"Wir haben uns dem angepasst, wo wir sind"
Sie haben sich, als Sie Ihr Amt als FCS-Präsident angetreten haben, vorgenommen, den Neubau des Stadions voranzutreiben. Wie ist der Stand der Dinge?Horst Hinschberger: Ich habe mir in dieser Frage Zurückhaltung bis nach der Landtagswahl Ende August auferlegt. Dann wird man sofort in die Diskussion wieder eintreten
Sie haben sich, als Sie Ihr Amt als FCS-Präsident angetreten haben, vorgenommen, den Neubau des Stadions voranzutreiben. Wie ist der Stand der Dinge?
Was haben Sie denn gedacht, als Sie die 20 000 Zuschauer beim Benefizspiel des 1. FCS gegen Schalke im Ludwigspark gesehen haben?Hinschberger: Ich dachte, da sind ja noch Lücken, da passen noch 10 000 Leute mehr rein. Dafür müssen wir aber noch besseren Fußball spielen. In der Tat kommt da ein ganz anderes Gefühl zu Stande - und dies sollten wir uns für die Zukunft dauerhaft zum Ziel machen.
Die Mannschaft hat sich bei der 0:2-Niederlage gegen den Erstligisten hervorragend präsentiert. Hatten Sie damit gerechnet, dass es schon so gut läuft?Hinschberger: Nein, damit konnte man nicht rechnen. Wir wollten mit gezielten Verstärkungen auf der Mannschaft des Vorjahres aufbauen. Wir haben jetzt gesehen, dass unsere Mannschaft schon gut zusammenspielt, das hat mich in diesem Testspiel sehr beruhigt. Es war eine überzeugende Demonstration des Könnens unseres Trainers Dieter Ferner.
Ist die Personalplanung mit der Verpflichtung von Stürmer Velimir Grgic, der von Holstein Kiel kam, abgeschlossen?Hinschberger: Wir haben die Möglichkeit, bis zum Ende des Jahres noch Spieler zu verpflichten. Dazu haben wir noch Geld im Etat freigestellt. Wenn wir den Eindruck gewinnen, dass wir uns verstärken müssen, werden wir das auch tun.
Die Personalplanung lief in diesem Jahr so geräuschlos wie vielleicht nie zuvor in der Vereinsgeschichte. Wie kam es dazu?Hinschberger: Es gibt keine Strategie des Schweigens. Wir stellen uns den Aufgaben mit ehrlicher, solider Arbeit. In der vierten Liga darf man nicht mit viel Getöse agieren. Wir haben uns dem angepasst, wo wir sind. Wir wollen nicht mit großen Namen hantieren, sondern mit guten Leistungen überzeugen. In diesem schwierigen Geflecht zwischen Vereinen, Trainern, Spielern und deren Beratern ist es nicht gut, wenn über die Medien schon vorab Spekulationen verbreitet werden. Darum ist Ruhe erste Bürgerpflicht.
Blieb die Ruhe auch, weil der FCS keinen Sportdirektor hat?Hinschberger: Die Verantwortung liegt beim Trainer, das ist der Schlüssel zum Erfolg. Ich sehe keine Veranlassung, einen Sportdirektor einzustellen. Wir brauchen das Geld, um den Kader zu verstärken - und nicht, um den Überbau zu erweitern.
Ex-Trainer Alfred Kaminski hat alle Testspiele der Mannschaft gesehen. Einige Fans munkelten schon über eine Rückkehr Kaminskis zum FCS eben auf diese Sportdirektor-Position.Hinschberger: Ich habe zu Alfred Kaminski einen vernünftigen persönlichen Kontakt. Es gibt keinen Grund, einem ehemaligen Trainer zu sagen, er ist bei uns nicht gern gesehen. Aber eine Rückkehr von ihm in irgendeiner Form liegt außerhalb der Überlegungen des Präsidiums.
Das Auftaktprogramm in der Liga ist mit den Spielen gegen Elversberg, Trier und Essen heftig. Mit wie viel Punkten wären Sie denn zufrieden?Hinschberger: Wir wollen so schnell wie möglich 45 Punkte haben, um den Klassenverbleib zu sichern. Es ist falsch, eine Mannschaft nach zwei Spielen zu beurteilen. Wenn die ersten vier Spiele nicht so laufen, werde ich eine Wette mit meinem Vorgänger verlieren. Ich habe gesagt, wir werden mindestens sechs Punkte holen. Er meinte, ich sei sehr optimistisch.
Was passiert, wenn Hartmut Ostermann Recht behält?Hinschberger: Wenn er gewinnt, bekommt er eine Flasche Champagner. Eine Trainer-Zitterpartie wird es aber dann mit mir nicht geben. Vor einem Jahr nach vier Spielen hätte ich da ja auch ins Wackeln kommen können. Damals habe ich mit dem Trainer ein Gespräch gesucht und geführt. Er hat mich damals beruhigt und erklärt, dass die Mannschaft sich noch einspielen muss. Und weil ich eine solche Situation schon erlebt habe, ist die Position des Trainers superstark. Ich gebe die Frage zurück: Wenn Schalke die ersten beiden Spiele verliert, wird dann Felix Magath entlassen? Der FCS braucht Verlässlichkeit und Langfristigkeit zum Erreichen seiner Ziele.
Die Regionalliga mit den ganzen zweiten Mannschaften ist eine tote Liga. Darüber herrscht Einigkeit. Wann will der FCS aus dieser Liga draußen sein?Hinschberger: Schön wäre es, wenn wir in zwei Jahren draußen wären. Wenn es vier Jahre dauert, wird die Geduld unserer Fans nochmals stark gefordert. Man muss auch mal abwarten, ob die Einteilung der Ligen, wie wir sie heute haben, langfristig Bestand haben wird. Das Budget in dieser Liga ist für alle Vereine kaum zu erwirtschaften.
Die SV Elversberg reklamierte in den letzten Jahren für sich, die Nummer eins des Saarfußballs zu sein. Wie wichtig ist es für Sie, sich diesen Rang wieder zurück zu erobern?Hinschberger: Es gehört mehr dazu, die Nummer eins im Land zu sein wie die Ligazugehörigkeit. Es geht da auch um Fankultur, Tradition, Umfeld oder um Jugendarbeit. Ich schätze die Arbeit, die in Elversberg in den vergangenen Jahren geleistet wurde, sehr und hätte dem Verein auch an mancher Stelle noch mehr Erfolg gewünscht. Jetzt sind wir sportliche Konkurrenten in der gleichen Liga und werden sehen, wer sich da durchsetzen wird.
Wer gewinnt am Freitag ?Hinschberger: Wir haben vom Pokalspiel mit den Elversbergern noch eine Rechnung aus der vergangenen Saison offen (Anm. d. Red.: Elversberg siegte im Ludwigspark mit 2:0). Ich denke, diese Rechnung wäre schon beglichen, wenn wir einen Punkt mitnehmen würden. Wenn es drei werden - umso schöner.
Horst Hinschberger: Ich habe mir in dieser Frage Zurückhaltung bis nach der Landtagswahl Ende August auferlegt. Dann wird man sofort in die Diskussion wieder eintreten. Es wäre schön, wenn wir in den nächsten zwei Jahren wieder ein tolles Stadion in unserem Land hätten, das dann auch wieder für Länderspiele geeignet ist.