"Wir haben Bescheidenheit vorgelebt"

Saarbrücken. Gut gelaunt und voller Tatendrang besuchte Dieter Ferner, noch Trainer und ab 1. Juli Sportdirektor des Drittliga-Aufsteigers 1. FC Saarbrücken, gestern die Sportredaktion der Saarbrücker Zeitung

 Dieter Ferner wirkte gestern beim Redaktionsbesuch gelöst. Die Anspannnung der vergangenen Tage ist verflogen. Angespannter schaute er 1977 beim 6:1 gegen Bayern München dem Ball hinterher. Der Triumph zählt zu den Höhepunkten seiner Karriere.  Foto: b & b

Dieter Ferner wirkte gestern beim Redaktionsbesuch gelöst. Die Anspannnung der vergangenen Tage ist verflogen. Angespannter schaute er 1977 beim 6:1 gegen Bayern München dem Ball hinterher. Der Triumph zählt zu den Höhepunkten seiner Karriere. Foto: b & b

Saarbrücken. Gut gelaunt und voller Tatendrang besuchte Dieter Ferner, noch Trainer und ab 1. Juli Sportdirektor des Drittliga-Aufsteigers 1. FC Saarbrücken, gestern die Sportredaktion der Saarbrücker Zeitung. "Es ist an der Zeit, das Ganze von der emotionalen auf die rationale Ebene herunter zu fahren", sagte der 61-Jährige nach dem Rummel um seine Person nach dem freiwilligen Rückzug als Trainer des Fußball-Regionalligisten: "Bei dem ganzen Aufsehen ist die Leistung der Spieler oft zu kurz gekommen. Ich durfte eine Mannschaft trainieren, in der von der Nummer eins bis zur Nummer 20 schlechte Stimmung ganz selten war. Vieles haben die Jungs intern geregelt, so dass ich als Trainer nicht eingreifen musste."

Ferner wollte nicht zum Fußball-Lehrer-Lehrgang, um die für Liga drei nötige Lizenz zu machen. Darum wird er jetzt Sportdirektor und Jürgen Luginger sein Nachfolger als Trainer. "Der Name Sportlicher Leiter gefällt mir besser", sagt Ferner zu seiner Aufgabe und ergänzt: "Dass ich nicht zum Lehrgang wollte, hat nichts mit dem Alter zu tun. Man kann nicht mit halbem Kopf bei der Ausbildung und mit der anderen Hälfte bei der Mannschaft sein. Das geht nicht gut." Sehr gut liefen dagegen die zwei abgelaufenen Spielzeiten mit zwei Aufstiegen. "Es ist ein Erfolg, dass man über den 1. FC Saarbrücken, wenn nicht mit Hochachtung, dann aber doch wieder mit Respekt spricht", sagte der 61-Jährige: "Wir haben Bescheidenheit vorgelebt und damit Erfolg gehabt." Erfolg, der auch Ruhe ins aufgeregte Umfeld brachte. Dies ist Ferner fast mehr wert als der Aufstieg. "Es hat nie jemand versucht, in sportliche Belange reinzureden. Ich konnte arbeiten wie kein Trainer in der Vergangenheit", erklärt er. Jetzt ist Trainer Ferner Vergangenheit. "Das Kapitel ist abgeschlossen", sagt er und fügt an: "Dass ich Sportdirektor werde, war ebenso wenig geplant wie damals, dass ich als Trainer zum FCS zurückkehre."

Ferners neues Aufgabenfeld als Sportlicher Leiter umfasst "alles, was außerhalb des Trainingsplatzes mit dem Sport zu tun hat". Etwa Vertragsgespräche mit Spielern, Spielebeobachtung und laut FCS-Präsident Horst Hinschberger auch Pressearbeit. Erste Amtshandlung ist die Organisation eines Trainingslagers in der Region. "Jürgen Luginger will die Mannschaft drei oder vier Tage zusammenhaben." Zum Thema neue Spieler lässt sich Ferner nur Dementis entlocken: "An Tobias Schweinsteiger (Spvgg. Unterhaching, Bruder des Nationalspielers Bastian, Anm. d. Red.) ist nichts dran. Und eine Rückkehr von Olivier Caillas (erhält bei Fortuna Düsseldorf keinen neuen Vertrag, Anm. d. Red.) kann ich ausschließen." Beim Ex-Saarbrücker hätte die fehlende Ablöse ins "FCS-Beuteschema" gepasst. "Ich gehe davon aus, dass wir für neue Spieler keine Ablöse zahlen", betont Ferner: "Das Geld kann man besser anlegen."

Gut angelegt war die Zeit in Manuel Zeitz. "Manu ist im Verein groß und zur Identifikationsfigur geworden", sagt Ferner über den Publikumsliebling. "Für mich ist er unverkäuflich. Und für seine Entwicklung wäre es nicht so schlecht, wenn er nächste Saison weiter hier spielen würde." Es gebe ohnehin keine Anfrage für Zeitz - weder vom 1. FC Nürnberg noch von anderen Clubs. Zeitz hat noch ein Jahr Vertrag. Ferners Vertrag als Trainer wäre 2011 ausgelaufen. Nun gilt er bis 30. Juni. Der neue Kontrakt als Sportdirektor soll bis 2012 laufen - wie der seines Nachfolgers auf der Trainerbank. "Jürgen Luginger wird seinen eigenen Stil einbringen", glaubt Ferner, "wir haben ihn verpflichtet, weil wir alle überzeugt davon sind, dass er der beste Kandidat ist. Meine Bitte an die Fans ist, dass sie ihn so unterstützen wie mich."

Am 9. Juli testet der FCS gegen AJ Auxerre. Das teilte der französische Erstligist gestern auf seiner Internetseite mit. "Jürgen Luginger wird seinen eigenen Stil einbringen."

Dieter Ferner über seinen Nachfolger

Zur Person

Dieter Ferner, geboren am 16. Januar 1949 in Wuppertal, spielte als Torwart für Bayer Leverkusen (1968 bis 1973), RW Oberhausen (1973 bis 1975 und 1983/1984), 1. FC Saarbrücken (1975 bis 1980), 1. FC Bocholt (1980/81) und Chicago Stings (1981 bis 1983). 166 Mal hütete er das Tor in der Zweiten Bundesliga, 62 Mal wurde er in der Ersten Liga eingesetzt.

Von 1991 arbeitete der Familienvater als Jugend- und Amateurtrainer sowie Nachwuchskoordinator beim FCS. In der Saison 2005/06 führte Ferner den FC Kutzhof zur Meisterschaft in der Verbandsliga und zum Saarlandpokal-Sieg, arbeitete danach beim SC Friedrichsthal.

Nach dem Absturz des FCS in die Oberliga holte Präsident Horst Hinschberger Ferner 2008 als Cheftrainer zum Club zurück. Nach zwei Aufstiegen in Folge wird Ferner ab 1. Juli 2010 sportlicher Leiter beim FCS. cor

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