerechnet die Darmstädter die Leidtragenden sein - der zarte Vorsprung beträgt nur noch zwei Punkte. "Aber wenn uns genau das einer vor der Saison gesagt hätte", stellte Trainer Dirk Schuster klar, "hätten wir das sofort unterschrieben". Wahrscheinlich wäre der kecke Aufsteiger bereits alle Abstiegssorgen los, wenn nach der Führung von Mario Vrancic (12.) Torjäger Sandro Wagner (20.) den Foulelfmeter verwandelt hätte. So aber heißt es für die Lilien: weiter zittern.

Zum Thema:

Auf einen Blick Der VfB Stuttgart wird im Kampf gegen den Abstieg weiter auf Kevin Großkreutz verzichten müssen. Trainer Jürgen Kramny teilte gestern mit, dass der Weltmeister nicht mit zum wichtigen Bundesliga-Spiel heute (20.15 Uhr/Sky) bei Werder Bremen reist. Großkreutz habe nach seinem Muskelbündelriss am 20. März zwar "Riesenfortschritte" gemacht, ein Einsatz käme aber noch zu früh. 1899 Hoffenheim hat sich unterdessen im Abstiegskampf fast schon gerettet. Nadiem Amiri erzielte am Samstag beim 2:1 (1:1)-Sieg der Mannschaft von Jung-Trainer Julian Nagelsmann gegen den FC Ingolstadt in der 84. Minute den Siegtreffer. Zwei Spieltage vor Saisonende haben die Kraichgauer damit vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz mit Eintracht Frankfurt . sid/dpa

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