„Wir brauchen eine Vision“

Frankfurt · Franz Reindl hat nach seiner Wahl zum Präsidenten des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) Großes vor. Spätestens 2026 soll die Nationalmannschaft bei Olympischen Winterspielen um die Medaillen mitspielen.

Franz Reindl sucht Nachfolger. 50 Jahre nach seiner Bronzemedaille von Innsbruck will der neue Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) die Nationalmannschaft wieder um olympisches Edelmetall spielen sehen. "Wir wollen 2026 die Chance auf Medaillen haben", sagte der Ex-Nationalspieler nach seiner Wahl auf der Mitgliederversammlung in Frankfurt: "Einige sagen jetzt: Der spinnt. Aber wir brauchen eine Vision."

Bis zur ersten Eishockey-Medaille seit 1976 ist es ein sehr weiter Weg. Bei der WM im Mai war die DEB-Auswahl auf den 14. Platz abgerutscht, die Qualifikation für Olympia 2018 ist in Gefahr. Die Finanzlage des Verbandes ist Besorgnis erregend, zuletzt waren schon sportliche Maßnahmen gestrichen worden. Kurzfristig sei es "das Wichtigste, das Wirtschaftliche in den Griff zu bekommen", betonte der 59-jährige Reindl. Sein Vorgänger Uwe Harnos, der nach der harschen Kritik der vergangenen Monate nicht mehr zur Wahl antrat, legte mit seinem scheidenden Präsidium für die Jahre 2011 bis 2013 ein Gesamtminus von rund 1,3 Millionen Euro vor. Der Gewinn aus der Heim-WM 2010 ist damit aufgebraucht, zudem hat der Landesverband NRW eine Forderung in Höhe von 300 000 Euro.

Weil eine aktuelle Bilanz fehlte, wurden Harnos und Co. vorerst nicht entlastet. "Nicht gut, aber nicht so dramatisch" nannte Reindl die wirtschaftliche Lage. Die WM 2017, die der DEB mit Frankreich ausrichtet, spült neues Geld in die Kasse. Doch von diesen unregelmäßigen Finanzspritzen soll der Verband künftig unabhängiger werden.

"Wir werden mit den Verbänden und Clubs reden müssen, damit wir mehr Wasser unter den Kiel bekommen. Im Augenblick schrammen wir immer mal wieder über die Klippe", sagte der neue Finanz-Vizepräsident Berthold Wipfler: "Wir sind das Mutterschiff des deutschen Eishockeys, und niemand versenkt sein Mutterschiff."

Der aktuelle Cheftrainer Pat Cortina soll trotz der verpassten Qualifikation für Olympia 2014 und WM-Rang 14 in Minsk seinen Job auch unter Reindl behalten - zur Hälfte. "Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass er mit der Doppelbelastung nicht so gut fährt und auch selbst nicht zufrieden ist", sagte der neue Präsident. Die Aufgabe des Sportdirektors soll ein anderer übernehmen, "wir müssen Pat entlasten".

Reindl will im Herbst alle Parteien an einen Tisch holen, damit der versprochene Konsens nach Jahrzehnten des Streits endlich zustande kommt. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist im neuen Präsidium mit Daniel Hopp, Geschäftsführer der Adler Mannheim und DEL-Aufsichtsrat, vertreten, für die Landesverbände wurde Sportjournalist Marc Hindelang auf der achteinhalb Stunden langen Versammlung in den Vorstand gewählt.

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